"Normalerweise ist Flüssigkeitsmangel hier ein großes Thema, weil es so heiß ist. Aber heute Abend gehen uns die Drinks nicht aus." Sebastian Vettel kündigte nach seinem sensationellen Sieg in Sepang die große Ferrari-Sause an. Der vierfache Weltmeister kann sich sicher sein, dass ganz Italien mitfeiert. Maranello steht Kopf. Ausgelassener Jubel bei der Scuderia nach dem ersten Sieg seit Fernando Alonso 2013. Vettel: "Seit der Einführung dieser neuen Regeln war es das erste Mal, dass jemand Mercedes auf der Strecke fair besiegt hat, ohne dass sie besondere Probleme hatten. Das bedeutet uns viel."

Da tickte selbst Teamchef Maurizio Arrivabene aus, sonst eher ein stiller - wenn auch leidenschaftlicher - Genießer. Er und Vettel brüllten nach dem Sieg am Teamfunk um die Wette. "Die Nummer 1 ist zurück! Ferrari ist zurück, Ferrari ist zurück! Fantastico, fantastico! Grande Seb", jubelte Arrivabene kurz nach dem Überqueren der Ziellinie.

Vettels erster Ferrari-Sieg war das große zählbare Ergebnis, nach dem sich die Roten so sehr gesehnt hatten. Die Stimmung war in den vergangenen Wochen gut wie nie - in den kommenden Tagen dürfte es sogar noch etwas euphorischer werden.

Forza Ferrari! Arrivabene und Vettel nach dem Sieg, Foto: Sutton
Forza Ferrari! Arrivabene und Vettel nach dem Sieg, Foto: Sutton

Chefmechaniker als Zeichen

Arrivabene betonte ausführlich, wie wichtig der Teamgedanke sei. Die Formel 1 sei keine Ein-Mann-Show, der Sieg das Produkt einer gemeinschaftlichen Leistung. Ferrari - das ist laut Arrivabene eine große Familie. Diesen Gedanken unterstrich er mit einer besonderen Geste in Sepang. Neben Vettel durfte für Ferrari auch Diego Ioverno mit auf das Podium, seines Zeichens Chefmechaniker an der Rennstrecke und sicherlich nicht der bekannteste Akteur der Ferrari-Family.

"Vor allem habe ich mich für die Jungs in Maranello gefreut", erklärte Arrivabene seine Podest-Entscheidung auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "In den letzten Monaten haben sie wie Hölle gearbeitet und das war unglaublich hilfreich. Deshalb habe ich Diego Ioverno auf das Podium gebeten. Denn er repräsentiert die Leute, die nicht nur mit wunderbaren Gedanken arbeiten, sondern sich die Finger schmutzig machen. Hier und in Maranello. Es machte mich stolz, ihn da oben zu sehen. Leute wie er repräsentieren die Leidenschaft und das Herz von Ferrari."

Strecken-Chefmechaniker Diego Ioverno darf mit aufs Podium, Foto: Sutton
Strecken-Chefmechaniker Diego Ioverno darf mit aufs Podium, Foto: Sutton

Ein italienisches Uhrwerk

Vettels Sieg als Teil eines Gesamtkunstwerks - dieser Gedanke fiel Arrivabene außerordentlich. Das Wir-Gefühl als oberste Prämisse in Maranello, oder wie er es in eigenen Worten formulierte: "Während des Rennens sah ich die Disziplin der Fahrer, der Ingenieure, des Teams - jeder funktionierte wie ein Schweizer Uhrwerk. Aber heute war es eine perfekte italienische Uhr!"

Da stimmte auch Technik-Direkter James Allison mit breiter Brust in den großen Lobesgesang ein. "Ich bin unheimlich stolz auf dieses Team", sagte er. "Wir müssen mit so großen Erwartungen aus Italien umgehen. Heute haben wir geliefert. Ich weiß, dass die Jungs in Maranello, die so hart gearbeitet haben, heute in ihren Wohnzimmern auf und ab springen. Das ist ein ganz wunderbarer Tag für uns!"

Sprung ins Glück: Vettel feiert seinen 40. Formel-1-Sieg, Foto: Sutton
Sprung ins Glück: Vettel feiert seinen 40. Formel-1-Sieg, Foto: Sutton

Ferrari war am Boden

Die außergewöhnliche Euphorie bekam Vettel schon bei seinem Amtsantritt in Maranello zu spüren. Die Mitglieder des Teams blickten zu ihm auf, erhofften sich im vierfachen Weltmeister den neuen Heilsbringer.

"Der Sieg war ein großer Boost für das ganze Team", sagte Vettel. "Sie hatten ein schreckliches Jahr und waren am Boden. Vieles hat sich verändert, inklusive eines neuen Fahrers. Ich hoffe, dass es jetzt noch besser läuft. Das ist ein toller Tag, der das Team und auch mich sehr stolz macht."