Seitdem Du als Toro Rosso Fahrer bekanntgegeben wurdest, wurdest du in jedem Interview über dein Alter gefragt, oder?
Max Verstappen: Ja, das gehört dazu. Aber es ist okay.

Wie fühlst du dich dabei, wenn du immer wieder danach gefragt wirst?
Max Verstappen: Inzwischen ist es mir egal.

Dann bringen wir es schnell hinter uns: Fürchtest du eine Überreaktion von Fans und Medien? Wenn du gut bist, bist du die junge Sensation, wenn es nicht so läuft, wird sich jeder über dein Alter auslassen...
Max Verstappen: Das ist eigentlich immer so. Wenn du einen guten Job machst, dann bist du der beste Fahrer und der Hero, wenn du einen schlechten Job machst, dann schlagen sie auf dich ein und du bist ein schlechter Fahrer. Das ist immer so, da ist das Alter egal. Wenn du 25 oder 26 bist, ist das genauso.

Du bist deshalb also nicht besonders vorsichtig?
Max Verstappen: Für mich liegt der Hauptfokus schon darauf, Rennen zu beenden und Punkte zu sammeln. Es gibt immer ein bestimmtes Risikolimit, das man eingeht. Das ist für jeden das gleiche.

Motorsport-Magazin.com traf Max Verstappen in Barcelona, Foto: Sutton
Motorsport-Magazin.com traf Max Verstappen in Barcelona, Foto: Sutton

Dann haben wir das Thema schon abgeschlossen - keine Fragen mehr über dein Alter. Reden wir über das Seat-Fitting bei Red Bull: Wir haben schon gehört, dass es ein Standard-Prozedere für einen Toro Rosso Fahrer ist. Wenn sie Dich fragen, wärst du bereit, für Red Bull zu fahren?
Max Verstappen: Wenn sie wollen, dass ich für sie ins Cockpit steige, dann würde ich fahren - ja. Da sagt man nicht nein.

Kennst du den Red Bull bereits?
Max Verstappen: Ich bin ihn nie gefahren, deswegen ist es schwer zu sagen. Ich habe ihn nur gesehen.

Bist du den Red Bull schon im Simulator gefahren?
Max Verstappen: Ja, am Anfang. Aber die letzten Fahrten im Simulator waren mit dem Toro Rosso.

Du kennst also das Red-Bull-Lenkrad mit all den Knöpfen?
Max Verstappen: Sie haben in diesem Jahr ein neues Lenkrad. Deswegen ist es ein bisschen neu, das kenne ich noch nicht. Es unterscheidet sich ziemlich von dem, das wir bei Toro Rosso haben. Die Knöpfe sind an unterschiedlichen Positionen, das Lenkrad an sich ist anders. Aber man fährt nicht langsamer, weil man das Lenkrad nicht kennt.

Du bist in der glücklichen Position den Formel-1-Einstieg mit dem Red-Bull-Programm geschafft zu haben. Das Nachwuchsprogramm von Red Bull ist ziemlich einzigartig. Glaubst du, es ist das Beste?
Max Verstappen: Ich glaube sie haben einige gute Fahrer hervorgebracht, wenn man sich Sebastian [Vettel], Daniel [Ricciardo] und jetzt auch Daniil [Kvyat] ansieht. Sie geben dir eine großartige Chance, bei Toro Rosso Formel-1-Erfahrung zu sammeln und wenn man da einen guten Job macht, dann bekommt man die Möglichkeit, in einem - normalerweise - Weltmeisterauto zu fahren. Sie haben da schon einen richtig guten Job gemacht und machen ihn noch immer.

Max Verstappen fühlt sich bei Red Bull wohl, Foto: Sutton
Max Verstappen fühlt sich bei Red Bull wohl, Foto: Sutton

Sollten andere Teams wie Mercedes oder Ferrari sollten auch Junior-Teams haben?
Max Verstappen: Ich glaube, es könnte auch für sie hilfreich sein, um ihre Nachwuchsfahrer heranzuführen. Aber man braucht das Budget dafür, das ist glaube ich manchmal der limitierende Faktor.

Es ist kein Geheimnis, dass du auch Gespräche mit Mercedes hattest. Hättet du dich für Mercedes entschieden, glaubst du, dass du dann in einer ähnlichen Position wie Pascal Wehrlein wärst, der im Moment DTM fährt und Ersatzfahrer in der Formel 1 ist?
Max Verstappen: Ja, ich war sicherlich in einer ähnlichen Position. Aber jetzt habe ich ein Formel-1-Cockpit garantiert bekommen. Das war mein Hauptziel. Man weiß nie, wann man die nächste Chance bekommt. Ich habe zu diesem Zeitpunkt einen guten Job gemacht, es gab einen Hype. Deswegen war der Wechsel gut. Aber wenn man eine schlechte Saison hat, dann sagen die Leute, dass man nicht bereit ist für die Formel 1 oder was auch immer. Am Ende habe ich eine gute Entscheidung getroffen - hoffentlich, wir müssen natürlich noch abwarten.

