Nico Rosberg war am letzten Testtag in Barcelona noch einmal fleißig und spulte 148 Runden ab. Mit seiner Bestzeit von 1:25.186 Minuten belegte er nur Rang sieben, wobei für den Vizeweltmeister Setuparbeiten im Vordergrund standen. "Es war ein unglaublicher Tag zum Testen, denn die Bedingungen da draußen waren so konstant, zum ersten Mal in diesem Winter", schwärmte er.

Am wärmsten Tag der Testfahrten mit mehr als 30 Grad Streckentemperatur sei er die ganze Zeit über mit konstanter Benzinmenge gefahren und habe sich so voll auf die Arbeit am Setup konzentrieren können. "Ich habe am Ende noch einen Longrun auf den weichen Reifen gemacht, denn in Melbourne fahren wir den weichen Reifen. Das wird definitiv problematisch, denn er fällt schnell auseinander. Aber ich denke, wir haben das gut auf die Reihe bekommen und hatten einen guten Longrun."

Testbestzeit eine Zugabe

Auch Rosbergs Gesamtfazit zur Vorbereitung im Winter fiel positiv aus. "Die anderen sind auch schnell, aber ich bin für die ersten Rennen zuversichtlich, denn wir haben ein gutes Auto", meinte er. "Ich habe mich wohlgefühlt, war schnell und habe vor zwei Tagen hier in Barcelona die beste Zeit der gesamten Testfahrten gesetzt. Die Dinge gehen in die richtige Richtung." Die Bestzeit sei bei den Testfahrten zwar nicht viel wert, aber trotzdem eine kleine Zugabe. "Ich bin froh, Schnellster zu sein. Es ist sicherlich besser als nicht Schnellster zu sein", sagte Rosberg lachend.

Eine Entwicklung des W06 habe er im Laufe der Testfahrten kaum gespürt, erklärte er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com und begründete auch warum. "Wir haben schon mit einer sehr guten Basis angefangen." Das Team habe jedoch ein paar große Setupänderungen vorgenommen. "Das war echt etwas Interessantes, das ich so noch nie erlebt habe, so große mechanische Veränderungen. Da haben wir schon ein paar interessante Sachen gefunden", verriet er.

Hinter Vettel gingen die Reifen kaputt

Dass Mercedes wie im vergangenen Jahr der Konkurrenz meilenweit enteilt ist, wollte Rosberg allerdings nicht unterschreiben. "Es wäre Quatsch, zwei Wochen vorher zu sagen, was wir glauben wo wir sind. Das muss man abwarten", betonte er. "Wir sind sehr optimistisch, und haben wieder einen guten Job gemacht."

Auch auf einen Vergleich mit Sebastian Vettel, der gleichzeitig mit ihm auf der Strecke und deutlich langsamer war, wollte er sich nicht festnageln lassen. "Das kann man nicht vergleichen, das sind komplett verschiedene Bedingungen", stellte er klar. "Es gab auch einen Zeitpunkt, als ich versucht habe, ranzukommen und dann bin ich total abgefallen."

Der direkte Vergleich auf der Strecke sei aber in jedem Fall interessant, da man so das Rennenfahren simulieren könne und sehen würde, wie das Auto hinter einem Konkurrenten agiert, wie sehr die Temperaturen steigen und derartiges. "Es hat die Reifen kaputt gemacht, deswegen war das sehr interessant", berichtete Rosberg.

Neben den Pneus ist auch die Zuverlässigkeit ein wichtiges Thema bei Mercedes, denn dort haperte es in der vergangenen Saison. "Sorge ist nicht das richtige Wort, es ist einfach schwierig, diese Autos perfekt hinzubekommen", sagte er. "Das gilt für alle Teams. Das war letztes Jahr unsere Schwäche und das wollen wir dieses Jahr verbessern. Wir sind auf dem richtigen Weg, aber es ist noch früh in der Saison und es ist eine unserer größten Herausforderungen."

Den Rost und die Schmach abgeschüttelt

Eines war für Rosberg nach eigenem Bekunden keine große Herausforderung: sich nach dem verlorenen Titelkampf wieder aufzurappeln. "Es war sehr einfach, weil es einfach so eine tolle Möglichkeit ist, die ich hier habe. Es ist nochmal eine Chance, ein Rematch dieses Jahr. Das ist für die Motivation sehr, sehr einfach", sagte er. "Ich saß ja auch an dem Tag nach Abu Dhabi schon wieder im Auto zum Testen. Das war meine Entscheidung, weil ich mir auch da einfach schon wieder einen Vorsprung erarbeiten wollte."

Rosberg kämpfte auch während der Testfahrten in Jerez und Barcelona um so viel Streckenzeit wie möglich - trotz Nackenschmerzen. Er sei am Anfang schon etwas mehr gefahren, als der Arzt erlaubt habe, aber es sei letztlich okay gewesen. "Wir haben nur sechs Tage. Ein Tennisspieler steht jeden Tag fünf Stunden auf dem Platz und wir trainieren vor dem ersten Rennen nur sechs Tage. Daher ist es wichtig, so viel wie möglich zu lernen und so viel wie möglich zu fahren, um wieder in den Rhythmus zu kommen", erläuterte er. "Ich habe am ersten Tag gespürt, dass ich rostig bin, aber jetzt fühlt es sich gut an."

Was seine größte Stärke im Titelkampf sein wird, vermochte Rosberg allerdings nicht zu sagen. Erst nach einer Pause meinte er: "Ich weiß es nicht. Ich muss auf die Stärken vom letzten Jahr aufbauen, und dieses Jahr weitere hinzufügen, um die Weltmeisterschaft zu gewinnen."