Rückblende: Als anno 2014 in Jerez getestet wurde, glich die Formel 1 einem Chaos. Alle paar Minuten gab es Probleme mit den neuen Power Units, die Fahrzeuge waren äußerst unzuverlässig. Was für einen Unterschied ein Jahr macht: Die roten Flaggen lassen sich bislang an einer Hand abzählen. Williams-Cheftestingenieur Rod Nelson genießt den deutlich besser geordneten Ablauf in diesem Winter. "Ich denke, wir sind in guter Verfassung", sagt er bezüglich der Williams-Performance, glaubt aber, dass noch Verbesserungspotenzial vorhanden ist.

Testablauf entspannter als im Vorjahr

"Der Fokus etwas anders als letztes Jahr", beschreibt Nelson. "Da hatte jeder Probleme mit den neuen Power Units und wie man sie nutzt und optimiert. Die Aerodynamik war komplett anders zum Vorjahr die neuen Motoren waren schwierig für alle. Dieses Jahr haben wir zwar auch eine neue Power Unit - fast alles am Motor ist neu - aber wir haben Stabilität im Reglement. Wir haben 12 Monate Erfahrung mit allem. Es gibt wesentlich weniger Schwierigkeiten zu meistern." Dennoch werde die Liste von Punkten, die es abzuarbeiten gilt, von Jahr zu Jahr länger, fügte er lachend hinzu.

Zwar sieht er Williams gut aufgestellt, der Engländer glaubt aber, dass das Optimum noch nicht erreicht sei. Das sei aber bei allen Teams der Fall: "Wir sind alle noch ein bisschen von dem entfernt, was wir in Melbourne an den Start bringen wollen." Dennoch sei die Optimierung was den Antriebsstrang angeht fast schon abgeschlossen, da nicht mehr viel verändert werden könne - ein Indiz dafür, dass Mercedes schon sehr viele Tokens aufgebraucht hat.

"Die größten Sprünge in Sachen Performance werden von jetzt an entweder bei der Elektronik machen, also wie man beispielsweise brake-by-wire nutzt, und in der Aerodynamik. Der Antriebsstrang ist weniger komplex, denn der wird mehr oder weniger eingefroren. Es gibt dort nicht mehr so viel Performance zu holen wie beim Downforce."

Variable Parameter als größte Herausforderung

Die größte Herausforderung können die Teams aber nicht beim Testen leisten: "Das schwierigste sind die Variablen, über die man keine Informationen hat. Aerodynamik etwa kann man messen - der Windkanal zeigt Resultate an. Man nimmt das letztjährige Auto und baut die neue Nase an. Dann verliert man Abtrieb und man fängt an, darauf aufbauend das nächstjährige Auto zu entwickeln. Dabei setzt man sich das Ziel, wieder dort zu landen wo man letztes Jahr war. So etwas ist leichter als Aspekte wie beispielsweise der Reifenverschleiß auf heißen Strecken. Das sind die Informationen, die man jetzt nicht hat. Diese Erfahrungsdaten sammelt man erst im Laufe der Saison."