Den Freitag in China kann Williams wohl mit den Wörtern "alles andere als optimal" zusammenfassen. Zusammen fuhren Valtteri Bottas und Felipe Massa lediglich 74 Runden, mit 1,631 Sekunden Rückstand zur Spitze auf Bottas' schnellster Runde kann zudem niemand zufrieden sein. Am Nachmittag waren allerdings alle Augen auf Felipe Massa gerichtet.

Der Brasilianer sorgte mit einem Unfall am Ende der langen Geraden für eine Unterbrechung des zweiten Trainings. Während des Abbremsens für die Haarnadelkurve war plötzlich das Heck seines Williams unkontrolliert hin und her geschlängelt, bis er schließlich auf der linken Seite in die Wand prallte. Massa verließ das Auto unverletzt, ein Re-Start am Ende der Session war allerdings nicht mehr möglich.

Felipe Massa musste zu Fuß zur Box zurücklaufen, Foto: Sutton
Felipe Massa musste zu Fuß zur Box zurücklaufen, Foto: Sutton

Massas Auto wurde umgehend zur Box zurückgebracht und genauestens untersucht. "Ich kam zur Box zurück und sie erkannten, dass mein Heckflügel während des Bremsens feststeckte", erklärte Massa im Anschluss. "Ich habe dann während des Bremsens den Abtrieb verloren und schließlich das gesamte Heck. Das war merkwürdig."

Fehler schnell behoben

Während Massa von einem merkwürdigen Vorfall sprach, war das Problem für Williams schnell in den Griff zu bekommen. Entsprechend hatte das Team keine Sorge, dass der Fehler bei Teamkollege Bottas ebenfalls auftreten könnte. "Ein feststeckender Heckflügel war der Grund für den Dreher. Das war schnell zu bereinigen", erklärte Rob Smedley und Massa selbst fügte hinzu. "Das Team nahm einige Änderungen an Valtteris Auto vor, damit ihm nicht das Gleiche passiert."

Für Massa war allerdings nach der Hälfte des Freien Trainings Feierabend. Die Konsequenz: lediglich 24 Runden, auf Rang 17 mehr als drei Sekunden Rückstand zur Spitze und keine Chance auf Longruns. Der Unfall könnte über das Wochenende allerdings noch gravierendere Folgen für den Williams-Piloten haben. Williams testete im Freien Training einige neue Teile - unter anderem einen neuen Frontflügel, der beim Anprall an die Mauer stark beschädigt wurde. "Ich habe sogar den Frontflügel getroffen. Das war ein neues Teil und vielleicht kann ich ihn nun durch das Wochenende nicht verwenden", ärgerte sich Massa. "Das war definitiv kein positiver Start ins Wochenende."

Valtteri Bottas zieht ein positives Fazit, Foto: Sutton
Valtteri Bottas zieht ein positives Fazit, Foto: Sutton

Neue Teile funktionieren

Das Fazit der neuen Teile am FW37 fiel hingegen deutlich positiver aus. Die Fahrer äußerten sich zufrieden und auch die gewonnenen Daten lassen Williams auf Aufschwung hoffen. "Als wir rausgingen, fühlte sich das Auto sofort richtig gut an. Es mussten keine großen Anpassungen vorgenommen werden", erklärte Bottas. "Die gebrachten Updates haben funktioniert, somit sind wir nun ein bisschen schneller auf dem Weg durch die Kurven." Bereits 2014 kämpfte Williams durch fehlenden Abtrieb mit dem Kurvenspeed, dieser Nachteil konnte durch die hohe Topspeed aber wieder ausgeglichen werden. Nun müssen gegen Ferrari andere Mittel gefunden werden.

Eines davon sollen die Reifen werden - der große Vorteil der Scuderia in Malaysia. "Die Temperaturen hier liegen uns besser als noch in Malaysia, daher glaube ich, dass wir im Qualifying stark sein können", bezog sich Bottas auf die rund 15 Grad Luft- und 30 Grad Streckentemperatur des ersten Trainingstages in Shanghai. In Malaysia hatte der Asphalt in der Spitze bis zu 60 Grad erreicht. Frei von Reifensorgen ist Williams allerdings auch bei kühleren Temperaturen nicht. Aus diesem Grund lag der Fokus am Freitag größtenteils auf Longruns für das Rennen. "Wir müssen sicherstellen, dass wir uns auf das Rennen und besonders auf das Graining des linken Vorderreifen konzentrieren", fügte Bottas noch hinzu.

Ist Williams wirklich wieder näher an Ferrari dran?, Foto: Sutton
Ist Williams wirklich wieder näher an Ferrari dran?, Foto: Sutton

Ferrari als großes Fragezeichen

Bei richtiger Herangehensweise ist der Finne überzeugt, dass ein gutes Ergebnis in China möglich ist. "Ich denke, dass wir definitiv mit den Red Bulls kämpfen und auch noch näher an Ferrari herankommen können", zeigte sich Bottas optimistisch. "Aber ob wir sie - oder auch Mercedes - wirklich angreifen können, ist schwierig zu sagen."

Am Freitag hatte der Finne allerdings noch keine Zeit, auf die Zeiten und Leistungen der Konkurrenz zu schlauen. Sein Gefühl ist aber positiv. "Wir sollten besser als in Malaysia sein", prognostizierte Bottas. "Unser Reifenabbau ist etwas geringer als noch in Malaysia, aber wir müssen noch ein bisschen mehr zeigen. Es wird auf jeden Fall nicht schlechter als vor zwei Wochen sein."

Teamkollege Massa hingegen äußerte sich eher skeptisch. Seiner Meinung nach gilt es vor allem Ferrari genau im Blick zu behalten. "Kimi war heute konkurrenzfähiger. Sie waren auf ihren Longruns sehr stark, daher müssen wir verstehen, mit wie viel Benzin sie unterwegs waren", warnte Massa vor der roten Konkurrenz.