Nach all der Kritik an Renault stand Red Bull in Malaysia unter besonderer Beobachtung. Am Ende kann Christian Horner vermutlich froh sein, dass sein Ex-Fahrer Sebastian Vettel die Schlagzeilen in Sepang dominiert, denn Red Bull erlebte eine Blamage: Das eigene Nachwuchsteam kam vor Daniil Kvyat und Daniel Ricciardo ins Ziel, am Ende blieben nur die Plätze neun für den Russen und zehn für den dreifachen GP-Sieger. Sinnbildlich für den Abstieg Red Bulls: Die Bremsprobleme. Das ganze Rennen über staubten die vorderen Bremsen unübersehbar vor jeder Kurve. Vor diesem Hintergrund ist es bereits eine kleine Überraschung, dass RBR überhaupt die Zielflagge sah. Ganz anders das Team von Franz Tost: "Das Team hat eine Performance gezeigt, auf die ich stolz bin", freute er sich.

Jubel bei Toro Rosso

Mit 17 Jahren, 5 Monaten und 27 Tagen ist Max Verstappen der jüngste Fahrer aller Zeiten, der in einem Formel-1-Rennen WM-Punkte geholt hat. Da ab 2016 Superlizenzen erst ab 18 Jahren vergeben werden, wird dieser Rekord wohl nie mehr geknackt werden. "Ich habe das echt genossen!", jubelte der junge Niederländer, nachdem er seinen Teamkollegen Carlos Sainz Jr. kurz vor Schluss noch abfangen konnte und so Siebter wurde. Dabei ging das Rennen erst gar nicht so gut los: "Ich hatte auf dem mittleren Reifen große Probleme, deshalb waren die ersten Runden für ich nicht einfach."

Ricciardo vor Sainz: Am Ende war es umgekehrt, Foto: Sutton
Ricciardo vor Sainz: Am Ende war es umgekehrt, Foto: Sutton

Wie viele andere nutzte er daher die SC-Phase zum Boxenstopp und war daraufhin deutlich glücklicher: "Das war die absolut richtige Strategie und wir haben uns die Reifen gut eingeteilt. Das Auto fühlte sich großartig an; wir hatten Kämpfe mit vielen Konkurrenten, das hat ordentlich Spaß gemacht." Salz in den Wunden von Red Bull, denn in Runde 23 geschah das Ungeheuerliche: Max Verstappen überholte im Toro Rosso den Red Bull von Daniel Ricciardo. Beim Boxenstopp unter gelb hatte er vorher schon Daniil Kvyat hinter sich gelassen.

Als wäre das nicht schon Strafe genug, musste sich Red Bull auch noch Carlos Sainz Jr. beugen, der eine ähnliche Strategie wie Sebastian Vettel fuhr, also nicht während der SC-Phase an die Box kam. "Das war ein Mega-Tag heute!", jubelte Sainz, der zum zweiten Mal hintereinander in die Punkteränge fuhr und sich gegenüber Australien um einen Platz auf den achten Rang verbesserte - von Startplatz 15. "Eine Zweistopp-Strategie ist in Malaysia eine echte Herausforderung, aber für mich hat sie sich wirklich ausgezahlt und lässt mich das gestrige Qualifying komplett vergessen."

Max Verstappen ist jüngster Punktesammler aller Zeiten, Foto: Sutton
Max Verstappen ist jüngster Punktesammler aller Zeiten, Foto: Sutton

Zwischenzeitlich trafen sich die Toro-Rosso-Piloten trotz der unterschiedlichen Strategien auf der Strecke: Sainz ging nach seinem Stopp an Verstappen vorbei und setzte sich ab, doch gegen Ende des Rennens schlug das Pendel in die andere Richtung aus und Verstappen ging wieder vorbei. Sainz konnte sich gar nicht mehr an alles erinnern: "Da ist so viel um mich herum abgegangen, aber ich bin cool geblieben. Es wäre leicht gewesen, die Reifen zu blockieren oder Fehler zu machen."

Lange Gesichter bei Red Bull Racing

Beim geschlagenen Mutterrennstall war die Stimmung entsprechend am Boden: "Nach diesem Wochenende gibt es eine ganze Menge, was wir verstehen und bis China angehen müssen", knurrte Christian Horner. Daniel Ricciardo beschädigte sich schon in der ersten Kurve den Frontflügel und litt im Verlauf des Rennens immer stärker darunter, so dass Daniil Kvyat noch durchschlüpfte. Er kam nie richtig in Fahrt und kämpfte wie auch sein Teamkollege mit den Bremsen. "Nach dem Restart sind uns erhöhte Temperaturen aufgefallen, so dass die Fahrer die Autos ins Ziel tragen mussten. Ich denke nicht, dass sie heute mehr hätten leisten können", nahm Horner seine Fahrer in Schutz.

Feinstaub: Red Bull hatte massive Bremsprobleme, Foto: Sutton
Feinstaub: Red Bull hatte massive Bremsprobleme, Foto: Sutton

"Ein wirklich frustrierendes Rennen", befand Daniel Ricciardo, der sich wie auch Kvyat überrunden lassen musste. " Ich hatte einen Kontakt in der ersten Kurve, was uns getroffen hat, und dann das ganze Rennen über kleinere Probleme. Es hat lange gedauert, bis wir an den Gegnern vorbeikamen. Wir hatten schlicht nicht die Pace und dann auch noch Bremsprobleme, das hat unseren Nachmittag nicht leicht gemacht." Ricciardo und Christian Horner ließen es sich aber nicht nehmen, Sebastian Vettel zu einer "fantastischen Fahrt" zu gratulieren.

Besonders bitter für Red Bull: Nach der Niederlage gegen Toro Rosso können sie ihr Abschneiden diesmal nicht auf Renault abschieben. Thierry Salvi, der Renault-Abgesandte bei Red Bull Racing, wies auf die Fortschritte hin: "Gegenüber Melbourne haben wir hier einen ordentlichen Schritt nach vorn gemacht, was die Fahrbarkeit betrifft. Wir haben noch immer Raum für Verbesserungen, was die Rundenzeit angeht, aber wir sind recht glücklich mit dem, was wir erreicht haben." Nun ist also Red Bull gefordert, und Daniil Kvyat hat volles Vertrauen in sein Team: "Uns fehlt einiges an Pace und wir müssen aufholen. Ich bin mir sicher, dass das Team das bewerkstelligen kann."