Ewig zog sich der Vertragspoker bei McLaren hin, bis man Mitte Dezember schließlich doch Jenson Button und Fernando Alonso als Fahrerpaarung präsentierte. Kevin Magnussen blieb trotz einer ansprechenden Rookie-Saison 2014 auf der Strecke und wurde zum Testpiloten degradiert. Der Sensationszweite des letztjährigen Australien-Grand-Prix würde somit also dieses Mal kein Rennen in Melbourne bestreiten, dachte man. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Nach Fernando Alonsos kuriosem Crash in Barcelona inklusive Gehirnerschütterung muss der Spanier beim Saisonauftakt passen, Magnussen feiert mehr als überraschend sein Comeback.

"Ich habe nicht damit gerechnet und jetzt bin ich auf einmal hier", musste sich der Ersatzpilot selbst erst mit der Situation anfreunden. "Natürlich freue ich mich darüber, auch wenn die Umstände nicht gerade schön sind. Es ist sehr schade, dass Fernando nicht fahren kann, aber so habe jetzt eben ich die Chance bekommen und will das Beste daraus machen."

Im Vorjahr war das Beste der zweite Rang. Damals schon eine Sensation, wird es 2015 mit der neuen Power Unit aus dem Hause Honda noch einmal ungleich schwere, wie auch Magnussen selbst vermutet: "Meine Chancen stehen dieses Mal wohl nicht besonders gut." Insgeheim spekuliert der Däne aber dennoch mit einer Überraschung. "Im ersten Saisonrennen weiß man nie was passiert. Das hat man ja auch letztes Jahr gesehen. Ich habe damals nicht damit gerechnet und tue es auch jetzt nicht, aber oft passieren unerwartete Dinge", orakelt er.

Mit nur einem Testtag startet Magnussen in die Saison, Foto: Sutton
Mit nur einem Testtag startet Magnussen in die Saison, Foto: Sutton

Die Ausgangsposition für Magnussen und sein McLaren-Team ist aber dennoch ernüchternd. Der MP4-30 litt bei den Testfahrten unter extremen Standfestigkeitsproblemen. "Bei den Testfahrten war die Zuverlässigkeit unseres Autos nicht großartig, aber Jenson hat an einem Tag immerhin über 100 Runden gedreht. Wir halten die Finger gekreuzt, dass auch dieses Mal alles hält", klammert sich der 22-Jährige an einen Strohhalm. "Hoffentlich schaffen wir die komplette Renndistanz. Das reicht zwar noch nicht für ein zufriedenstellendes Wochenende aus, aber es ist unser erstes Ziel."

Kaum Vorbereitung mit dem Auto

Zu den Zuverlässigkeitsproblemen des MP4-30 kommt die mangelnde Vorbereitung Magnussens, der nur einen einzigen Testtag bestritt. "Natürlich hatte ich nicht so viel Zeit im Auto, aber bei den 40 Runden in Barcelona habe ich schon ein ganz gutes Gefühl bekommen. Jetzt weiß ich, was mich hier erwartet. Im Endeffekt ist es auch nur ein Rennwagen, also ist der Unterschied nicht so groß. Es hat sich eigentlich ganz gut angefühlt, allerdings sind wir von der Pace her noch zu weit weg", gab er zu.

Die mangelnde Zeit in der Arbeit am Auto selbst sei auch das größte Problem, meint Magnussen: "Was die Fitness angeht kann man immer bereit sein. Dafür ist man vollkommen selbst verantwortlich. Ich hatte aber natürlich keine Vorbereitung mit den Ingenieuren, weil ich keine eigene Crew hatte. Die Entwicklung des Autos konnte ich also nur von außen beobachten."

Der große Joker Magnussens im Grand Prix von Australien kann also eigentlich nur sein Selbstvertrauen sein, dass bei jedem Betreten des Albert Park ins Unermessliche wächst: "Ich habe großartige Erinnerungen an 2014. Das gibt mir viel Energie, denn wenn man auf einer Strecke ein gutes Resultat eingefahren hat, kehrt man immer wieder gerne zurück."