Jenson Button absolvierte für McLaren-Verhältnisse am zweiten Testtag in Barcelona einen wahren Marathonlauf von sage und schreibe 101 Runden. Dementsprechend konnte er sich zu Beginn seiner Presserunde einen kleinen Scherz nicht verkneifen. "Wir müssen über etwas reden", sagte er, als er sich das Mikrofon griff. "Tut mir leid, dass ich zu spät bin, aber ich hatte ein wirklich langes Debrief mit den Ingenieuren. Das Witzige war, dass der Fahrer bei den Meetings mit den Ingenieuren zuerst spricht und ich konnte mich noch nicht einmal an die Hälfte der Dinge erinnern, die wir heute gemacht haben", berichtete er lachend.

"Wir haben heute gute Fortschritte gemacht - das war nach gestern nicht schwer, aber wirklich schön", fügte er hinzu. "Es ist unglaublich, was man alles erledigen kann, wenn man ein zuverlässiges Auto hat!" Er habe nun all die Tests, wie Vergleiche von Aerodynamik-Teilen, vornehmen können, die nicht möglich waren, als das Auto nach der Hälfte stehen blieb. Ein Wermutstropfen blieb bei aller Euphorie: das Zeitentableau zeigte noch nicht das, was sich McLaren wünscht. Button reihte sich mit einer Bestzeit von 1:25.590 Minuten 2,8 Sekunden hinter der Spitze ein.

Auch wenn er zum ersten Mal die 100-Runden-Marke knackte, war Button noch einer von denen, die nicht allzu viel zum Fahren kamen. Sebastian Vettel hielt mit 143 Runden die Spitze. Insgesamt kamen sechs von neun Fahrern über die 100er-Marke. "Für die meisten sind 100 Runden nicht viel, aber für uns sind das wie 1000 Runden, denn für uns gibt es noch so viel über das Paket zu lernen", gestand Button. Ganz ohne Abschleppwagen kam McLaren aufgrund eines kleinen Problems mit der Elektrik dann allerdings doch nicht aus.

Kein Glück im Spiel

Von einem Glückstag wollte der Brite aber definitiv nicht sprechen. "Es gibt nie Glück, wenn man in der Formel 1 und mit so einer komplizierten und komplexen Power Unit arbeitet. Das ist definitiv nicht Glück", betonte er. Zudem unterstrich er, dass man nicht sagen könne, McLaren würde noch nicht mit voller Power fahren. "Wir wissen, dass wir mit der Power Unit mehr erreichen können. Wir versuchen, jetzt so viel zu pushen wie es geht."

Daher lautete Buttons Standortbestimmung von McLaren: "Wir haben gute Fortschritte gemacht, aber es liegt noch ein langer Weg vor uns." Vor allem am Setup und am Handling gebe es noch Einiges zu tun. Das liege jedoch daran, dass man damit 'nur' einige Zehntel herausholen könne, während allgemeine Arbeiten etwa mit verschiedenen Fahrzeughöhen größere Zeitvorteile brächten. Am Sonntag, wenn er wieder im Auto sitzt, wolle er sich jedoch dem Setup widmen, kündigte Button an.

"Hoffentlich bekommen wir noch zwei Tage mit vielen Runden, denn wir brauchen das, damit wir uns mit allem wohlfühlen, wenn wir zum ersten Rennen kommen", erklärte Button. Es ginge dabei auch um 'kleine' Dinge wie Boxenstoppübungen, die in der Liste bei Testfahrten meist weiter unten stehen, aber dennoch erledigt werden müssen. "Wir haben auch noch keine Renndistanz absolviert, das wäre hilfreich", scherzte Button mit Blick auf den Saisonstart. "Aber was das Auto angeht, würde ich morgen Rennen fahren. Aber ich wäre nicht so glücklich wie nach einem weiteren guten Testtag."

Viele Köche verderben den Brei? Nicht bei McLaren!

Dass am Samstag Test- und Ersatzfahrer Kevin Magnussen im MP4-30 sitzen wird, schmerzt ihn allerding wenig, denn er hofft auf wertvolle Informationen. Mit einem Zeitverlust aufgrund der Anpassung rechnet der Brite nicht. "Kevin war immer sehr gut darin, ins Auto zu springen und sich schnell mit allem vertraut zu machen. Das haben wir gesehen, als er das erste Mal in ein Formel-1-Auto gestiegen ist. Das sollte kein Problem sein", sagte Button.

"Ehrlich gesagt, ist es immer gut, so viele Sichtweisen wie möglich von verschiedenen erfahrenen Piloten zu haben. Natürlich ist es schade für Fernando, aber auch für mich, dass er nicht fahren kann." Er werde jedoch auf das hören, was ihm Magnussen stattdessen mitteilt. "Er fährt das Auto in einem ziemlich guten Zustand. Seitdem ich beim ersten Test ins Auto gestiegen bin, haben wir einen langen Weg zurückgelegt. Es wird interessant zu sehen sein, wie er es mit seiner letzten Fahrt in Abu Dhabi vergleicht."