Ein Jahr lang war Martin Whitmarsh nach seinem Abgang bei McLaren vollkommen von der Bildfläche verschwunden. Am Donnerstag vor dem Formel-1-Saisonstart in Melbourne meldet er sich nun zurück, aber nicht mehr in der Königsklasse des Motorsports. Whitmarsh bleibt zwar im Rennsport, wechselt aber das Medium und wird künftig für das Segelteam von Ben Ainslie Racing als Geschäftsführer arbeiten, wie der Daily Telegraph berichtet.

Der Ex-McLaren-Mann wurde Teambesitzer Ben Ainslie von einem alten Bekannten Whitmarshs empfohlen, der im Segelsport ebenfalls eine neue Leidenschaft entdeckt hat - Adrian Newey. Der geniale Konstrukteur, der seit diesem Jahr neben seiner Rolle bei Red Bull Racing auch für Ainslie tätig ist und von 1997 bis 2006 mit Whitmarsh bei McLaren gearbeitet hatte, war auch einer der Hauptgründe für dessen Zusage als Geschäftsführer.

Horner und Whitmarsh werden künftig um die Arbeitszeit Adrian Neweys buhlen, Foto: Sutton
Horner und Whitmarsh werden künftig um die Arbeitszeit Adrian Neweys buhlen, Foto: Sutton

Große Überredungskunst von Seiten Ainslies war nicht mehr nötig, wie er verrät: "Ben ist vor ein paar Wochen zu mir nach Hause gekommen und hatte leichtes Spiel mit mir. Es gab keine Verhandlungen. Nach ein paar Minuten wusste ich, dass ich es machen wollte. Am nächsten Morgen habe ich ihn angerufen und zugesagt."

Somit ist Whitmarshs Auszeit nach dem Ende seiner Formel-1-Laufzeit vorüber. Ein Jahr, dass er aber sehr genossen hat. "Es hat mir gut getan", ist er überzeugt. "Ich habe zwölf Monate mit keinem Journalisten gesprochen und bin einfach um die Welt gereist. Ich konnte Zeit mit meinen Kindern verbringen. Ich habe meinem Sohn, der Musikfotograf ist, etwas geholfen und meine Tochter, die mit Orang-Utans arbeitet, in Uganda, Ruanda und Borneo besucht. Das hat mir viel Energie gegeben. Die Formel 1 kann dein Leben völlig übernehmen. Sie kann dich auffressen. Ich glaube, dass ich ziemlich kurz davor war."

Whitmarsh hatte nach 25 Jahren Formel 1 genug vom Zirkus, Foto: Sutton
Whitmarsh hatte nach 25 Jahren Formel 1 genug vom Zirkus, Foto: Sutton

Whitmarsh ist aber wichtig zu betonen, dass die Formel 1 für ihn mehr ist als nur ein menschenfressendes Ungeheuer: "Ich kann mich sehr glücklich schätzen, denn ich hatte 25 unglaubliche Jahre und muss in meinem Leben keinen Tag mehr arbeiten, wenn ich nicht will." Rückblickend erfüllt ihn seine Ära in Woking sogar mit Stolz. "In meinen 25 Jahren bei McLaren haben wir uns von einer Firma mit weniger als 100 Mitarbeitern zu einem Unternehmen mit mehr als 3000 Angestellten verwandelt. Unser Umsatz ist von 27 Millionen Euro auf über 850 Millionen angestiegen. Darauf bin ich sehr stolz und auch darauf, dass wir über 100 Grands Prix und acht Weltmeistertitel gewonnen haben. Am meisten Freude hat mir aber bereitet, junge Leute ins Team zu holen, die dann später in führenden Positionen gearbeitet haben", erklärt der Brite.