Ein Tag und zwei wahrgewordene Träume für Pascal Wehrlein. Am Vormittag testete der Deutsche im Force India, bis er am Nachmittag für den kranken Lewis Hamilton in den Mercedes sprang. "Ich war schon etwas überrascht, als ich heute Morgen die Information bekam, dass ich am Nachmittag den Mercedes fahre", gab der Deutsche ehrlich zu. "Es war ungefähr zehn oder elf Uhr. Ich war im Kopf komplett bei Force India und versuchte, mein Bestes zu geben, mit den Ingenieuren zu sprechen und auf einmal kam Mercedes und sagte: wir brauchen dich."

Als Mercedes-Testfahrer sollte Wehrlein seine Zeit in Barcelona eigentlich nur an der Box fristen und den Stammpiloten Nico Rosberg und Hamilton beim Fahren zusehen. Stattdessen tat sich die Einsatzchance bei Force India auf und Wehrlein war begeistert - bis sein Tag mit dem Doppeleinsatz einen noch besseren Verlauf nahm. Hamilton hatte am Vormittag lediglich elf Runden abgespult, bevor er sich mit hohem Fieber und grippeartigen Symptomen zurückzog. "Zwei Autos an einem Tag zu fahren, war unglaublich", strahlte Wehrlein. Dass das Auto noch auf Hamilton eingestellt war, störte ihn dabei wenig. "Das war in Ordnung, wenn auch sicher nicht perfekt. Aber wenn du diese Chance bekommst, dann nutzt du sie!"

Pascal Wehrlein steht auch für weitere Einsätze im Mercedes bereit, Foto: Mercedes-Benz
Pascal Wehrlein steht auch für weitere Einsätze im Mercedes bereit, Foto: Mercedes-Benz

Am Freitag ist eigentlich der erste Barcelona-Einsatz von Rosberg im Mercedes geplant. Der Deutsche plagte sich am Donnerstag allerdings noch mit Nacken-Problemen, wird am Freitag aber wohl fahren können. "Ich denke, es geht ihm besser. Aber ich bin auf jeden Fall hier und wenn etwas sein sollte, kann und werde ich fahren", erklärte Wehrlein.

Doppeltes Ass im Ärmel

Mit seinem Doppeleinsatz an nur einem Tag hat der Mercedes-Testfahrer ein besonderes Gut in Händen: Er ist der bisher einzige Fahrer, der 2015 zwei unterschiedliche Autos testen und damit vergleichen konnte. Wirklich viel konnte - oder wollte - der 20-Jährige aber nicht preisgeben. "Es sind zwei unterschiedliche Autos, zumal der Force India ja noch von 2014 ist", erinnerte er. Einige Verbesserungen - speziell im Bereich der Power Unit - sind dem Deutschen allerdings aufgefallen. "Es sind natürlich kleine Unterschiede da. Man versucht, das Auto und den Motor über den Winter zu verbessern und ein Fortschritt war zu erkennen", sagte er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com zum Vergleich des Vorjahres-Mercedes-Motor im Force-India mit der aktuellen Power Unit im Mercedes-Boliden.

Ein deutlicher Unterschied stach Wehrlein allerdings sofort ins Auge: das Lenkrad. Während Mercedes auf ein großes Display am Lenkrad setzt, musste er am Vormittag bei Force India auf diese Technik verzichten. Zudem sind die einzelnen Knöpfe an anderen Stellen angebracht. "Ich war bei Mercedes so oft Simulator, dass ich die Knöpfe auswendig kenne", lachte Wehrlein. "An dieses Lenkrad bin ich gewöhnt, aber auch im Force India war es kein Problem."

Pascal Wehrlein spulte 48 Runden ab, Foto: Sutton
Pascal Wehrlein spulte 48 Runden ab, Foto: Sutton

Verkürzte Fahrzeit

Probleme gab es hingegen bei Mercedes. Durch technische Schwierigkeiten die kontrolliert und behoben werden mussten, verlor Wehrlein am frühen Nachmittag einiges an Fahrzeit. "Am Ende konnte ich aber noch ein paar Runden und vor allem zwei Longruns auf harten Reifen fahren", so Wehrlein, der insgesamt nur auf drei Runs im Mercedes F1 W06 kam. Mit insgesamt 48 Runden und einer Zeit von 1:28.489 Minuten landete er im Mercedes auf dem neunten Rang. "Aber die Zeit die ich hatte, habe ich genossen", strahlte er dennoch.