Der Formel-1-Saisonauftakt in Melbourne wurde zu einer Machtdemonstration von Weltmeisterrennstall Mercedes. Die Silberpfeile feierten durch Lewis Hamilton und Nico Rosberg einen ungefährdeten Doppelsieg mit mehr als einer halben Minute Vorsprung auf den drittplatzierten Sebastian Vettel. Ein beträchtlicher Abstand, doch damit kann man sich bei Ferrari im Vergleich zu anderen Teams noch glücklich schätzen.

Red Bull Racing etwa steckt aktuell in einer handfesten Krise. Der Antriebsstrang aus dem Hause Renault macht gehörige Probleme. Daniel Ricciardo musste bereits am Freitag seine Power Unit tauschen, Daniil Kvyats Aggregat gab am Sonntag auf dem Weg in die Startaufstellung den Geist auf und hinderte den Russen so an einer Rennteilnahme. Ricciardo sah zwar die Zielflagge, wurde von den Mercedes-Piloten aber sogar überrundet.

Für Red Bull wurde der Saisonauftakt zum Debakel, Foto: Sutton
Für Red Bull wurde der Saisonauftakt zum Debakel, Foto: Sutton

Während Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko den Power-Unit-Lieferanten Renault heftig attackierte und sogar mit einem Formel-1-Ausstieg drohte, forderte Teamchef Christian Horner eine Angleichung der Motoren, um zumindest wieder eine annähernde Chancengleichheit zu garantieren.

"Als wir gewannen, und wir haben nie mit einem solchen Vorsprung wie sie [Mercedes] gewonnen, wurden die Doppeldiffusoren verbannt, Auspuffe versetzt, bewegliche Teile verboten und das Motormapping während der Saison geändert", erinnerte der Brite. Und Adrian Newey fügte hinzu: "Bei Mercedes sagt niemand ein Wort."

Doch nicht nur Red Bull sei von diesen Maßnahmen betroffen gewesen, ähnlich sei es zuvor auch Williams und McLaren ergangen, betonte Horner, der eine engere Zusammenführung des Feldes für die Gesundheit des Sports als elementar erachtet. "Die FIA hat innerhalb der Regeln einen Ausgleichungsmechanismus. Ich denke, das sollten sie sich vielleicht ansehen", forderte er.

Ein Wunsch, der Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff die Zornesröte ins Gesicht trieb. "Wenn man in der Formel 1 fährt und dort versucht, seinen Gegner zu schlagen und auf dem höchsten Niveau zu performen, dann ist es schon eigenartig, mit einem gefahrenen Rennen schon nach Angleichung zu schreien", entgegnet der Österreicher.

Wolff: Haben auch nicht gejammert

Wolff erinnerte an eine ähnliche Situation mit vertauschten Rollen vor einigen Jahren, als Red Bull mit Sebastian Vettel vier Titel in Serie einfuhr und Mercedes um den Anschluss kämpfte. "Von uns hat man kein Gejammer gehört. Wir haben so etwas nicht gemacht", stellte er fest. "Ich kann ihnen nur empfehlen, sich verdammt noch mal zusammen zu reißen und ihre Probleme selbst zu lösen." Er sei jedenfalls nicht an den Klagen von Horner und Co. interessiert: "Es gibt diese Wand in Jerusalem wo man sich hinstellen kann und seine Probleme klagen kann. Dort sollten sie mal hingehen."

Einen kleinen Seitenhieb in Richtung Konkurrenz konnte sich der Österreicher nicht verkneifen. "In der Formel 1 geht es auch darum, richtig zu antizipieren, in welche Richtung es sportlich und politisch geht", meinte Wolff, der sich mit seinem Rennstall mit Abstand am besten auf die Hybrid-Ära eingestellt hat. "Wir haben hier ein ständig wechselndes Umfeld. Das muss jedes Team verstehen."