Sebastian Vettels Sieg in Malaysia war für Mercedes die unangenehmste Niederlage in der Turbo-Hybridformel. Im vergangenen Jahr verschenkten die Silberpfeile zwar über die Saison hinweg gesehen drei Rennen an Daniel Ricciardo und Red Bull, allerdings staubte der Australier dreimal nur ab. Aus eigener Kraft hätte es für Red Bull bei keinem der 19 Rennen zum Sieg gereicht.

Malaysia war anders: Sebastian Vettel und Ferrari haben Mercedes 'fair and square', also ohne dem Zutun außergewöhnlicher Ereignisse, besiegt. Die Kampfansage aus Maranello ist deshalb in aller Deutlichkeit in Brackley und Brixworth angekommen: "Wir hatten nach Malaysia einiges, worüber wir nachdenken mussten. Es mag ein gutes Ergebnis für den Sport gewesen sein, aber für uns stellte es einen Weckruf dar", gibt Motorsportchef Toto Wolff zu.

Der Österreicher, für seine offenen Worte bekannt, legt nach: "So etwas darf man sich nicht oft leisten. Obwohl wir zwei Fahrer auf dem Podium hatten, haben wir uns jedes Gebiet ganz genau angeschaut, auf dem wir besser hätten sein können. Unsere Gegner haben sich gesteigert und jetzt müssen wir das ebenfalls schaffen. Wir betonen bereits seit Melbourne, dass wir die gesamte Saison lang einen Kampf um beide WM-Titel erwarten. Dafür müssen wir jede Gelegenheit nutzen."

Lowe: Deutlicher denn je ernsthafte Konkurrenz

"Es ist jetzt deutlicher denn je, dass wir im Kampf um die Weltmeisterschaft ernsthafte Konkurrenz haben", stimmt Executive Director Technical Paddy Lowe zu. Rein auf die gute Statistik der beiden Piloten in Shanghai will Mercedes aber nicht vertrauen. "Aus diesem Grund werden wir mit Volldampf an Performance-Verbesserungen arbeiten", verspricht Lowe. Schon in China werden zahlreiche neue Aero-Teile am Silberpfeil sein.

Aber auch Strecke und Bedingungen könnten wieder für die alte Rangordnung sorgen. "Die größte Schwäche war unser Umgang mit den Reifen auf den Long Runs", erklärt Lowe. "Dazu haben die selbst für malaysische Standards außerordentlich hohen Streckentemperaturen beigetragen." Erfahrungsgemäß sind die Temperaturen in Shanghai deutlich niedriger, allerdings variiert das Wetter recht stark. Vom kühlen Smog-Rennen bis hin zum heißen Sonnenrennen ist alles drinnen.

Auf den ersten Blick recht ähnlich, ist die Streckencharakteristik bei genauerem Hinsehen in einigen Belangen doch recht unterschiedlich zu Sepang. "Demnach wird es interessant sein zu sehen, wie die unterschiedlichen Autos mit einer erneut anderen Streckencharakteristik zurechtkommen", meint Lowe. Der limitierende Faktor ist auf dem Shanghai International Circuit der linke Vorderreifen. In Malaysia ging es hauptsächlich darum, die Hinterreifen am Leben zu halten - eine alte, fast schon traditionelle Mercedes-Schwäche.

China liegt Mercedes traditionell, Foto: Sutton
China liegt Mercedes traditionell, Foto: Sutton

Und genau diese Mercedes-Schwäche kommt in China kaum zu tragen. 2010 konnte Nico Rosberg dort mit dem Silberpfeil die erste von insgesamt nur drei Podiumsplatzierungen einfahren, 2012 glückte ihm ebendort der einzige Saisonsieg für Mercedes und 2013 - im Jahr der großen Reifenprobleme - konnte Lewis Hamilton aufs Podium fahren. 2014 gab es den obligatorischen Doppelsieg. Die Statistik zeigt sehr deutlich, dass China dem Mercedes traditionell entgegenkommt.