Auch wenn Williams in der Konstrukteurswertung derzeit hinter seinem ehemaligen Team Ferrari liegt, ist Felipe Massa bei Williams so glücklich wie eh und je und genießt seinen zweiten Frühling. Was er an dem Team, zu dem er 2014 wechselte, besonders schätzt, ist, dass er respektiert und gebraucht wird. Denn seiner Ansicht nach braucht er nicht nur ein Auto, in dem er sich wohlfühlt. "Sondern ich muss auch den Respekt vom Team spüren", sagte er im Interview F1i.

"Das ist etwas, das ich in meinen letzten Jahren mit Ferrari nicht so sehr hatte und jetzt habe ich es zu 100 Prozent", streute er seinem neuen Arbeitgeber Rosen. "In der Formel 1 ist alles genau, daher muss man in jedem Bereich perfekt sein. Wenn man etwas spürt, was man nicht sieht und man nicht glücklich ist, dann hat das sicherlich auch auf die Leistung Auswirkungen."

Daher ist Massa der Ansicht, dass die Psychologie, die Art und Weise, wie man arbeite und wie man sich fühle, perfekt sein müssen. "Anderenfalls ist es vielleicht leicht, 0,1 oder 0,2 Sekunden zu verlieren und das bedeutet, dass man langsamer wird anstatt sich zu verbessern", erläuterte der Brasilianer. "Williams hat mir nicht nur geholfen, sondern sie brauchen mich auch." Massa sieht sich als eine Schlüsselfigur im Team. "Das bin nicht nur ich, auch Valtteri [Bottas], aber ich fühle mich als sehr wichtiger Schlüssel im Team und ich habe das Gefühl, dass das Team das sieht."

Der Podestplatz in Italien war einer der Höhepunkte, die Massa mit Williams erlebte, Foto: Sutton
Der Podestplatz in Italien war einer der Höhepunkte, die Massa mit Williams erlebte, Foto: Sutton

Teil der Revolution

Alles, was Williams in den vergangenen beiden Jahren tat und immer noch tut, auch wenn sich die Situation bereits verbessert hat, ist dem Ziel untergeordnet, es nicht nur zurück an die Spitze zu schaffen, sondern auch lange dort zu bleiben. "Es ist wirklich ein großes Vergnügen, denn man weiß, dass einem das Team zu 100 Prozent vertraut und man weiß, dass man den Respekt des Teams hat. Ich muss einfach nur meine Arbeit machen und ich will dieses Team unbedingt an der Spitze sehen, denn auch für mich ist es ein Vergnügen, da ich Teil dieser Revolution bin."

Massa sieht sich als Teamplayer und war daher alles andere als glücklich, als sein Teamkollege in Australien aufgrund von Rückenschmerzen nicht an den Start gehen konnte. "Manchmal denken die Leute: 'Ok, im ersten Rennen bist du alleine gefahren und Valtteri war nicht da, also warst du glücklich'. Ich war nicht glücklich, ich war verdammt sauer, denn wir wissen, wie wichtig Punkte für die Meisterschaft sind und ich will das Team an der Spitze sehen", stellte Massa klar.

Für ihn gehe es nicht nur um den Kampf mit dem Teamkollegen, sondern darum, Erfahrung und Verantwortung einzubringen und für das Team sein Bestes zu geben. Auch bei Ferrari habe er nach diesem Grundsatz gehandelt und auf interne Spielchen verzichtet. "Ich denke, ich habe auch deswegen verloren", sagte er. "Wenn ich bei Ferrari meine Art verändert hätte, dann wäre ich wohl nicht so lange dort geblieben. Dann hätten sie mich vielleicht gefeuert." Daher empfindet er sein Zurückstecken als vollkommen korrekt. "Ich habe meine Intelligenz genutzt, um dort zu bleiben und auf den richtigen Moment zum Abgang zu warten, was zum Glück geklappt hat."

2007 musste sich Massa seinem Teamkollegen geschlagen geben, Foto: Sutton
2007 musste sich Massa seinem Teamkollegen geschlagen geben, Foto: Sutton

Trugschluss 2007

Massa fühlt sich unterschätzt, nicht nur, weil er 2008 knapp den Titel verpasste, sondern vor allem wegen Kimi Räikkönens Titelgewinn 2007. Die Leute würden nur auf das Endresultat sehen und sagen, dass der Finne fantastisch war. "Aber bis Monza war ich vorne", betonte Massa. "Wenn ich das Problem in Monza nicht gehabt hätte, dann wäre ich vielleicht mehr als zwölf Punkte vor Kimi gewesen. Dann wäre ich die Nummer eins gewesen."

Trotz der schmerzhaften Erfahrung habe er ein fantastisches Gefühl mit dem Team gehabt. 2009, als er in Ungarn seinen schweren Unfall hatte, habe das Team Unglaubliches für ihn getan. "Ich war wirklich ein großer Teil des Teams. Das war ein wirklich schönes Gefühl, denn es war ein menschliches Gefühl und nicht nur auf den Rennsport bezogen."

Den Wechsel zu Williams bezeichnet Massa offen als letzte Chance. "Entweder es läuft jetzt gut oder es ist vielleicht vorbei", fasste er zusammen. "Ich fahre, um zu gewinnen. Ich fahre nicht, nur um dabei zu sein. Ich bin meine ganze Karriere lang gefahren, um zu gewinnen und ich habe in meiner Karriere viele Rennen in vielen Meisterschaften gewonnen", betonte er. "Wenn man zum ersten Rennen kommt und sieht, dass man 1,4 Sekunden langsamer ist, dann ist das etwas frustrierend, aber was kannst du tun? Wir müssen weiterkämpfen und wenn wir die Meisterschaft nicht gewinnen können, dann müssen wir 'best of the rest' sein."