Nach der Pleite von Caterham und dem Wechsel von Lotus zu Mercedes rüstet Renault in dieser Saison mit Red Bull Racing und Toro Rosso nur noch zwei Teams mit Motoren aus. Bei den Franzosen ist man mit dieser Situation nicht übermäßig glücklich und hat daher hinter geschlossenen Türen die etwaige Wiedereinführung eines Werksteams ins Auge gefasst.

Renaults F1-Engagement begann 1977, Foto: Sutton
Renaults F1-Engagement begann 1977, Foto: Sutton

Es wäre für den französischen Autobauer keine Premiere, als Konstrukteur in der Königsklasse aufzutreten. Zum ersten Mal startete Renault 1977 mit einem eigenen Team. 1986 entschlossen sich die Franzosen dazu, nur mehr als Motorenlieferant zu fungieren, stiegen 2001 mit dem Kauf von Benetton aber erneut selbst in die Formel 1 ein, was im zweimaligen Gewinn der Weltmeisterschaft durch Fernando Alonso gipfelte. 2009 verkaufte Renault die Mehrheit des heute als Lotus bekannten Rennstalls wieder, bleib aber noch bis 2011 Namensgeber.

Abhängig von Red Bull

"Wir sind zum Marketing hier", erklärte Renault-Geschäftsführer Cyril Abiteboul gegenüber Autosport. "Und aus einer Marketing-Perspektive muss man die Dinge etwas anders sehen - wir sind für alles offen." Nach dem Verlust von Caterham und Lotus ist Renault nun gänzlich auf Red Bull angewiesen, was für die Franzosen keine optimale Konstellation darstellt. "Effektiv haben wir nur einen Kunden und unser Ziel ist, diesen Kunden zufriedenzustellen", betonte Abiteboul. "Aber es ist eine Situation, in der wir voll und ganz von Red Bull abhängig sind."

Die große Frage, die man sich in Viry-Châtillon daher stellt, lautet: "Ist das für Renault nachhaltig?" Eine eindeutige Antwort darauf will Abiteboul nicht geben. "Ich sage weder ja noch nein", gibt sich der Franzose vorsichtig, für den im Moment die gute Beziehung zu Red Bull im Vordergrund steht. Im Verbund mit dem britisch-österreichischen Team gewann Renault vier Mal die Weltmeisterschaft, erntete dafür aber nicht immer jene Lorbeeren, die man sich erhofft hatte, sondern musste oftmals harte Kritik einstecken.

Alonso und Briatore verhalfen Renault zu zwei WM-Titeln, Foto: Sutton
Alonso und Briatore verhalfen Renault zu zwei WM-Titeln, Foto: Sutton

Bob Bell sondiert die Optionen

Angeheizt werden die Spekulationen um die Rückkehr eines Renault-Werktsteams von der Personalie Bob Bell. Der Brite hatte großen Anteil am Gewinn der Weltmeisterschaft in den Jahren 2005 und 2006 und war zuletzt als Technikdirektor bei Mercedes tätig. Nun soll er Renault dabei helfen, mögliche Optionen für die Zukunft zu sondieren.

Bob Bell ist wieder für Renaul tätig, Foto: Renault
Bob Bell ist wieder für Renaul tätig, Foto: Renault

"Bob ist eine fantastische Person. Ich kenne ihn seit der Zeit von Renault F1", sagte Abiteboul, verriet jedoch, dass Bell nicht in das aktuelle Motorenentwicklungsprogramm eingebunden werde. Eine der Optionen, die der Brite prüfen wird, ist der Einstieg bei einem aktuellen Team beziehungsweise die Übernahme der Namensrechte. Vor den hohen Kosten, die ein kompletter Neuaufbau eines Rennstalls mit sich bringen würde, schreckt man bei Renault nämlich zurück. Nicht zuletzt deshalb, weil das schwierige Jahr 2014 die Franzosen ziemlich teuer zu stehen kam.

Performance hat Vorrang

All diese Überlegungen sind vorerst aber nur Zukunftsmusik. Für Renault geht es derzeit darum, den Rückstand auf Mercedes wettzumachen. "Wir müssen ein vertrauenswürdiger Player sein", hielt Abiteboul fest. "Und Vertrauenswürdigkeit gewinnt man sowohl durch das Geld, das man in der Lage ist zu investieren, als auch durch die technischen Leistungen auf der Strecke. Das ist unsere Priorität." Erst wenn das geschafft ist, werde man intensiver über weitere Pläne in der Formel 1 nachdenken.