Pro: Der Weg ist zu Ende

Dr. Helmut Marko kündigte in Australien an, dass Red Bull aus der Formel 1 aussteigen könnte. Ist das möglich? Ich denke ja, denn Red Bull hat eine mehr als erfolgreiche Zeit hinter sich. Aber alles hat mal ein Ende. Dann lieber ein Ende mit Schrecken, als... Sie wissen schon.

Red Bull und Mercedes treffen nur noch beim Überrunden aufeinander, Foto: Sutton
Red Bull und Mercedes treffen nur noch beim Überrunden aufeinander, Foto: Sutton

Red Bull ist bereits seit 2005 dabei. Blickt man in die jüngere Vergangenheit, gab es nicht viele Teams, die sich so lange zur Königsklasse bekannt haben. Toyota, BMW, Honda, Super Aguri - gegen all diese Teams ist Red Bull schon gefahren. Alle wurden verkauft oder verschwanden komplett. Daher wäre ein Ausstieg keine Besonderheit. Vielmehr die Erkenntnis, dass der Weg zu Ende ist. Insgesamt acht WM-Titel sind ein Pfund. Zahlreiche Talente hat Red Bull hervorgebracht: Vettel, Ricciardo, Buemi... Ein Rückzug wäre verständlich. Auch im Hinblick auf die Regeln.

Denn die momentanen Regeln sind für Red Bull der absolute Erfolgskiller. Mit dem aktuellen Renault-Motor könnten auch drei Adrian Neweys nicht helfen. Ein Wechsel zu Mercedes-Aggregaten wird nicht passieren. Langfristig kostet die Formel 1 schlicht zu viel Geld, um im Mittelfeld herumzufahren. Und Dietrich Mateschitz wird ohne Perspektive nicht noch mehr Geld investieren. Dazu beschädigt die aktuelle Situation die Marke. Denn Red Bull steht für Erfolg. Ja, ein Ausstieg wirft auch ein schlechtes Licht auf den Konzern. Aber Red Bull hat der Formel 1 auch genug gegeben. Und BMW hat es nicht anders gehandhabt.

Ein Ausstieg aus der Formel 1 müsste ja nicht bedeuten, dass sich Red Bull komplett aus dem Sport zurückzieht. Zu groß ist das Interesse von Dietrich Mateschitz. Und wer weiß, vielleicht verwendet er die eingesparten Mittel, um Adrian Newey einen großen Traum zu erfüllen: die Entwicklung eines LMP1 für Le Mans. Denn dort herrschen andere Regeln. Und Red Bull könnte vielleicht wieder vorne mitfahren.

Probleme über Probleme bei Red Bull, Foto: Sutton
Probleme über Probleme bei Red Bull, Foto: Sutton

Contra: Alles nur Säbelrasseln

Was war das nicht für eine Aufregung in Melbourne! Red Bull droht mit dem Rückzug aus der Formel 1, weil die Regeln Mercedes zu sehr in die Karten spielen würden und Renault auch nach einem Jahr nicht in der Lage ist, einen konkurrenzfähigen Motor auf die Beine zu stellen. Doch kann man diese Drohung wirklich ernst nehmen? Nein, sage ich, denn zu viel spricht gegen einen Ausstieg aus der Königklasse.

Ecclestone steht auf der Seite von Red Bull, Foto: Sutton
Ecclestone steht auf der Seite von Red Bull, Foto: Sutton

Red Bull hat sich im letzten Jahrzehnt in der Formel 1 viel zu viel aufgebaut, als dass man jetzt als Trotzreaktion einfach alles hinschmeißen würde. Der Getränkehersteller verfügt über ein ausgeklügeltes Nachwuchssystem, das auch weiterhin die Stars von morgen produzieren soll, zudem wurde die Formel 1 gerade erst zurück nach Österreich auf die konzerneigene Strecke in Spielberg geholt.

Red Bull geht es einzig und alleine darum, die Regelhüter unter Druck zu setzen, um die Vormachtstellung der Silberpfeile zu brechen. Ein Indiz dafür, dass diese Strategie von Erfolg gekrönt sein könnte, sind Bernie Ecclestones Aussagen, der dem Team zur Seite sprang und sich mit Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz bestens versteht. Außerdem käme es dem Image der Weltmarke gewiss nicht zugute, als beleidigter Verlierer vom Platz zu schleichen.

Wir werden Red Bull Racing auch weiterhin in der Formel 1 sehen - ob mit oder ohne Renault-Motoren, sei aber dahingestellt. Eine Trennung von Toro Rosso ist hingegen nicht unwahrscheinlich, womöglich handelt man mit Renault einen Deal aus, der das Nachwuchsteam beinhaltet, um aus dem laufenden Vertrag herauszukommen und zu einem anderen Motorenhersteller wechseln zu können.