Strohfeuer, Eintagsfliege, Showrunden: Was wurde nach den Bestzeiten von Jerez nicht alles geschrieben, um die überraschend starke Performance von Ferrari beim Auftakttest zu schmälern. Man müsse nur bis Barcelona warten, die Strecke in Katalonien sei ein viel besserer Gradmesser. Erst dort könne sich zumindest im Ansatz das wahre Kräfteverhältnis zeigen. Ferraris Reaktion darauf? Die Scuderia knallt in Barcelona einfach die nächsten Top-Zeiten auf den Asphalt!

Kimi Räikkönen fährt am ersten Tag auf dem Circuit de Catalunya erneut in die Spitzengruppe und gibt permanent die Pace vor. Am Ende reicht es diesmal zwar "nur" zur zweitschnellsten Zeit. Doch das nur, weil Pastor Maldonado kurz vor Ende der Session nochmal die soften Reifen an seinem Lotus aufziehen lässt. Er unterbietet die bisherige Bestzeit des Icemans um gerade einmal eineinhalb Zehntel.

Räikkönen hatte seine Zeit allerdings auf der Medium-Mischung erzielt, was etwa Daniel Ricciardo sehr beeindruckt. "Dann sieht es verdammt gut aus. Sie scheinen sehr stabil zu sein", sagt der Red-Bull-Pilot. Generall habe Ferrari am Donnerstag nur auf die Mediums und harten Reifen gesetzt, während man bei der Konkurrenz auch die softe Mischung beobachtet habe, berichtet Räikkönen.

Der Ferrari liegt gut in der Kurve, Foto: Sutton
Der Ferrari liegt gut in der Kurve, Foto: Sutton

Ferrari liegt wie ein Brett

Noch dazu liegt der Ferrari vergleichsweise gut auf der Straße. So lässt sich beobachten, dass Räikkönen etwa in Kurve 10 eine deutlich engere Linie fährt als die Konkurrenz und das Heck des SF15-T schneller ums Eck wirft. Der Ferrari scheint sich sehr sanft umlegen zu lassen. Gerade für den Fahrstil des Icemans ist das ein Trumpf, da er so seine Stärke als Reifenflüsterer besser ausspielen kann. "Das Team hat ein tolles Auto gebaut. In Jerez lief alles gut und heute ging es genauso weiter", sagt Räikkönen. "Wir hoffen morgen den nächsten Schritt machen zu können."

Rote Göttin der Zuverlässigkeit

Auch die Zuverlässigkeit stimmt bei Ferrari. Wie in Jerez verschont der Defektteufel die Scuderia. Insgesamt 74 Runden gelingen Räikkönen. Das ist weit mehr als eine Renndistanz und kann sich auch im Vergleich mit der Konkurrenz sehen lassen - dramatisch mehr Kilometer sammelt unter den Top-Teams einzig Williams. Trotzdem - James Allison will mehr: "Mit der Rundenzahl heute bin ich weniger zufrieden Ich hoffe, dass wir in den übrigen Tagen noch mehr Kilometer sammeln", fordert der Technische Leiter.

Dank der guten Standfestigkeit gelingt es Ferrari ein ordentliches Testprogramm abzuspulen. Am Morgen arbeitet Räikkönen am Setup, Longruns und legt einige Startübungen hin. Am Nachmittag testet der Finne mehrere Reifenmischungen. "Wir können heute zufrieden sein. Wir wissen das noch viel Arbeit erledigt werden muss, aber das Team hat auch schon einen guten Job gemacht über den Winter", sagt Räikkönen.

Der Ferrari schaut in der Abenddämmerung genauso gut aus wie seine Performance, Foto: Sutton
Der Ferrari schaut in der Abenddämmerung genauso gut aus wie seine Performance, Foto: Sutton

Es ist immer noch früh ...

Alle Indikatoren deuten also darauf hin, dass Ferrari der gewaltige Satz nach vorne tatsächlich gelungen ist. Trotzdem will Räikkönen alles nicht überbewerten: "Es ist immer noch sehr früh, aber zumindest war es ein guter Start für uns." Doch dann blitzt doch kurz die Hoffnung auf eine grandiose Saison auf. "Wir verbessern uns kontinuierlich in die richtige Richtung und wenn wir so weiter machen, werden wir erreichen, was wir wollen", ergänzt Räikkönen.