Großer Schwarzgeld-Wirbel in der Schweiz! Das internationale Netzwerk für investigative Recherchen, ICIJ, hat basierend auf vertraulichen Unterlagen einen Steuerskandal in der Schweiz aufgedeckt. Die Private-Banking-Tochter der britischen Großbank HSBC habe dort über viele Jahre hinweg Konten für eine beträchtliche Zahl an Kriminellen - darunter Steuerhinterzieher, Drogenkartelle und Waffenhändler - geführt, und damit gewaltige Gewinne im Millionen-Bereich eingefahren.

Dabei sei vielfach das spezielle Schweizer Bankgeheimnis ausgenutzt worden, welches Kunden ermöglicht ihre Identitäten zu verheimlichen. Ein idealer Nährboden für Geldwäsche und Steuerhinterziehung. Mehr als 100.000 Kunden der Bank zählen zu den Betroffenen - sie stehen nun zunächst im Fokus der Steuerbehörden und in einer Reihe mit den Kriminellen. Insgesamt 100 Milliarden Dollar Vermögenswerte habe die Bank im Jahr 2007 kontrolliert, stellen die Rechercheure fest, deren Bericht auf einer Kundenliste aus diesem Jahr fußt.

Alonso, Rossi, Kovalainen, Briatore

Auch einige prominente Stars aus der Motorsport-Szene gehörten zu den Kunden des Schweizer HSBC-Ablegers und müssen sich nun zumindest dem Verdacht der potentiellen Steuerhinterziehung stellen. Diese Namen und dazugehörige Informationen tauchen auf der Schwarzgeld-Liste des ICIJ auf.

Foto: Sutton
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Fernando Alonso: Fernando Alonso war seit 2002 Kunde der HSBC. Zu ihm gehören vier Konten, die 2006/2007 zusammen 42,3 Millionen Dollar schwer waren. Zwischen 2006 und 2010 residierte der Spanier in der Schweiz, ehe es ihn zurück nach Spanien zog. Damals bemerkte Alonso: "Es fühlt sich großartig an nach Hause zu gehen. Ich bin glücklich, das Geld zu bezahlen. Ich bin jetzt nicht arm - nur etwas weniger reich." Gegenüber dem ICIJ bestätigte sein Manager, Alonso sei seit 2001 in verschiedenen Ländern steuerpflichtig gewesen. Er habe jedoch "in jedem dieser Länder seine Konten und Investments vorschriftsgemäß angegeben". In seiner Zeit in der Schweiz sei Alonsos Vermögen von Schweizer Banken gemanagt worden.

Foto: Milagro
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Valentino Rossi: Valentino Rossi verfügt seit 2003 über einen Account mit zwei Konten bei der HSBC. Gemeinsam lagen dort 23,9 Millionen Dollar (2006/2007). Bereits 2007 hatten italienische Steuerbehörden wegen vermeintlicher Steuervermeidung gegen Rossi ermittelt. Hintergrund war dessen Wohnsitz in London im Jahr 2000. 2008 erzielten die Steuerbehörden und "Il Dottore" Übereinkunft, um die Sache zu regeln. Rossi zahlte 27,6 Millionen Dollar. Darauf verweist nun auch Rossis Anwalt. Gegenüber dem ICIJ erklärt dieser, Rossi habe damit die Situation bereinigt.

Foto: Sutton
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Flavio Briatore: Mit Flavio Briatore bringt der Recherche-Verbund gleich neun Kunden-Accounts bei der HSBC in Verbindung. Bei wenigstens sechs davon sei Briatore der Nutzungsberichtigte gewesen, einige wurden bereits geschlossen. Insgesamt kommen 38 Konten zusammen, die gemeinsam rund 73 Millionen Dollar umfassten. Briatores Anwalt erklärte auf Nachfrage, die genannten Konten lägen zehn Jahre in der Vergangenheit, weshalb sein Klient keine genauen Angaben dazu machen könne. Briatore könne allerdings bestätigen, dass er und einige seiner Unternehmen über diverse Konten in der Schweiz verfügt hätten - "auf absolut legale Weise in jederlei Hinsicht, besonders in Sachen Compliance."

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Heikki Kovalainen: Heikki Kovalainen ist seit 2006 Kunde der HSBC. Zu Kovalainen, dessen Vermögen auf 25 Millionen Dollar geschätzt wird, zählt die Liste drei Konten. Zusammen befanden sich rund 132.765 Dollar auf diesen (2006/2007). Zur selben Zeit gab Kovalainen Oxford als Anschrift an. Der Finne antwortete nicht auf Anfrage des ICIJ.

Als Reaktion auf den Bericht erklärte die HSBC in einer Stellungnahme, seit 2007 habe die Bank eine "radikale Umwandlung" vollzogen und setze inzwischen strengere Anforderungen. Zuvor seien die Compliance-Bemühungen unzureichend gewesen, räumte die Bank ein.