Wärst du prinzipiell in diesem Jahr zufrieden gewesen, in der DTM zu fahren und Ersatzfahrer in der Formel 1 zu sein?
Max Verstappen: DTM ist im Moment nicht mein Hauptziel - das war immer Formel 1. Und die Autos sind auch anders als Formel-Autos. Das ist schwierig zu sagen, ich bin nicht in dieser Situation.

Ich nehme an, du hast noch viel Kontakt zu Freunden aus der Formel 3 oder aus Kartzeiten und verfolgst ihre Karrieren. Aber viele werden nicht das Geld haben, um in höhere Serien oder sogar die Formel 1 aufzusteigen.
Max Verstappen: Ich glaube, das Geld sollte keinen Unterschied machen. Wenn du gut genug bist, wirst du deinen Weg machen. Auch wir mussten zu zusehen, das Budget zusammenzukriegen. Es war nicht mein Vater, der die Rechnungen bezahlt hat. Die Teams in der Formel 1 sehen die wirklich talentierten Fahrer und nehmen sie. Wenn ich ein weiteres Jahr [in einer niedrigeren Serie] gefahren wäre, wäre es schwierig gewesen, das Budget zusammenzukriegen. Aber wenn man Talent hat, kommt man in eine bessere Position als die anderen. Es ist aber nicht nur das Talent, man muss auch hart arbeiten. Es gibt viele Fahrer, die auf der Strecke sehr schnell sind, aber abseits der Strecke nicht hart genug arbeiten. Man muss dort eine gute Balance finden.

Max Verstappen wollte schon immer in die Formel 1, Foto: Sutton
Max Verstappen wollte schon immer in die Formel 1, Foto: Sutton

Ist das für dich hart, so diszipliniert zu sein?
Max Verstappen: So bin ich aufgewachsen. Mein Vater hat mich immer angetrieben, also musste ich es machen.

Wie lange ist so ein Testtag für dich?
Max Verstappen: Ich komme morgens um 7:30 Uhr an und bin bis 22:00 oder 23:00 Uhr hier. Aber ich mag es, hier zu sein. Ich bin nicht so gerne im Hotel.

Und du hast auch eine schöne Pressesprecherin an deiner Seite, da wäre ich auch gerne länger da...
Max Verstappen: Ja, wir haben immer Spaß. Es gibt sicherlich Schlimmeres.

Nur die Performance zählt

Du hast dir die Nummer 33 für deine Karriere ausgesucht. Wie kam es dazu?
Max Verstappen: Eigentlich ist die 3 meine Lieblingszahl. Aber die gibt es nicht mehr [Daniel Riccardo hat sich bereits in der letzten Saison die 3 gesichert]. Also habe ich mir gedacht, eine doppelte 3 bringt vielleicht doppeltes Glück. Ich mag die Form der 3. Ich hatte sie auch schon als ich Kart gefahren bin.

Hast du mit Daniel über die Nummer 3 gesprochen?
Max Verstappen: Ja, er mag sie auch, deswegen wird er sie behalten.

Hast du ihm einen Deal angeboten?
Max Verstappen: Nein, so weit bin ich nicht gegangen.

Haben so kleine Dinge wie die Startnummer oder das Helmdesign eine spezielle Bedeutung für dich? Du hast einmal gesagt, dass du ein bisschen gebraucht hast, dich für eine Nummer zu entscheiden.
Max Verstappen: Ja, aber nur weil meine Lieblingsnummer schon vergeben war.

Also sind diese Kleinigkeiten für dich nicht besonders wichtig?
Max Verstappen: Nein, ich kümmere mich nur um die Performance. Es wäre mir auch egal, wenn ich einen weißen Helm hätte.

Verstappen startet mit der Nummer 33, Foto: Sutton
Verstappen startet mit der Nummer 33, Foto: Sutton

Zufrieden mit dem neuen Update

Beim Testen hier scheint es ganz gut zu laufen. Wie zufrieden warst du mit dem großen Update?
Max Verstappen: Man hat mehr Grip, man kann schneller durch die Kurven fahren. Das ist immer sehr gut. Es ist noch immer eine Menge Arbeit zu tun, man kann alles verbessern. Im Moment geht es in die richtige Richtung und auch die Rennsimulation, die wir gestern gemacht haben, war sehr positiv. Hoffentlich können wir so weitermachen und haben diese Pace auch in Melbourne.

Mit dieser Pace wärst du auf welcher Position?
Max Verstappen: Ich sage keine Position.

Aber du bist glücklich mit der Rangordnung im Moment?
Max Verstappen: Ja, im Qualifying wissen wir es nicht, weil wir es noch nicht simuliert haben. Aber die Renn-Pace sieht bislang stark aus.

Also fährst du heute eine Quali-Simulation? Sonst hast du vor Melbourne noch keine Quali-Simulation absolviert...
Max Verstappen: Ja, das haben wir geplant.