Für Lotus beginnt mit dem Saisonauftakt in Australien auch eine neue Zukunft. Vergessen werden soll das miserable vergangene Jahr, in dem man nach einer sehr guten Saison 2013 komplett durchgereicht wurde. Dementsprechend formuliert Romain Grosjean ein etwas ungewöhnliches Saisonziel. "In dieser Saison geht es vor allem darum, die Menschen daran zu erinnern, wie gut Lotus und Romain Grosjean sein können", sagte der Franzose.

Optimistisch ist er auf jeden Fall. "In dieser Saison haben wir deutlich größeres Potenzial, daher werden wir Druck machen, um das bei jedem Rennen zu zeigen", kündigt Grosjean an. Auf den Albert Park in Melbourne freut sich der Franzose bereits sehr. "Der Albert Park ist immer noch einer meiner liebsten Grand-Prix-Kurse. Daher freue ich mich darauf, dort anzukommen und den Saisonstart zu erleben. Dort herrscht immer eine großartige Atmosphäre", so der 28-Jährige.

Eine Einschätzung über das Kräfteverhältnis möchte Grosjean jedoch nicht abgeben. "Niemand weiß, was er wirklich erwarten soll. Mit all den Veränderungen an den Autos kann ich mir vorstellen, dass es einige Überraschungen geben wird", glaubt der Lotus-Pilot. Für sein Team stehe vor allem auf dem Plan, viel Zeit auf der Strecke zu verbringen und das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

Auch Pastor Maldonado kann den Saisonstart kaum abwarten. "Ich bin wirklich aufgeregt und kann es kaum erwarten, endlich wieder Rennen zu fahren. Wir haben ein neues Auto, es ist eine neue Saison, ich bin fitter als je zuvor - wir wollen also alle, dass die Action wieder losgeht", zeigte sich der Venezolaner voller Vorfreude.

Ähnlich wie sein Teamkollege, so glaubt auch Maldonado, ein gutes Auto zur Verfügung zu haben. "Mein Gefühl ist, dass das Auto viel besser ist als der Wagen von 2014 und das nicht nur in einem Bereich sondern in allen Aspekten", so der 29-Jährige. Als Favoriten sieht Maldonado momentan Mercedes. "Der Abstand zwischen ihnen und dem Rest des Feldes wirkt nach den Testfahrten ziemlich groß, aber die Gruppe dahinter ist näher zusammengerückt. Da sollte es einen interessanten Kampf zwischen Williams, Red Bull, Ferrari und uns geben", hofft Maldonado.

Pastor Maldonado zeigte sich nach den Testfahrten optimistisch, Foto: Sutton
Pastor Maldonado zeigte sich nach den Testfahrten optimistisch, Foto: Sutton

Auf Australien freut sich Maldonado, der sich als Fan von Stadtrennen outet, besonders: "Ich mag Rennen, die nah an einer Stadt sind und Melbourne ist einfach wundervoll. Es sind viele Leute an der Strecke und es fühlt sich an, als wäre man für die kurze Zeit, die man dort ist, wirklich Teil ihres Lebens", findet Maldonado, der schlicht meint: "Melbourne ist eines der besten Rennen des Jahres."

Lotus: Melbourne Bilanz

Lotus in Melbourne: In Australien starteten die Autos von Lotus respektive Vorgängerteam Renault seit 2002 zwölf Mal und fuhren dabei insgesamt drei Siege sowie vier weitere Podiumsplatzierungen ein. Die besten Ergebnisse gehen auf das Konto von Fernando Alonso, der im Titeljahr 2006 in Melbourne triumphierte und den Grand Prix zudem noch zwei Mal auf dem dritten Platz beendete (2004, 2005). Den ersten Erfolg hatte Renault allerdings Alonsos damaligem Teamkollegen Giancarlo Fisichella zu verdanken, der 2005 ganz oben auf dem Podium stand, während 2013 Kimi Räikkönen das Rennen im Albert Park für sich und Lotus entschied. Für die weiteren Highlights in Australien zeichneten Robert Kubica mit Rang zwei (2010) und Vitaly Petrov mit Platz drei (2011) verantwortlich.

Romain Grosjean in Melbourne: Bei seinem Debüt auf dem Albert Park Circuit raste Romain Grosjean 2012 gleich auf den dritten Startplatz. Es ist allerdings anzunehmen, dass der 28-Jährige trotz des starken Zeittrainings keine guten Erinnerungen an den Australien Grand Prix hat, denn nach dem geglückten Qualifying ging es für Grosjean rapide bergab. Beim Start büßte er sofort ein paar Plätze ein und fiel auf Rang sechs zurück und nach einem anschließenden Crash mit seinem nunmehrigen Teamkollegen Pastor Maldonado war sein Rennen bereits nach der ersten Runde beendet. 2013 erreichte der in Genf geborene Franzose als Zehnter immerhin einen Punkt, wohingegen es im Vorjahr einen motorbedingen Ausfall zu beklagen gab.

Kann Romain Grosjean an die Leistungen von 2013 anknüpfen?, Foto: Sutton
Kann Romain Grosjean an die Leistungen von 2013 anknüpfen?, Foto: Sutton

Pastor Maldonado in Melbourne: Zu seinen Lieblingsstrecken zählt Pastor Maldonado den Albert Park sicherlich nicht. Vier Mal ging der Venezolaner bislang in Melbourne an den Start, das Ziel erreichte er noch nie. 2011 zwangen ihn technische Probleme zur Aufgabe, 2012 endete der Traum von den ersten Punkten in Australien nach einem Fahrfehler in der Streckenbegrenzung und 2013 drehte sich der Südamerikaner in der ersten Kurve von der Strecke und blieb im Kiesbett stecken. Im Vorjahr sorgte indessen der unausgegorene Renault-Motor dafür, dass das Rennen vorzeitig vorbei war.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Lotus hat definitiv einen Schritt nach vorne gemacht. Im vergangenen Jahr hatte das Team ein wahres Flop-Auto entwickelt, die leistungstechnisch zurückliegende Power Unit von Renault tat ihr übriges. Mit Mercedes-Motor und stärkerem Auto kann Lotus wieder angreifen. Mercedes ist momentan außer Reichweite, aber bei den Testfahrten zeigte sich das Team aus Enstone in Schlagdistanz zu Williams, Red Bull und Ferrari. Legt Lotus in der Zuverlässigkeit noch etwas zu, muss das Podest für 2015 keine Illusion bleiben.(Chris Lugert)