Was sagen Sie zu Sebastian Vettel? Sie kennen ihn aus seiner Toro-Rosso-Zeit ja ganz gut.
Franz Tost: Ich gratuliere, er hat heute einen super Sieg herausgefahren. Ich habe mich riesig für ihn gefreut.

Hätten Sie erwartet, dass er so früh mit Ferrari gewinnen würde?
Franz Tost: Nein, nach Melbourne nicht, denn da waren sie ziemlich weit hinten. Aber Sepang ist eine andere Strecke, wo auch andere Kriterien eine Rolle spielen. Ich freue mich riesig für Sebastian Vettel und Ferrari, dass sie nach der langen Durstrecke wieder gewonnen haben. Gratulation!

Tost und Vettel kennen sich schon lange, Foto: Sutton
Tost und Vettel kennen sich schon lange, Foto: Sutton

Toro Rosso bezwingt Red Bull

Kommen wir zu Ihrem Team. Ist das Rennen für Toro Rosso besser als erwartet gelaufen?
Franz Tost: Nein, es war eigentlich nicht besser als erwartet. Ich habe mir das erwartet, denn wir waren hier die ganze Zeit schnell. Ich habe zu Carlos [Sainz] gesagt, dass wir bestenfalls Siebter und Achter werden können, wenn die beiden Mercedes, Ferrari und Williams keine Probleme haben, und das haben wir erreicht. Mit dem Resultat sind wir sehr zufrieden, weil beide Fahrer einen super Job gemacht haben und auch das Team bis auf einen Stopp, der mir zu langsam war, weil wir rechts hinten ein Problem hatten, alles gut gemacht hat. Deshalb sind wir zufrieden.

Wie erklären Sie sich, dass Toro Rosso in diesem Jahr stärker als Red Bull ist?
Franz Tost: Es ist erst das zweite Rennen. Ich denke nicht, dass wir stärker sind als Red Bull, das war jetzt erst einmal heute so ein Ergebnis. Red Bull ist eine sehr starke Mannschaft und ich bin davon überzeugt, dass sie bei den nächsten Rennen wieder vorne mit dabei sein werden. Sepang ist wegen der hohen Temperaturen und des Reifenverschleißes eine spezielle Strecke, deshalb muss man noch ein paar Rennen abwarten, um ein besseres Bild zu bekommen.

Wie zufrieden sind Sie mit ihren beiden jungen Fahrern?
Franz Tost: Ich bin sehr zufrieden. Sie bringen die Leistungen, die wir uns von ihnen erwartet haben, deshalb wurden sie auch von Red Bull ausgewählt. Gottseidank macht sich das umfangreiche Winterprogramm, das wir mit beiden absolviert haben, bezahlt. Wir haben seit Oktober letzten Jahres mit beiden Fahrern intensiv gearbeitet. Sie waren sehr häufig in Faenza und haben sich mit der Technik intensiv auseinandergesetzt und das macht sich jetzt bezahlt, weil sie alles bereits kennen. Wir hatten auch viel Glück bei den Testfahrten, weil wir unsere geplante Distanz abspulen konnten. Das sind natürlich wichtige Voraussetzungen für die Fahrer, um die Erfahrung zu sammeln, die Technik zu verstehen und letztlich im Rennen erfolgreich zu sein.

Toro Rosso schlug Red Bull, Foto: Sutton
Toro Rosso schlug Red Bull, Foto: Sutton

Wie haben Sie den Zweikampf zwischen Max und Carlos in den letzten Runden gesehen?
Franz Tost: Das war nicht besonders aufregend, weil Max mit den weichen Option-Reifen draußen war und Carlos die harten Reifen hatte und er gar nicht dagegenhalten konnte. Das wäre auch sinnlos gewesen, denn sie waren auf anderen Strategien. Max war auf einer Dreistoppstrategie, Carlos auf einer Zweistoppstrategie. Von daher geht das hundertprozentig in Ordnung.

Gab es Anweisungen an Carlos, weil er auf einer anderen Strategie war?
Franz Tost: Er sieht ja, wie schnell der Teamkollege aufholt. Klar haben wir ihn informiert, dass Max auf einer anderen Strategie unterwegs ist.

Lag der Performancesprung gegenüber Melbourne nur an der Streckencharakteristik oder haben auch noch andere Faktoren eine Rolle gespielt?
Franz Tost: Es ist nicht nur die Streckencharakteristik. Wir waren auch in Melbourne nicht so schlecht, nur ist das nicht so richtig rübergekommen. Es gab einige Probleme unsererseits. Wir haben bei Carlos den Boxenstopp total verhaut, weil hinten links aufgrund von Vibrationen die Radmutter geklemmt hat und wir 30 Sekunden verloren haben. Ansonsten wäre Carlos bereits in Melbourne Sechster oder Siebter geworden.

Was ist für Toro Rosso der nächste Schritt?
Franz Tost: Wir werden alles analysieren. Dann geht es nach China, das ist eine neue Strecke, auf die wir uns vorbereiten werden. Ich denke, dass wir insgesamt in einer recht guten Verfassung sind und ich erwarte mir einfach, dass wir sowohl im Qualifying als auch im Rennen unter die ersten Zehn kommen.