War der ambitionierte Plan Manors von Anfang an zum Scheitern verurteilt? Nur etwas mehr als eine Woche nach offizieller Bekanntgabe des Formel-1-Einstiegs plante der aus den Ruinen Marussias auferstandene Rennstall, beim Saisonauftakt in Australien mitzuwirken. Zwar erfüllte das Team sämtliche notwendigen Vorlagen, brachte aufgrund zahlreicher technischer und elektronischer Probleme jedoch keines der beiden Autos von Will Stevens und Roberto Merhi zum Laufen.

"Ab dem Moment wo unsere Rückkehr für uns feststand sind nicht mehr als vier bis fünf Wochen vergangen. Was wir in dieser Zeit aus dem Nichts auf die Beine gestellt haben, ist gigantisch und macht uns stolz. Leider hat es für den Saisonauftakt nun nicht ganz gereicht", gab Manor-Teamchef John Booth Einblick in seine Ansichten. Obwohl das Team am Freitag keine Sekunde auf der Strecke verbrachte, Stand eine Teilnahme am Qualifying nach wie vor zur Debatte.

Klarer Misserfolg? Booth wiegelt ab

Letztlich reichte es nach wochenlangem Vollgas-Marathon zeitlich nicht für eine wundersame Rückkehr - Trübsal blasen steht bei Manor dennoch nicht auf der Agenda: "Alleine dass wir hier an der Strecke waren ist für uns ein enorm wichtiger Schritt auf dem Weg", offenbarte Booth. "Wir waren quasi seit Montagabend/ Dienstag schon hier und haben in der Zeit in allen Bereichen gewaltige Schritte gemacht, vor allem aber am Auto. Letztlich sind wir wohl um einen Tag an einer Teilnahme vorbeigeschrammt, aber für Malaysia sehe ich keine Probleme."

Update

Handelte sich Manor so nun jedoch unliebsamen Ärger ein? Derzeit prüfen die Stewards, ob das Team auch tatsächlich alle Anstrengungen für eine Teilnahme an der Qualifikation unternommen hat. Wird Manor für 'schuldig befunden', hat der Rennstalll wohl mit einer Bestrafung seitens der FIA zu rechnen.

Manor-Teamchef John Booth unterwegs mit seinen Piloten Roberto Merhi und Will Stevens, Foto: Sutton
Manor-Teamchef John Booth unterwegs mit seinen Piloten Roberto Merhi und Will Stevens, Foto: Sutton

Preisgeld-Vorwurf: Booth wird indirekt

Innerhalb von nur drei Wochen hatte Manor letztlich versucht, zwei funktionierende Boliden auf die Beine zu stellen. Laut Booth war es ein ambitioniertes, aber kein unmögliches Unterfangen: "Wir haben ja de facto ein Auto, bei dem wir schon viele Dinge aus dem Vorjahr kennen. Wir kennen den Motor und seine Systeme, die Mechanik, das Fehlerpotential. Dennoch ist die Formel 1 mittlerweile eben vor allem auf technischer Seite hoch-komplex. Ein Auto innerhalb von drei Wochen an die Regularien von 2015 anzupassen kann da schon einmal misslingen."

Bösen Gerüchten, Manor Marussia wäre nur an der Strecke, um sein Anrecht auf die WM-Prämien des Vorjahres zu wahren, erteilt Booth auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com eine - wenn auch halblebige - Absage: "Wir sind Teil der Weltmeisterschaft 2015 und wollte einfach von Anfang an Präsenz zeigen und dazugehören - bestenfalls am Wettbewerb teilnehmen. Diese ganzen logistischen Anstrengungen zu unternehmen, das machen wir natürlich nur aus mehreren Gründen."

Der Frage nach dem Preisgeld ging Booth dann geschickt aus dem Weg: "Ich meine, wir haben 40 Leute hergeschickt, 30 Tonnen an Equipment, wir haben Verträge zu erfüllen, mit Pirelli, Ferrari, Sponsoren, Dienstleistern, der Formel 1 etc. Für alle war es das Beste, dass wir hier sind." Eine gewisse Enttäuschung kann jedoch auch der Brite nicht verbergen: "Natürlich waren wir stolz, beim offiziellen Auftakt ins Wochenende hier zu stehen. Aber seitdem ist selbstverständlich auch eine Menge Frust im Spiel."

Will Stevens war die ganzen Tage über zum Zusehen verdammt, Foto: Sutton
Will Stevens war die ganzen Tage über zum Zusehen verdammt, Foto: Sutton

Marussia: Ab Sommer komplettes 2015er-Auto

Laut Booth waren beide Piloten sowie auch Bernie Ecclestone während der gesamten Zeit über ein mögliches Scheitern des ambitionierten Planes im Bilde. Dass Manor ernsthaft an eine Rennteilnahme glaubte, mutet angesichts der aktuellen personellen Besetzung zumindest nicht gänzlich plausibel an. Während Marussia zu Hochzeiten über 220 Mitarbeiter verfügte, stehen bei Manor derzeit rund 75 Mitarbeiter auf der Gehaltsliste - wie Motorsport-Magazin.com auf Nachfrage erfuhr. Booth ist dennoch vom Erfolg überzeugt: "Ich hatte persönlich einen großen Glauben an das Projekt. Wir sind viele wichtige Schritte gegangen, was mich nur bestätigt."

Eine Teilnahme am Malaysia GP steht laut Booth fix auf der Agenda. Spätestens im Sommer will das Team dann voll auf der Höhe sein. "Das Auto ist eigentlich schon neu und wir wollen bis zum Sommer den neuen Motor drinnen haben. Dann bin ich mir sicher, dass wir doch sehr gut aufgestellt sind. Diese Perspektive macht uns Mut und treibt uns an. Wir wollen schnell auf einem ordentlichen Niveau ankommen."