Seit 2001 fährt Fernando Alonso Formel 1, doch nach den Freitagstrainings in Malaysia hätte man den Eindruck bekommen können, er sei gerade das erste Mal in seinem Leben einen F1-Boliden gefahren. "Ich fühle mich großartig, endlich wieder im Auto zu sitzen", grinste der Doppelweltmeister wie das sprichwörtliche Honigkuchenpferd. "Trotz aller Simulatortests: Es ist nie dasselbe wie wenn man wirklich im Auto sitzt." Die Bedingungen seien zwar sehr extrem und er selbst nach zwei Wochen noch nicht 100 Prozent fit, "aber ich fühle mich großartig im Auto." Alonso kam beim Comeback auf die Plätze 14 (FP1) und 16 (FP2).

45 problemlose Runden konnte Fernando Alonso am Freitag abspulen. "Das ist für mich heute streng genommen der zweite Testtag" führte er aus. "Ich hatte einen Tag in Barcelona mit 63 Runden. Die anderen Tage waren alle so etwas um sieben, neun, elf Runden. Heute war also ein großer Schritt nach vorn für mich." Das gelte jedoch auch für das Fahrzeug an sich. "In Australien hatten wir 4,6 Sekunden Rückstand auf die Pole, hier können wir auf etwa 3 Sekunden herankommen. Das wären 1,5 Sekunden Fortschritt in zwei Wochen, das ist sehr beeindruckend." Allerdings relativierte er, dass in dieser Entwicklungsphase große Sprünge erzielt werden können, "weil wir so weit weg sind."

Zwar fährt er hinterher, doch Fernando Alonso war am Freitag überglücklich, Foto: Sutton
Zwar fährt er hinterher, doch Fernando Alonso war am Freitag überglücklich, Foto: Sutton

Die Verbesserungen sind vor allem auf eine Verbesserung der Power Unit zurückzuführen, allerdings betont der 33-jährige Spanier, dass Fortschritte in allen Bereichen erzielt worden seien: "Aerodynamik, Bremse, Power Unit. Wir arbeiten an vielen Bereichen des Fahrzeugs." Die einzige Zielsetzung heißt daher an diesem Wochenende: Lernen. Ein klares Ziel in Sachen Position gibt es nicht. "Q1 zu überstehen nicht das Hauptziel im Moment", erklärte Alonso. In einem Punkt wird man etwas lernen können: "Wir hatten heute ein paar Probleme beim Bremsen mit blockierenden Hinterreifen. Wir werden uns das jetzt anschauen und bis morgen beheben."

Button ohne Grip, aber mit Fortschritten

Auf der anderen Seite der Garage bescheinigte Jenson Button dem McLaren-Honda ebenfalls Fortschritte: "Wir müssen noch etwas Feintuning betrieben, aber es ist definitiv ein Schritt vorwärts. Unsere Pace ist wesentlich besser über eine Runde und auf Longruns [als noch in Australien]." Er habe jetzt spürbar mehr Leistung zur Verfügung, fügte der Routinier im Feld hinzu. Es seien keine neuen Teile verbaut, sondern das vorhandene Paket sei lediglich verbessert worden. Die Fortschritte wurden also ohne Investition von Tokens erzielt. "Wir arbeiten weniger an der Drehzahl, als am Drehmomentmanagement und der MGU-K", gab er einige Einblicke.

Das Herausbeschleunigen aus Kurven war die große Herausforderung des Tages. "Aber das lag an den Gripbedingungen insgesamt. Wenn kein Grip herrscht kann man nichts machen. Selbst die Topteams hatten heute ihre Schwierigkeiten." Die Bedingungen hatten in Malaysia gleich einen Doppelschlag parat: Enorme Hitze mit 60 Grad Asphalttemperatur und Wind, wie Button befand. "Das Gefühl ist einfach nicht gut. Ein Rutscher, und die Reifen bekommen sofort massive Überhitzungserscheinungen. Das war ein schwieriger Tag, aber das scheint für alle zu gelten."

Kein Grip: Die Fahrer klagten kollektiv über die schweren Bedingungen, Foto: Sutton
Kein Grip: Die Fahrer klagten kollektiv über die schweren Bedingungen, Foto: Sutton

Jenson Button blickte nach zwei 17. Plätzen optimistisch auf das Rennen: "Beide Autos haben problemlos funktioniert, das ist gut. Und die Longruns sahen gar nicht so schlecht aus, verglichen mit Teams wie Force India und Sauber." Wie auch Alonso legt Button weniger Wert aufs Qualifying: "In Q1 den Kampf zu den anderen zu tragen wäre sicher schön, aber wichtiger ist das Rennen. Da können wir die wichtigen Daten holen." Er habe einige neue Teile getestet, die nicht funktioniert haben. "Auch daraus lernt man. Heute war ein Fortschritt, aber es ist insgesamt noch ein weiter Weg."

Auch Eric Boullier zeigte sich angetan von den Fortschritten: "Heute war ein positiver Tag für das gesamte Team", so der Renndirektor des McLaren-Teams. "Wir haben unglaublich hart gearbeitet seit Melbourne und haben heute definitiv einige Ergebnisse unserer Bemühungen auf der Strecke gesehen. Das ist sehr vielversprechend und zeigt, dass wir uns mit unserem Entwicklungsprogramm in die richtige Richtung bewegen." Allerdings wisse auch er, dass noch ein signifikantes Stück Arbeit vor seinem Team liege. "Ich hoffe, wir können unser Momentum für den Rest des Wochenendes nutzen", schloss er ab.