Wenn sich die Prominenz unter das gemeine Volk mischt... So geschehen am Samstag während der Testfahrten in Barcelona. Plötzlich saß Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene zusammen mit Testfahrer Esteban Gutierrez auf der Tribüne und verfolgte von dort aus das Treiben auf der Strecke. Für die Fans drum herum natürlich ein Highlight, die Großen des Sports einmal aus nächster Nähe zu erleben - eine Möglichkeit, die sonst nur selten gegeben ist in der Formel 1.

Mit seiner Aktion wollte Arrivabene allerdings nicht in erster Linie den Zuschauern eine freudige Überraschung bieten, sondern vielmehr still gegen Bernie Ecclestones neuestes Vorhaben protestieren. Der F1-Boss plant, zur kommenden Saison weniger Paddock Pässe an die einzelnen Teams zu vergeben. Eine Idee, die dem Ferrari-Teamchef bitter aufstieß, schließlich könnten die Teams in diesem Fall weniger Gäste, bestehend aus Partnern und Sponsoren, an die Strecke einladen.

Maurizio Arrivabene hat Spaß mit Keke Rosberg, Foto: Sutton
Maurizio Arrivabene hat Spaß mit Keke Rosberg, Foto: Sutton

Provokation gegen Bernie

"Das war eine Art Provokation", machte Arrivabene kein Geheimnis aus seiner Tribünen-Show. "Ich liebe diese Art von Provokation. Wir müssen die Formel 1 näher an die Leute heranbringen - und wir saßen genau in der Mitte der Menschen. Ich möchte jetzt und auch in Zukunft kein leeres Fahrerlager sehen. Das ist nicht der richtige Weg." Arrivabene will sich bald im Ecclestone kurzschließen, um eine Lösung für das Paddock-Problem zu finden. "Ich erwarte einen Anruf von Bernie", sagte er. "Vielleicht morgen. Bernie ruft einen an, wann immer er will."

Ob die beiden Alphatiere wirklich einen Konsens finden? Einer der heiß begehrten und seltenen Paddock Pässe kostet pro Rennwochenende mehrere tausend Euro und ist für die F1-Teams ein beliebtes Argument, die Geldgeber bei Laune zu halten. Ecclestone dürfte hingegen mehr daran gelegen sein, die eigenen großen Sponsoren der Marke Formel 1 ins Fahrerlager einzuladen beziehungsweise die Paddock-Tickets zu Geld zu machen.

Nur weniger Fans bei den Testfahrten in Barcelona, Foto: Sutton
Nur weniger Fans bei den Testfahrten in Barcelona, Foto: Sutton

Arrivabene: Nicht akzeptabel

"Ich habe gehört, dass in Australien die Paddock Pässe strenger reglementiert werden sollen und das finde ich nicht akzeptabel", so Arrivabene. Sein Ausflug auf die Tribüne sei eine Art Übung gewesen: "Ich habe gesagt: 'Okay, wenn wir eine Situation haben, in der das Paddock leer ist, dann ist es besser, wenn wir jetzt schon einmal üben, zu den Leuten zu gehen. Deshalb haben wir auf der Tribüne gesessen. Das war eine gute Erfahrung. Die Leute waren sehr respektvoll und haben nach Bildern gefragt, die wir auch gern gemacht haben."

Arrivabene stach mit seiner Protest-Aktion in eine weitere Wunde, die immer wieder für Diskussionen sorgt: die Exklusivität der Formel 1. Den meisten dürften noch gut Ecclestones Aussagen bezüglich der Fans im Gedächtnis sein, frei nach dem Motto: lieber reiche als junge Fans in der F1. Arrivabenes Ansicht zu diesem Thema: "Mein klares Statement ist: Exklusivität bedeutet nicht, ein leeres Fahrerlager zu haben."

Weiter sagte er: "Es ist wie beim Golf. Das ist eine der exklusivsten Sportarten. Aber wenn da gespielt wird, gibt es tausende von Leuten, die den Spielern folgen - und das arbeitet nicht gegen die Exklusivität des Sports."