2015 ist ein Rennen alt und zwei Erkenntnisse sind eindeutig: Mercedes ist dem Feld weit enteilt und Ferrari hat einen großen Sprung gemacht. Beides Tatsachen, die Williams-Pilot Felipe Massa nicht jubeln lassen. "Von Mercedes war ich nicht geschockt, denn sie hatten bereits vergangenes Jahr einen großen Vorteil", erklärte der Brasilianer. Seine 1,4 Sekunden Rückstand im Qualifying von Australien hallen allerdings in den Gedanken noch nach. "Der Unterschied ist so groß, dass etwas passieren muss, damit du ein Rennen gewinnen kannst - ein Problem bei Mercedes oder etwas anderes. Andernfalls ist die Pace einfach zu stark."

Die Pace eines anderen Teams bereitet Massa mehr Kopfzerbrechen: Ferrari. In Australien war die Scuderia etwas schneller als Williams. Der größte Schock war allerdings der Blick auf die Top-Speed-Werte. "Was wir am deutlichsten gesehen haben, ist, dass wir auf der Geraden keinen Vorteil mehr haben", erinnerte Massa. In Australien trennten den Brasilianer und Sebastian Vettel lediglich 0,5 km/h bei der Messung. "Alle Mercedes-Motoren sind von diesem Problem betroffen. Ein Blick auf den Speed von Ferrari auf den Geraden reicht aus. Sie sind nun Spitzenreiter. Wir sind zwar mit dabei, aber die Werte sind gleich."

Für Williams ein großes Problem, denn genau in diesem Bereich setzte sich die Mannschaft 2014 von der Konkurrenz ab. Von Beginn an kämpfte das Team mit fehlendem Abtrieb in den Kurven, machte dieses Manko auf den Geraden aber wieder wett. Der Nachteil des fehlenden Abtriebs ist laut Massa zwar mittlerweile deutlich geringer, der Vorteil auf den Geraden aber Geschichte. Nun beginnt ein Duell gegen Ferrari - mit schwierigen Voraussetzungen. "Wir wissen, dass wir gegen ein Top-Team kämpfen, das finanziell größere Möglichkeiten hat, das Auto zu entwickeln. Wir wissen entsprechend, wie eng der Kampf wird, aber ich glaube, dass wir es schaffen können."

Ist der Williams-Vorteil auf der Geraden komplett geschmolzen?, Foto: Sutton
Ist der Williams-Vorteil auf der Geraden komplett geschmolzen?, Foto: Sutton

Ferrari-Power-Unit das große Plus

Den Vergleich der beiden Arbeitsweisen in Maranello und Grove kann wohl niemand besser ziehen als der Brasilianer selbst. Entsprechend war der ehemalige Ferrari-Pilot nicht überrascht, welchen Sprung die Scuderia über den Winter gemacht hat. "Sie haben gute Arbeit geleistet - vor allem verglichen mit anderen Herstellern wie Renault oder Honda", erklärte Massa. "Sie haben ein Jahr gelitten, dann aber verstanden, wo sie sich verbessern müssen und das auch getan."

Entsprechend klar ist für den Brasilianer, wo Ferrari die größten Fortschritte erzielt hat. "Möglicherweise haben sie auch ein besseres Chassis, aber ich würde sagen, es liegt hauptsächlich am Motor", so der Williams-Mann.

Malaysia als neue Chance

Diese Verbesserung der Scuderia war Williams bereits während der Testfahrten in Barcelona nicht entgangen. Dennoch reiste das Team mit viel Optimismus nach Australien und musste dort erkennen, dass die rote Konkurrenz sogar ein Stück voraus war. "Hoffentlich können wir hier wieder besser angreifen", bezog sich Massa auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com auf das zweite Rennwochenende in Malaysia. "Wenn wir von Kurs zu Kurs zwei Zehntel gewinnen, kann das die Situation bereits verändern."

Williams möchte in Malaysia wieder vor der roten Konkurrenz stehen, Foto: Sutton
Williams möchte in Malaysia wieder vor der roten Konkurrenz stehen, Foto: Sutton

Über die vergangenen zwei Wochen arbeitete die Mannschaft aus Grove an vielen Bereichen. Der wohl wichtigste Aspekt wird in Malaysia aber die Hitze. "Auf diesem Kurs beeinflussen die Temperaturen die Performance deutlich", warnte Massa. Die richtigen Schritte am Chassis und der Kampf um Abtrieb könnten nach Meinung des Brasilianers wirklich entscheidende Zeitenunterschiede bewirken.

Teamkollege Valtteri Bottas rechnet mit keiner großen Verschiebung der Kräfteverhältnisse im Vergleich zu Ferrari. Zwei große Pluspunkte sieht der Rückkehrer aber in Händen seines Teams: "Wir wissen, dass wir ein ziemlich effizientes Kühlungssystem haben. Das sollte uns helfen", so Bottas. "Und zudem haben wir jetzt wieder zwei Autos gegen Ferrari im Rennen - das hilft natürlich."