Warum testet die Formel 1 zwei Mal in Barcelona?

Der Grund ist ganz einfach: Die Testfahrten im vergangenen Jahr in Bahrain haben den ohnehin schon finanziell angeschlagenen F1-Teams ein noch größeres Loch in die Portokasse gerissen als anfangs versprochen. Die Streckenmiete im Wüstenstaat überstieg das von den Rennställen angesetzte Budget deutlich, zudem waren die Anfahrtswege für Ersatzteile mit 7 Stunden Flugzeit aus Mitteleuropa schlichtweg zu lang. Ein weiterer Grund: In Barcelona waren die Temperaturen im Winter 2014 nicht bedeutend niedriger als in der Golfregion.

Testfahrten 2015

1. Februar - 4. Februar: Jerez de la Frontera
19. Februar - 22. Februar: Barcelona
26. Februar - 1. März: Barcelona
12. und 13. Mai: Barcelona
23. und 24. Juni: Spielberg

Welche Teams nehmen an dem viertägigen Test teil?

Beim zweiten Vorsaisontest wird mit Force India auch das letzte der sicheren Teams der Saison 2015 antreten, wenngleich das indische Team noch mit dem Vorjahreswagen anreist. Im alten Boliden steckt auch noch der alte Motor, doch der erste Test in Barcelona ist für Force India wohl eher auf das Reifentests ausgelegt. Die Teilnehmer des ersten Tests, Mercedes, Red Bull, Williams, Ferrari, McLaren, Toro Rosso, Lotus und Sauber sind natürlich auch wieder dabei.

Von Marussia gibt es zwar positive Nachrichten was eine Teilnahme an der F1-Saison 2015 angeht, doch für Tests hat das Team keine Zeit. Nach dem Veto gegen das Vorjahresfahrzeug bei Manor steht die Arbeit an einem Interimsfahrzeug im Fokus. Ob das jedoch bis zum Saisonauftakt fertig wird, steht noch in den Sternen.

Wer testet an welchem Tag?

Wie schon in Jerez erhalten die meisten Stammpiloten zwei volle Testtage. Während sich bei Mercedes Lewis Hamilton und Nico Rosberg abwechselnd das Auto teilen, setzen Red Bull, Ferrari und McLaren-Honda auf Konstanz. Ihre Fahrer sitzen jeweils an zwei aufeinanderfolgenden Tagen im Cockpit ehe der Teamkollege das Steuer übernimmt.

Testfahrten in Barcelona:

Team Donnerstag Freitag Samstag Sonntag
MercedesHamiltonRosberg Hamilton Rosberg
Red BullRicciardoRicciardo KvyatKvyat
WilliamsWolff Bottas Massa Massa/Bottas
FerrariRäikkönenRäikkönenVettelVettel
McLarenButtonButtonAlonsoAlonso
Force India Wehrlein Perez Wehrlein Hülkenberg
Toro RossoVerstappenSainzVerstappen Sainz
Lotus Maldonado Palmer Maldonado Grosjean
SauberNasrEricssonEricssonNasr

Warum sind alle Augen auf Force India gerichtet?

Wie schlagen sich die beiden?, Foto: Sutton
Wie schlagen sich die beiden?, Foto: Sutton

Force India sorgte in den vergangenen Tagen und Wochen für zahlreiche Schlagzeilen. Die ersten Testfahrten in Jerez musste das Team komplett ausfallen lassen, da das 2015er Auto nicht fertig geworden ist. Es kamen Gerüchte auf, Force India hätte finanzielle Schwierigkeiten, was der Rennstall jedoch dementierte. In Barcelona ist man nun zwar dabei, wird an den ersten vier Tagen jedoch noch das alte Auto einsetzen.

Da sich ein Umbau des Autos für die neue Power Unit von Mercedes schlicht nicht gelohnt hätte, wird Force India also auch den alten Motor einsetzen. Der Erkenntnisgewinn ist somit auf die neuen Reifen beschränkt, der Test-Rückstand auf die Konkurrenz ist enorm. Zuletzt wurde gemunkelt, Mercedes-Ersatzfahrer Pascal Wehrlein erhalte eine Chance, was weder bestätigt, noch klar dementiert wurde

Wer muss sich in Barcelona unbedingt verbessern?

Die Antwort liegt auf der Hand: McLaren-Honda. Nach etlichen Kinderkrankheiten am MP4-30 braucht der Rennstall jeden Testkilometer. So reisten Fernando Alonso und Jenson Button bereits früher nach Barcelona, um vor den offiziellen Tests private Filmtage einzulegen. Zweimal im Jahr darf jeweils 100 Kilometer gefahren werden, um den Boliden auf der Strecke abzulichten.

Auch Red Bull Racing nutzte vergangenes Jahr einen solchen Test, um der schlechten Performance des Antriebs von Renault auf die Schliche zu kommen - wobei Red Bull auch 2015 Startschwierigkeiten erlebte. Die meisten Probleme verursachte der aufgerüstete V6-Turbomotor von Renault. "Während der Testfahrten wird immer wieder etwas schief laufen, das ist normal", zeigte sich Christian Horner gelassen.

Warum tritt Ferrari vor Barcelona auf die Euphoriebremse?

Vettel fuhr zwei Bestzeiten, Foto: Ferrari
Vettel fuhr zwei Bestzeiten, Foto: Ferrari

"Ich bin von der Performance des neuen Autos ermutigt. Aber es ist eine Sache, eine schnelle Runde zu fahren, und eine andere, das über einen ganzen Grand Prix zu tun, trat Ferrari-Präsident Sergio Marchionne auf die Euphoriebremse. In Ferrari weht ein neuer, bescheidener Wind. Statt wegen der Bestzeiten von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen in Jerez auszuflippen, bleibt man auf dem Boden und arbeitet hart weiter.

"Wir müssen auf dem Boden bleiben, denn es ist viel zu früh, um einschätzen zu können auf welchem Niveau wir uns mit dem Auto bewegen", betonte Vettel nach seinem ersten Testeinsatz in Rot. Und Ferrari tut gut daran, immerhin gelang Räikkönen 2014 das gleiche Kunststück in Jerez. Wie die Saison für die Scuderia geendet hat, ist bekannt.

Was erwartet uns sonst noch in Barcelona?

Die Gegner und F1-Fans dürfen auf Mercedes gespannt sind, immerhin betonte das Weltmeisterteam zuletzt, dass man in Jerez noch nicht alles gezeigt hat. "Wir haben erst sehr wenig von der Performance gesehen", betonte Aldo Costa. Was man gesehen hat, war schon einmal beeindruckend. Nico Rosberg und Lewis Hamilton spulten zusammen 2285 Kilometer ab - knapp 600 Kilometer mehr als das zweitbeste Team. Gespannt darf man auch sein, ob Sauber seine gute Form von Jerez beibehalten kann oder sich der C34 doch als 'Rohrkrepierer' entpuppt.

Wo kann man die Testfahrten verfolgen?

Motorsport-Magazin.com ist in Barcelona live vor Ort. In unserem Ticker informieren wir an allen vier Testtagen über das aktuelle Geschehen auf der Strecke und verraten, was Fahrer und Teamverantwortliche zu sagen hatten. Unsere Statistikabteilung steht schon in den Startlöchern, um all die gesammelten Zahlen und Daten grafisch aufzubereiten.