Sechs Zehntel Vorsprung auf Teamkollege Nico Rosberg, 1,4 Sekunden auf den drittplatzierten Felipe Massa - Lewis Hamilton präsentiert sich beim Saisonauftakt in Melbourne schon wieder in beeindruckender Form. Er ließ der Konkurrenz nicht den Hauch einer Chance und fuhr mit zwei fast fehlerfreien Versuchen in Q3 zur überlegenen Pole Position, während Nico Rosberg beim ersten Outing patzte und im zweiten nicht nachlegen konnte.

"Das ist bisher ein wirklich tolles Wochenende", freute sich Hamilton, der seine Form aus der Schlussphase der Vorsaison konserviert zu haben scheint. "Die Pause hat sich eigentlich gar nicht so lange angefühlt, weil in der Fabrik so viel zu tun war. Es war richtig hektisch. Es hat sich aber ausgezahlt, denn das Team hat ein super Auto gebaut. Wir konnten die Performance heute auf der Strecke sehr gut umsetzen, da wir eine richtig gute Balance gefunden haben. So macht es irrsinnig viel Spaß, auf einer Runde alles aus dem Wagen rauszuquetschen."

Obwohl Hamilton voll pushte, unterlief ihm in Kurve 15 im Gegensatz zu anderen Spitzenpiloten kein Fehler. "Der Wind hatte dort gedreht und man konnte nicht mehr den gleichen Bremspunkt wählen wie im dritten Training. Daran muss sich einfach anpassen, dann ist das kein großen Problem", erklärte er.

Alles eitel Wonne war aber trotz einer tollen fahrerischen Leistung und des grundsätzlich exzellent funktionierenden W06 nicht, wie Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff verriet: "Lewis hat über Vibrationen an beiden Reifensätzen geklagt. Da müssen wir erst herausfinden, was der Grund dafür war." Umso mehr imponierte ihm die Leistung seines Piloten. "Er hat sich die Pole Position absolut verdient."

Hamilton hatte den W06 stets unter Kontrolle, Foto: Sutton
Hamilton hatte den W06 stets unter Kontrolle, Foto: Sutton

Lauda: Wie von einem anderen Stern

Voll des Lobes war auch Aufsichtsratschef Niki Lauda. "Lewis fährt mit dem Stern hier wie von einem anderen Stern - unglaublich!", jubelte der dreifache Weltmeister. Vor allem im teaminternen Duell mit Nico Rosberg sieht Lauda Hamilton derzeit ganz klar im Vorteil: "Er war heute immer schneller als Nico und agiert im Moment in absoluter Höchstform. Da passen einfach alle Parameter. Wenn er im Rennen so fährt, dann ist er nur ganz schwer zu schlagen."

Derart optimistisch wollte der Weltmeister selbst noch nicht in Richtung des Rennens blicken. Zu frisch sind scheinbar noch die Erinnerungen an den Australien-Grand-Prix im Vorjahr, als er ebenfalls von der Pole Position startete und seinen Mercedes dann schon nach zwei Runden mit einem Power-Unit-Defekt an der Box abstellen musste. "Im vergangenen Jahr hatten wir hier einen schwierigen Start. Ich bin das Rennen praktisch nicht gefahren, Nico hat gewonnen. Gerade auf dieser Strecke muss man extrem auf den Spritverbrauch achten. Das ist also sicher ein Vorteil für ihn", relativierte der Brite seine Ausgangsposition.

Hamilton sieht seinen Stallgefährten Rosberg aber auch als einzigen Gegner an. "Das Rennen wird wohl ein Zweikampf werden", meinte der 30-Jährige etwas verwundert. "Ich hätte nicht erwartet, dass die Lücke zu den anderen Teams so groß. Im Rennen müssen wir aber wieder auf die Reifen aufpassen, also kann es schon wieder etwas anders aussehen."