"Es ist ein Klischee, dass wir absolut nichts aus den Testfahrten herauslesen können. Man muss einfach ein bisschen tiefer graben." Das sagt Peter Windsor und zieht eine Bilanz nach der ersten Wintertestserie der F1-Saison 2015.

Ferrari

"Ferrari hat in Jerez eine gute Figur gemacht. Ferrari fuhr an drei von vier Tagen Bestzeit und dem einen Tag war Sauber vorne. Sie sind zwar mit wenig Spirt und auf weichen Reifen unterwegs gewesen, trotzdem lässt sich sagen, dass die Performance des Ferrari-Motors ermutigend ist. Ferrari sah nicht nur im Trockenen stark aus, sondern auch im Nassen und das lässt darauf schließen, dass die Fahrbarkeit des Motors deutlich besser ist als 2014. Natürlich werden Ferrari und Sebastian Vettel auch ein wenig auf Show gemacht haben, aber dass es ihnen überhaupt gelungen ist, solch eine Show abzuziehen, ist ermutigend."

Vettel und Ferrari holten zwei Bestzeiten, Foto: Sutton
Vettel und Ferrari holten zwei Bestzeiten, Foto: Sutton

Sebastian Vettel

"Natürlich hat sich seine Einstellung verändert, denn der Grund, warum er zu Ferrari ging, war jener, dass er alles rund um 2014 vergessen wollte. Das war kein tolles Jahr für ihn. Er wurde von seinem jüngeren Teamkollegen in den Schatten gestellt, damit kommt man als vierfacher Weltmeister nur schwer klar. Um sich neu zu motivieren, musste er zu einem anderen Team. Ein weiterer Grund für sein Lächeln ist, dass der SF15-T komplett aus der Feder von James Allison stammt. Zudem hat sich die gesamte Struktur verändert, Ferrari ist es sogar gelungen Rory Byrne zurück nach Maranello zu holen."

McLaren hatte mit dem Defektteufel zu kämpfen, Foto: Sutton
McLaren hatte mit dem Defektteufel zu kämpfen, Foto: Sutton

McLaren

"Man sollte in die Probleme nicht zu viel hinein interpretieren, denn das war vorhersehbar. Allerdings hat es mich schon verwundert, dass McLaren-Honda nur zwei Motoren in Jerez dabei hatte. Schließlich sprechen wir hier von Honda, das ist ein riesiger Konzern und zwei Motoren für vier Testtage sind nicht viel. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum sie nicht so viele Runden gefahren sind. Aber mich wundert etwas anders noch mehr und zwar, dass die Honda-basis in England in der Nähe von Milton Keynes und nicht von Woking angesiedelt ist. Man würde doch meinen, dass Honda so nah wie möglich bei Partner McLaren sein will."

Wie ein Uhrwerk fuhr Mercedes, Foto: Sutton
Wie ein Uhrwerk fuhr Mercedes, Foto: Sutton

Mercedes

"Mercedes muss klar gewesen sein, dass die Konkurrenz aufholen wird und es gibt nur einen Bereich, in dem sie sich noch immens verbessern können - die Zuverlässigkeit. Diese stimmte 2014 nicht immer. Felipe Massa meinte in Jerez, dass es sich anfühlte als hätte der Motor weniger Power als noch bei den Tests in Abu Dhabi. Das könnte damit zusammenhängen, dass Mercedes gesagt hat "statt schneller und schneller zu werden, lass uns lieber auf die Zuverlässigkeit setzen". Das betrifft meiner Meinung nach nicht nur den Motor, sondern auch das Reifenmanagement. Sie haben ein unglaubliches Reifenmanagement in Jerez gezeigt, sie sind Kilometer über Kilometer auf einem Reifensatz gefahren. Das war sehr beeindruckend."

Red Bull kam nur auf 735 Kilometer, Foto: Sutton
Red Bull kam nur auf 735 Kilometer, Foto: Sutton

Red Bull

Das war kein großartiger Test, aber man sollte keine Panik schieben. Ich bin überzeugt, dass Red Bull in Barcelona viel besser aussehen wird.

Zur Person:
Peter Windsor ist seit den 70er Jahren in den Sport involviert. Seine Karriere begann er als Journalist bevor er 1985 die Seiten wechselte und Sponsor-Manager bei Williams wurde. Nach einem Jahr bei Ferrari kehrte Windsor zu Williams zurück und stieg 1990 zum Teammanager auf. 2009 war er eine der Schlüsselfiguren des USF1-Projekts. Heute schreibt er für verschiedene F1-Magazine.