Das erste Rennen der neuen Saison ist vorbei: Was war Ihr Highlight?
Christian Danner: Zum einen Arnold Schwarzeneggers Siegerinterview! Das war nicht zu toppen, das war Weltklasse, wie dieser Typ den Grand Prix zu einem so herzlichen Abschluss gebracht hat. Herrlich! Endlich mal ein Interviewer, bei dem man sagt: Das war's!

Und dann natürlich Vettel: Ich würde sagen, dass die Geschichte mit Sebastian Vettel und Ferrari schon fast nahtlos an den Beginn von Michael Schumacher und Ferrari anschließt. Maurizio Arrivabene ist ein Pragmatiker, ein Realpolitiker - kein Montezemolo. Sergio Marchionne erst recht nicht. Und beide wissen, dass sie noch lange nicht da sind. Real gerechnet fahren sie vielleicht 1,2 Sekunden pro Runde langsamer als Mercedes, wenn die Gas geben - das ist eine Menge Holz.

Aber: Ich habe Sebastian Vettel noch nie so ausgelassen, so fröhlich, so zufrieden mit einem fast schon Ricciardo-artigen Lächeln im Gesicht durchs Wochenende gehen sehen. Er strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Wenn ich sehe, wie er Arm in Arm mit Arrivabene durchs Fahrerlager gegangen ist, dann denke ich daran, wie er das mit Dr. Marko gemacht hat. Auf jeden Fall anders. Toll!

Was ist ein realistisches Ziel für Sebastian? Platz drei in der Fahrerweltmeisterschaft?
Christian Danner: Ja, wobei Williams schon ein bisschen mitgeholfen hat. Dass Bottas nicht gefahren ist, war ein Grund, warum Sebastian relativ schön aufs Podium fahren konnte. Und dass Ferrari es fertig gebracht hat, Vettel mit einem Overcut - nicht mit einem Undercut - vor Massa zu bringen, da gehört auch etwas dazu, auch wenn etwas Pech dabei war. Ganz ehrlich: Realistisch gesehen ist der Williams noch eine Hausnummer und Ferrari und Sebastian sind nicht automatisch Dritter in der Weltmeisterschaft. Aber es ist ein realistisches Ziel, sie müssen nur dran bleiben.

Red Bull und Renault enttäuschten auf ganzer Linie, Foto: Sutton
Red Bull und Renault enttäuschten auf ganzer Linie, Foto: Sutton

Red Bull konnte im letzten Jahr drei Rennsiege abstauben, könnte Ferrari das in diesem Jahr machen?
Christian Danner: Ja, wenn Mercedes eine Kanada-Geschichte macht. Dann ja - aber sonst nicht.

Gab es an diesem Wochenende irgendeine Überraschung für Sie?
Christian Danner: Ja, eine negative. Und zwar, dass Renault es fertig gebracht hat, hier mit einem derart unterirdisch schlechten Motorpaket anzutreten. Das war eine Überraschung. So grottenschlecht in Leistung, Fahrbarkeit und Zuverlässigkeit - das hätte ich ihnen nicht zugetraut.

Dr. Marko hat ebenfalls deutlich Worte gefunden und schließt einen Ausstieg Red Bulls aus der Formel 1 nicht aus...
Christian Danner: Man muss den Dr. Marko verstehen: Wenn man ein Team mit dem Personal, mit den Fahrern, mit der Struktur und der Organisation hat, mit der man die Weltmeisterschaft gewinnen kann und dann einen Partner hat, der einem die Suppe so versalzt, dass man auch auf absehbare Zeit hoffnungslos hinterherfährt, dann muss man die Deutlichkeit der Aussagen verstehen. Mit dieser Truppe, die ganz offensichtlich nicht in der Lage ist, das auch nur halbwegs hinzubekommen, ist das nicht nur so gut wie ausgeschlossen, sondern komplett ausgeschlossen, dass sie wieder um den Titel fahren.

Noch schlechter als Renault war eigentlich nur Honda unterwegs...
Christian Danner: Diese Thematik war aber absehbar. Bei Renault eigentlich nicht, denn so schlecht waren sie bei den Testfahrten nicht. Honda war deshalb keine Überraschung, sondern eine Bestätigung, dass es noch ein Sorgenkind ist. Das dauert, aber sie bekommen das schon hin. Sie haben genau dieselben Probleme wie zu Beginn alle anderen auch. Wenn man alle Komponenten mit Leistung zueinander schaltet, wollen sie sich nicht mehr richtig verstehen. Wenn das Ferrari hinbekommt, dann wird das Honda auch schaffen.

15 Starter: Wo sind all die Autos hin?, Foto: Sutton
15 Starter: Wo sind all die Autos hin?, Foto: Sutton

Wie hat Ihnen die Rennaction mit einem so stark dezimierten Grid gefallen?
Christian Danner: Überhaupt nicht. Ich persönlich bin der Meinung, es gehören mindestens 26 Autos an den Start und fertig. Das ist mein Verständnis für die Formel 1. Dass nur 15 losgefahren sind, ist eine voll-Katastrophe, wobei das wirklich dumm gelaufen ist. Die Verletzung bei Bottas kann passieren. Dass Magnussen und Kvyat auf dem Weg in die Startaufstellung liegen bleiben - naja, das ist auch schon mal passiert. Das ist nicht gut, aber es ist einfach blöd gelaufen.

Sorgenkind Sauber hat zumindest sportlich an diesem Wochenende überzeugt...
Christian Danner: Das freut mich! Ich habe Peter Sauber nicht nur gratuliert, weil er Mal mein Teamchef war. Es freut mich auch für das Team. Van der Garde hoch und runter, Frau Kaltenborn hin und her: Im Endeffekt geht es hier um das Überleben eines Formel-1-Teams mit einer schönen Historie. Und das Überleben ist jetzt eher wahrscheinlich, als das vorher der Fall war. Aus Krisen kann man erstarkt hervorgehen und ich hoffe, dass die van-der-Garde-Geschichte für alle Beteiligen eine vernünftige, einvernehmliche Wendung nimmt. Denn mir ist Sauber im Geschäft lieber, als ein van der Garde im Cockpit.