Der Skandal um Giedo van der Garde und Sauber schlägt hohe Wellen in Australien. Experten, aktuelle und frühere Fahrer haben sich zu der höchstdiskutablen Angelegenheit geäußert und ihre Einschätzung abgegeben - nicht immer kommt der Schweizer Traditionsrennstall dabei gut weg. Motorsport-Magazin.com war im Fahrerlager von Melbourne unterwegs und hat mit den Paddock People gesprochen.

Niki Lauda bei Motorsport-Magazin.com: "Die Situation um van der Garde ist schlicht und ergreifend fürchterlich. Es gab mittlerweile drei Gerichtsurteile zugunsten von van der Garde, und dennoch ist er bislang nicht im Cockpit gesessen. Frau Kaltenborn soll sich entschuldigen und ihn fahren lassen. Es geht einfach nicht, dass du irgendwo Geld einzahlst, und dann keine Gegenleistung bekommst. Irgendwo hört der Spaß auf und es gibt deshalb ja Verträge."

Monisha Kaltenborn, Sauber: "Das hat auf jeden Fall einen negativen Einfluss auf das Team, weil die Situation eine Weile lang unklar war", sagte sie. "Es wurden nun gewisse Schritte gegen das Team eingeleitet, und wir agieren entsprechend. Viel mehr kann ich dazu nicht sagen."

Van der Garde will sich das Sauber-Cockpit erstreiten, Foto: Sutton
Van der Garde will sich das Sauber-Cockpit erstreiten, Foto: Sutton

Nico Hülkenberg, Force India: "Traurig, enttäuschend. Ein riesiges Chaos. Man kann die Situation des Sports nicht als Entschuldigung nutzen, um so zu handeln und solche Sachen zu machen. Das ist, glaube ich, kein Geschäftsgebaren."

Ex-Teamchef Paul Stoddart bei Motorsport-Magazin.com: "Es ist traurig für den Sport, diese Angelegenheit hätte nie nach Melbourne gebracht werden dürfen. Monisha [Kaltenborn] ist Anwältin und hätte die Entscheidung des australischen Gerichts kommen sehen müssen. Es ist eine traurige Geschichte, aber keine Überraschung und hätte abseits der Rennstrecke gelöst werden müssen, denn drei Fahrer können ernsthaften Anspruch auf eines der beiden Cockpits anmelden. Es ist nicht Ericssons Fehler, es ist nicht Nasrs Fehler und es auch nicht wirklich van der Gardes Fehler."

Sergio Perez, Force India: "Manchmal hört man in der Formel 1 Storys von Fahrern, die Verträge mit Teams haben und einfach ausgebootet werden, oder denen Geld für drei oder vier Jahre geschuldet wird. Egal ob Fahrer, Mechaniker oder Ingenieur: Wir alle brauchen diese Welt zum Leben, und da sollte man fair miteinander umgehen. Wenn es einen Vertrag gibt, müssen beide Seiten ihn einhalten."

Riesiger Medienrummel um Giedo van der Garde, Foto: Motorsport-Magazin.com
Riesiger Medienrummel um Giedo van der Garde, Foto: Motorsport-Magazin.com

Christian Danner bei Motorsport-Magazin.com: Jeder der Beteiligten hat seine eigene Agenda. Was ist also die Agenda von Giedo van der Garde? Will er wirklich hier fahren? Das wäre etwas zu blauäugig. Sie möchten Sauber eins auswischen. Was haben sie davon? Vielleicht springt dabei etwas heraus, was für ihre persönliche Zukunft gut wäre. Man muss davon abkommen, einfach zu sagen: Der arme Fahrer, der einen Vertrag hat und fahren möchte.

Ich glaube, dass beide Parteien in den jeweiligen Momenten durchaus ihre Gründe hatten, die Entscheidungen zu treffen, die sie getroffen haben. Sauber hat zwar ganz offensichtlich die Option auf Giedo van der Garde eingelöst und ihn somit unter Vertrag genommen. Das besagen ja auch die ganzen Gerichtsentscheidungen. Hier liegt der Fehler also ganz klar bei Sauber!

Felipe Massa, Williams: "In meiner Position würde ich niemals für ein Team fahren wollen, das mich nicht im Auto haben will. Vielleicht hätte ich das versucht, als ich noch jünger war."

Christian Horner, Red Bull: "Die Stimmung ist wohl nicht gerade gut. Es würde damit enden, dass ein Anwalt der Ingenieur des Autos ist. Es ist klar, dass es ein Problem gibt. Wen immer sie letztlich fahren lassen, einer wird traurig sein."