Die Silberpfeile haben in Melbourne das Geschehen diktiert. Lewis Hamilton und Nico Rosberg brannten die schnellsten Rennrunden in den australischen Asphalt, sämtliche Qualifying-Bestzeiten gingen an Mercedes und auch die Freien Trainings dominierte nur ein Farbe: Silber. Darf die Konkurrenz angesichts dieser Überlegenheit darauf hoffen, die Silberpfeil-Phalanx zu durchbrechen?

"Australien war ein großartiger Start in die Saison", sagt der amtierende Champion Lewis Hamilton. "Es war unglaublich, genau dort weiterzumachen, wo wir im letzten Jahr aufgehört haben. Aber wenn uns 2014 etwas gelehrt hat, dann dass es niemals einfach ist, eine komplette Saison zusammenzubekommen."

Silber war wie erwartet stark in Australien, Foto: Sutton
Silber war wie erwartet stark in Australien, Foto: Sutton

Der Sieg beim ersten Rennen war für Hamilton nur ein kleiner Schritt auf einem langen Weg. Den nächsten Schritt in Richtung Titelverteidigung könnte der Brite bereits beim Malaysia Grand Prix gehen. Der Sepang International Circuit ist bekanntlich ein sehr fordernder für Mensch und Maschine. "Durch die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit ist das Rennen sehr hart", so der 30-Jährige, der sich im Moment für alles gerüstet fühlt . "Mein Ziel ist es, die Performance aus dem letzten Jahr zu wiederholen."

Ähnlich enthusiastisch und voller Vorfreude auf das nächste Rennen ist Nico Rosberg. "Melbourne war ein Mega-Wochenende für das Team", sagt der gebürtige Wiesbadener. "Es war absolut unglaublich, das Jahr mit einer solchen Dominanz zu beginnen. Das Team hat fantastische Arbeit geleistet." Dennoch ist er natürlich enttäuscht, dass er den Auftaktsieg von 2014 in diesem Jahr nicht wiederholen konnte: "Aber Lewis war in Top-Form. Jetzt liegt es an mir, dieses Extrabisschen noch herauszuholen."

Der Vizeweltmeister wünscht sich für das Rennen in Kuala Lumpur, dass es ganz vorne nicht auf einen Zweikampf hinausläuft: "Hoffentlich werden uns noch ein paar andere Fahrer so sehr antreiben, wie wir uns gegenseitig pushen. Das wäre toll für den Sport." Um den Sport sorgt sich auch Sebastian Vettel, der am Freitag für einige Minuten bei Mercedes spionieren darf. "Ganz besonders freue ich mich darauf, im Ingenieursmeeting am Freitag unseren Ehrengast Herrn Vettel begrüßen zu dürfen", sagt Rosberg.

Mercedes wird auch in Malaysia das Maß aller Dinge, Foto: Sutton
Mercedes wird auch in Malaysia das Maß aller Dinge, Foto: Sutton

Motorsportchef Toto Wolff ist zufrieden mit dem Verlauf des ersten Rennwochenendes und vergibt dem Team Bestnoten: "Melbourne war ein fehlerfreies Wochenende für das Team. Es brachte die verdiente Belohnung für alle, die so hart am W06 Hybrid Projekt gearbeitet haben." Nachlassen dürfe man jedoch nicht. "Das können wir uns, angesichts der unnachgiebigen Konkurrenz, die uns jagt, auch gar nicht leisten." Vor allem Ferrari habe Fortschritte erzielt und Williams sähe ebenfalls sehr stark aus.

Dass die Strecke in Sepang eine ganz besondere Belastung für die Fahrer und die Autos ist, weiß auch Technikchef Paddy Lowe: "Es ist eine permanente Anlage mit der kompletten Palette an Kurvengeschwindigkeiten, die gnadenlos mit dem Auto umgeht." Die extreme Hitze, die hohe Luftfeuchtigkeit und die fast sichere Wahrscheinlichkeit von sintflutartigen Regenfällen tun ihr Übriges. Der Brite sieht Mercedes aber gut gerüstet: "Wir bringen ein paar kleinere Updates für die Autos mit. Damit beheben wir einige Punkte, die bislang noch nicht perfekt waren."

Mercedes: Malaysia Bilanz

Mercedes in Sepang: Der Große Preis von Malaysia ist wegen Titelsponsor Petronas eines der vielen Heimrennen von Mercedes. Doch auch aus sportlichen Gründen stellt der Sepang International Circuit für die Silberpfeile einen ganz besonderen Ort dar. 2010 erzielte Nico Rosberg als Dritter den ersten Podiumsplatz seit Mercedes' Rückkehr als Werksmannschaft, 2013 stand Lewis Hamilton zum ersten Mal in Diensten der Silberpfeile auf dem Podium und in der Vorsaison gab es einen vielumjubelten Doppelsieg - den ersten seit 1955.

Lewis Hamilton in Sepang: Die Bilanz des Briten in Malaysia kann sich durchaus sehen lassen. Hamilton holte bei seinen acht Rennstarts stets Punkte und war nie schlechter als auf Rang acht klassiert. Nachdem der Brite bereits drei Mal auf dem Podium gestanden war, feierte er im Vorjahr seinen ersten Sieg in Sepang.

Nico Rosberg in Sepang: Bei seinem Malaysia-Debüt in der Saison 2006 lenkte Rosberg seinen Williams-Boliden auf den dritten Startplatz, schied im Rennen jedoch mit einem Motorschaden aus. 2009 holte der Wiesbadener als Achter zum ersten Mal Punkte, während er im Jahr darauf den vielumjubelten dritten Platz belegte und Mercedes den ersten Pokal in der Neuzeit der Formel 1 bescherte. In der Vorsaison stand Rosberg als Zweiter abermals auf dem Treppchen.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Niemand zweifelt daran, dass Mercedes in Malaysia erneut die ersten beiden Plätze in Beschlag nehmen wird. Dennoch stellt das zweite Saisonrennen den F1 W06 Hybrid vor eine schwierige Bewährungsprobe. Funktioniert der Silberpfeil bei Regen genauso hervorragend wie unter trockenen Bedingungen? In Malaysia sind monsunartige Regenschauer keine Seltenheit. . Die Konkurrenz wird hoffen, damit eine Schwachstelle ausfindig machen zu können. Im Sinne des Sports wäre es wünschenswert, wenn das Feld bei feuchten oder nassen Bedingungen zusammenrücken würde. Wirklich daran glauben werden aber wohl die Wenigsten. (Haris Durakovic)