Red Bull und Motorenpartner Renault lieferten sich in Australien ein offenes Wortgefecht. Wechselseitig wurde sich der Schwarze Peter für den enttäuschenden Saisonstart, die fehlende Power und die mangelnde Fahrbarkeit des Motors in die Schuhe geschoben. Ex-Formel-1-Pilot Olivier Panis kann die harten Worte von Red Bull an seinen Partner nicht nachvollziehen und fordert das Team auf, sich erst um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern.

Er könne verstehen, dass Teamchef Christian Horner und Motorsportberater Dr. Helmut Marko enttäuscht seien, begann Panis im Gespräch mit motorsport.com. "Aber ich finde es etwas einfach, Renault die Schuld zu geben. Die Red Bulls waren mit dem gleichen Motor an der Spitze, daher sollten sie besser vor ihrer eigenen Haustür kehren als sich diese Dinge anzusehen. Wenn man vier Titel mit einem Hersteller gewonnen hat, dann kann man nicht geradewegs die Hand beißen, die einen gefüttert hat", mahnte er. Er respektiere, dass jeder seine eigenen Interessen verteidige, er finde es jedoch kaum akzeptabel und an der Grenze, so zu agieren wie Red Bull.

Genauso wenig wie den öffentlichen Streit mit Renault kann Panis Red Bulls Haltung zur Dominanz der Silberpfeile verstehen. "Horner mag sich beschweren, aber als er vier Mal Weltmeister war und dominierte, hat er nicht die anderen gefragt, ob das ok für sie ist", gab er zu bedenken. "Es gibt einen Punkt, an dem man die Dinge zurück in ihren Kontext bringen muss: Sie haben eine harte Zeit, ok, aber wenn man ein Team ist, dann hält man zusammen und macht weiter."

Formel 1 muss Formel 1 bleiben

Panis sieht im Gegensatz zu Red Bull keinen Handlungsbedarf aufgrund der Dominanz von Mercedes. Er warnt sogar vor voreiliger Gleichmacherei. "Die Formel 1 muss die Formel 1 bleiben. Wir haben natürlich äußerst dominante Mercedes-Boliden gesehen. Man kann sie aber nicht beschuldigen oder kritisieren, sie haben bessere Arbeit geleistet als alle anderen, sei es, was das Chassis angeht oder was den Motor angeht", relativierte er.

Er könne zwar verstehen, dass man gerne etwas anderes als eine Mercedes-Dominanz sehen würde, aber es sei nun mal, wie es ist und auch so, wie erwartet. Außerdem gab Panis zu bedenken, dass Ferrari an die Spitze zurückgekehrt ist und auch Red Bull trotz eines harten ersten Rennens bald wieder da sein sollte. "Was die anderen angeht, hat Sauber sehr gute Leistungen gezeigt. Es gibt immer noch ein paar gute Überraschungen", betonte er. "Bleiben wir positiv und hoffen beim nächsten Mal auf einen viel besseren Grand Prix."

Einem Eingriff ins Regelwerk möchte Panis damit einen Riegel vorschieben, denn seiner Ansicht nach geht das aktuelle Reglement bereits zu weit. "Ich denke bereits, dass sich die Formel 1 in einer Weise entwickelt hat, die ich nicht begrüße, vielleicht weil ich der ehemaligen Generation angehöre", sagte er. "Aber wenn man jetzt sagt, dass die Leistungen beschränkt werden müssen, dann kann man auch gleich einen Markenpokal schaffen. Aber wenn man Konstrukteure anlocken will, dann wird man sie damit abschrecken", warnte er.