Herr Seiler, eine Austragung des Deutschland Grand Prix ist für den Hockenheimring laut Aussagen aus der deutschen Medienlandschaft nun vom Tisch. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Georg Seiler: Ich habe nicht gesagt, dass der Deutschland GP nun definitiv nicht am Hockenheimring stattfinden wird, sondern nur, dass ich nicht mehr damit rechne. Es sind nun mehrfach Fristen verstrichen und wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem wir nicht mehr damit rechnen können, dass eine Austragung ohne Einbußen in der Qualität der Umsetzung möglich ist. Ich will aber verstanden wissen, dass wir nicht schuld daran sind, dass es nicht klappt. Wir haben im Gegenteil alles dafür getan, sollte der Nürburgring nicht Austragungsstätte sein, die Formel 1 auch 2015 in Deutschland zu veranstalten. Jedoch liegt es nun einmal nicht in unserer Hand.

Was hätte geschehen müssen, dass das Rennen definitiv stattfindet und Sie auch mit einer Austragung rundum einverstanden sind?
Georg Seiler: Da gibt es auf jeden Fall mehrere Faktoren. Die entscheidenden sind aber sicherlich Geld und Zeit. Einerseits muss gesichert sein, dass der Hockenheimring seine Kosten ersetzt bekommt und kein Minus-Geschäft macht, andererseits ist die Austragung eines Formel-1-Rennens ein immenser planerischer und logistischer Aufwand, der nicht ohne weiteres zu tätigen ist. Bereits Wochen im Voraus muss mit dem Aufbau und den Vorbereitungen an der Strecke begonnen werden, und auch im Nachhinein müssen wir noch viel Zeit für Abbau etc. einplanen. Größte Hürde ist jedoch sicherlich der finanzielle Aspekt.

Kein Rennen in Deutschland 2015: Das Undenkbare nimmt Gestalt an, Foto: Sutton
Kein Rennen in Deutschland 2015: Das Undenkbare nimmt Gestalt an, Foto: Sutton

Könnten Sie das bitte genauer ausführen?
Georg Seiler: Gerne. Es ist in Deutschland leider so, dass es nicht wie bei den meisten anderen Grand Prix Gelder vom Land gibt, z. B. über Sport- und/oder Tourismusförderung. Wir müssen die komplette Veranstaltung im Grunde genommen selbst stemmen. Da wir ja per Vertrag nicht an der Reihe sind, sondern nur zum Wohl der Formel 1 in Deutschland angeboten haben, als Ersatzausrichter einzuspringen, werden wir logischerweise kein Minus-Geschäft billigend in Kauf nehmen. Die Formel 1 liegt uns sehr am Herzen, und vor allem natürlich das Rennen in Deutschland. Aber zeigen Sie mir bitte denjenigen, der hohe finanzielle Risiken in Kauf nimmt, weil er helfen will.

Wären Sie aber Stand jetzt noch bereit, bei einer überraschenden Wende der aktuellen Entwicklung den Deutschland Grand Prix 2015 auszutragen?
Georg Seiler: Sehen Sie, es ist einfach so. Wenn morgen ein Investor das Geld bereitstellt und Bernie Ecclestone anklopft, dass er das Rennen bei uns abhalten möchte, würden wir gegebenenfalls die Situation neu bewerten. Ich möchte noch einmal betonen, dass nicht wir den Deutschland Grand Prix generell absagen können, das haben wir nicht zu entscheiden. Wir haben uns als Ersatz angeboten und es gab diverse Fristen, die nicht eingehalten wurden. Wir haben bereits massiv Zeit für den Vorverkauf der Tickets verloren, und wenn nachher nur 30-40 Tausend Menschen an der Strecke sind, hat das sicher auch einen Image-Schaden hinsichtlich der Rennen 2016 und 2018 am Hockenheimring. Für diese Rennen haben wir einen Vertrag und diesen wollen wir erfolgreich erfüllen.

Nach Wochen der Ungewissheit sind Sie nun mit dieser klaren Aussage an die Öffentlichkeit getreten. Warum?
Georg Seiler: Ich denke, es war einfach an der Zeit, der Öffentlichkeit die Situation klar zu machen und zu zeigen, dass der Hockenheimring nicht für eine eventuelle Absage des Deutschland Grand Prix verantwortlich gemacht werden darf. Wir waren bereit zu helfen, aber nun wären einfach der zeitlich bedingte Qualitätsverlust der Veranstaltung sowie mögliche Image-Einbußen für zukünftige Veranstaltungen nicht mehr darstellbar. Zudem wollten wir auch verbalen Angriffen entgegenwirken, die sich in letzter Zeit öffentlich doch gemehrt haben. Unser Standpunkt ist klar: Es ist schade, wenn wir die Formel 1 2015 nicht in Deutschland haben - aber das liegt nicht in unserer Verantwortung.