Die Zeit wird immer knapper: Der Große Preis von Deutschland, der eigentlich am 19. Juli auf dem Nürburgring stattfinden soll, ist nach Angaben Bernie Ecclestones "tot". Die unklaren Besitzverhältnisse am Eifelkurs, wegen denen jüngst wieder eine Klage eingereicht worden ist und die Staatsanwaltschaft Ermittlungen überlegt, und die schwierige finanzielle Situation sowohl an Nürburg- als auch Hockenheimring lassen das Rennen in immer weitere Ferne rücken. Zuletzt sprang sogar Hauptsponsor Santander ab.

"Der Große Preis von Deutschland ist im Moment tot", sagt Ecclestone gegenüber The Independent. "Es gibt nicht mehr viel, was wir tun können." Der Nürburgring weigert sich, die Antrittsgebühren für Ecclestones Zirkus zu zahlen. Druckmittel hat der Veranstalter kaum, schließlich stehen zahlungskräftige Länder wie Katar bereit, künftig einen Platz im Kalender einzunehmen. Sollte der Deutschland-GP diese Jahr ausfallen, werde es aber keinen Ersatz geben, stellte der 84-jährige Ecclestone klar: "Es ist wie mit jedem Rennen: Wenn es ausfällt, fällt es aus. Es würde nicht ersetzt werden."

Ursprünglich hatte sich der Nürburgring mit dem Hockenheimring auf ein Rotationsverfahren geeinigt. Doch im Zuge des Verkaufs der Strecke protzte der Käufer Capricorn zunächst mit einem Fünfjahresvertrag, nur um wenige Monate später in die Zahlungsunfähigkeit abzurutschen. Seitdem kann niemand mehr die horrenden Kosten für einen Formel-1-GP in der Eifel mehr aufbringen. Der Hockenheimring strebt sich gegen eine kurzfristige Ausrichtung, da durch die erschreckend geringen Zuschauerzahlen ein dickes Minus von 2,5 Millionen Euro zu Buche steht. Ecclestone bezeichnete das deutsche Publikum daher jüngst als "lausig".

Profitabel ist ein Formel-1-GP für die Rennstreckenbetreiber schon vor dem Zuschauerschwund nicht mehr gewesen. Nur spezielle Abmachungen mit lokalen Hotels und Pensionen konnten die enormen Antrittskosten kompensieren. Sollte keine Einigung erzielt werden, wäre es das erste Mal seit 2007, dass es keinen Großen Preis von Deutschland gibt. Damals richtete der Nürburgring aber wenigstens den Europa-GP aus. Kein Rennen auf deutschem Boden hat es in der Formel 1 zuletzt 1955 gegeben. Damals wurden die Großen Preise von Deutschland, Frankreich, Spanien und der Schweiz wegen des Horrorunfalls in Le Mans abgesagt.

Nico Rosberg äußerte sich in Australien enttäuscht: "Der Große Preis von Deutschland muss Teil der Formel-1-Weltmeisterschaft sein. Es ist so ein legendäres Rennen und das Land ist so stark repräsentiert. Dazu ist es mein zweites Heimrennen. Für mich wäre es eine große Enttäuschung, und für mein Team wäre es eine große Enttäuschung." Er kenne zwar nicht alle Details, doch er hoffe weiterhin auf eine Einigung, fügte er hinzu.