Update: Bei Daniel Ricciardo musste nach dem Qualifying zum China GP der Verbrennungsmotor gewechselt werden. Eine Strafe in der Startaufstellung gibt es - obwohl der Wechsel unter Parc-fermé-Bedingungen stattfand - nicht, weil das Teil als defekt eingestuft wurde. Konsequenz: Verbrennungsmotor Nummer zwei darf die gesamte Saison nicht nur mehr im Training, nicht mehr aber im Qualifying und Rennen eingesetzt werden. Ausnahme: Das letzte GP-Wochenende.

Damit bleibt Ricciardo eigentlich nur mehr eine Power Unit, bei der Token-Verbesserungen angewandt werden dürfen. Damit ist es sehr wahrscheinlich, dass Red Bull bei Ricciardo - sollte die erlaubte fünfte Power Unit nicht kommen - mehr als nur einmal eine Strafe in Kauf nehmen muss.

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China ist nach Malaysia die nächste Herausforderung für die Motoren. Malaysia ist bei den Ingenieuren für seine extreme Hitze gefürchtet - 30 Grad sind an der Tagesordnung. Außerdem gibt es auf dem Sepang International Circuit zwei relativ lange Geraden. In China kommt nun die längste Gerade der Formel 1 überhaupt. Auf beiden Strecken ist Power wichtig.

Im vergangenen Jahr setzten die meisten Teams bereits beim dritten Rennen ihre zweite Power Unit ein. Für die Trainings am Freitag genügte noch die gebrauchte erste, für Qualifying und Rennen sollte dann eine frische Power Unit ihren Dienst verrichten. Die erste Power Unit war damit aber nicht aussortiert, sie konnte jederzeit in der Saison wieder eingesetzt werden.

Mercedes hat am wenigsten Token zur Verfügung, Foto: Mercedes-Benz
Mercedes hat am wenigsten Token zur Verfügung, Foto: Mercedes-Benz

In dieser Saison ist die Situation anders: Zum einen stehen nur vier statt fünf Power Units für die gesamte Saison zur Verfügung - über eine zusätzliche Power Unit wird noch diskutiert. Trotzdem würde es Sinn machen, auf einer Motor-lastigen Strecke wie China frische Power zu bringen. Die Tokens, die sich die Teams für die Entwicklung während der Saison aufgehoben haben, bringen aber alles durcheinander.

Weiterentwicklungen können nur bei neuen Power Units eingesetzt werden. Nachdem Exemplar Nummer eins bereits in Melbourne und Malaysia eingesetzt wurde, bleiben nur drei Power Units übrig, um die restlichen Tokens zu verfeuern.

Will ein Team eine neue Power Unit einsetzten, sollte die zumindest mit ein paar Tokens aufgerüstet sein. Andernfalls sind zwei 'alte' Exemplare im Einsatz. Damit würde man gleich doppelt leiden: Zum einen haben die noch nicht upgedateten Power Units weniger Leistung, zum anderen bleibt eine Stufe weniger übrig, um die Tokens anzuwenden.

Entwicklungstempo beeinflusst Power-Unit-Einsatz

Während die Teams im vergangene Jahr einen klaren Plan hatten, wann neue Power Units eingesetzt werden sollen, sind sie in dieser Saison neben der Laufleistung auch von der Entwicklung abhängig. Wenn die Ingenieure nicht schnell genug entwickeln, um eine bestimmte Anzahl an Tokens einsetzten zu können, muss der neue Motor unter Umständen noch warten.

Zur Klarstellung: Wurde bereits eine Komponente einer Power Unit verwendet, darf der Rest der dazugehörigen Power Unit nicht mit Tokens aufgerüstet werden - auch wenn die entsprechenden Teile noch nicht eingesetzt wurden. Tokens dürfen bei komplett neuen Power Units mit sechs frischen Komponenten angewandt werden.

Hersteller Benutzte Tokens Übrige Tokens
Ferrari22 10
Honda 9
Mercedes25 7
Renault20 12

Renault hat von allen Herstellern noch am meisten Entwicklungsspielraum. Die Franzosen haben über den Winter zwölf Tokens aufgespart. Ein Großteil davon soll in Barcelona kommen, wenn die von Mario Illien entwickleten Teile fertig sind. Allerdings hat Renault auch - abgesehen von Honda - die größten Zuverlässigkeitsprobleme.

Deshalb waren die Franzosen dazu gezwungen, schon in China - oder auch schon davor - frische Komponenten zu bringen. Daniel Ricciardo hat in Malaysia schon seine zweite Power Unit in Betrieb genommen. Der Red-Bull-Pilot musste bereits beim Australien GP Verbrennungsmotor, Turbolader sowie beide MGUs wechseln. Schon nach 50 Kilometer hatten sich seine Komponenten verabschiedet.

Power Units: Stand vor dem China GP

ICETCMGU-KMGU-HESCE
Mercedes
Lewis Hamilton111112
Nico Rosberg111111
Red Bull
Daniel Ricciardo322212
Daniil Kvyat211112
Williams
Felipe Massa111111
Valtteri Bottas111111
Ferrari
Sebastian Vettel111111
Kimi Räikkönen111111
McLaren
Fernando Alonso233222
Jenson Button233211
Force India
Nico Hülkenberg111112
Sergio Perez111111
Toro Rosso
Max Verstappen211222
Carlos Sainz221222
Lotus
Romain Grosjean111111
Pastor Maldonado111111
Manor
Will Stevens222211
Roberto Merhi222211
Sauber
Marcus Ericsson111111
Felipe Nasr111111

In China mussten die Toro Rossos nachziehen. Max Verstappen und Carlos Sainz erhielten neue Verbrennungsmotoren und MGU-Hs, der Spanier auch noch einen neuen Turbolader. Noch schlechter sieht es bei Honda aus: Fernando Alonso und Jenson Button setzen im dritten Rennen den dritten Turbolader ein. Außerdem erhalten beide eine neue MGU-K - allerdings erst das zweite Exemplar.

Auch bei Manor läuft es nicht nach Plan: Obwohl Will Stevens und Roberto Merhi kaum zum Fahren kamen, wechseln sie bereits zahlreiche Komponenten. Verbrennungsmotor, Turbolader, MGU-H, MGU-K und Steuerelektronik wurden getauscht. Gerüchten nach zufolge sollen die ersten Power Units nicht nur technisch auf dem Stand von 2014 gewesen sein, sondern auch schon ein paar Kilometer auf dem Buckelt gehabt haben.