McLaren bricht mit der Rückkehr von Honda und Fernando Alonso in eine neue Ära auf. Am Donnerstag präsentierte das Team aus Woking den MP4-30, mit dem die Rückkehr an die Spitze gelingen soll. Ein neues Projekt mit erfahrenen Piloten - es wird spannend rund um die Chrompfeile in der Formel-1-Saison 2015. "Ich habe mich nie zuvor besser und bereiter für eine neue Saison gefühlt", sagte Rückkehrer Alonso während der Präsentation des Autos. "Unser erstes Ziel ist, so viel wie möglich bei den Testfahrten vor der Saison über das Auto zu lernen, das Paket zu verstehen und so viel Performance wie möglich herauszukitzeln."

Die ersten Einsätze mit dem Honda-McLaren im vergangenen Jahr in Abu Dhabi liefen ziemlich schief, der Bolide konnte kaum Kilometer abspulen. Ähnliches soll sich bei den anstehenden Testfahrten in Jerez nicht wiederholen. "Wir freuen uns schon alle sehr darauf, nach Jerez zu reisen und das neue Auto zu entwickeln", sagte Jenson Button. "Wir machen uns aber keine Illusionen, dass es einfach wird - vor uns liegt eine riesige Herausforderung, um die Lücke zu unseren Rivalen zu schließen."

So sieht der McLaren MP4-30 aus, Foto: McLaren
So sieht der McLaren MP4-30 aus, Foto: McLaren

Es wird nicht problemfrei

Alonso ahnte schon, dass es bei den Fahrten des MP4-30 nicht problemfrei laufen wird. Kinderkrankheiten sollten an der Tagesordnung sein bei einem Projekt dieses Umfanges mit neuem Motorenpartner. "Problemfrei wird es nicht, aber wir sind bereit dazu", sagte der Spanier. "Und warum? Weil unser Hauptfokus auf der Entwicklung liegt. In der Geschichte stand McLaren immer dafür, schnell Updates für das Auto liefern und ein starkes Gesamtpaket liefern zu können."

Auch Ron Dennis wollte sich beim offiziellen Launch des neuen Boliden nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Frei nach dem Motto: Für vergangene Erfolge kann man sich nichts kaufen. "Obwohl uns noch viel Arbeit bevorsteht, bevor wir erwarten können, wieder auf das gleiche Erfolgsniveau wie vor 25 Jahren zu gelangen, steht fest, dass unsere Zusammenarbeit enorme Synergien und Potenzial beherbergt", sagte Dennis. "Ich bin zuversichtlich, dass wir wieder dorthin gelangen, wo wir sein wollen: Grands Prix gewinnen und schließlich Weltmeisterschaften als McLaren-Honda."

Gelingt McLaren die Rückkehr an die Spitze?, Foto: McLaren
Gelingt McLaren die Rückkehr an die Spitze?, Foto: McLaren

Ein neues Kapitel in der Geschichte

Der Motivation seiner beiden erfahrenen Piloten kann sich der McLaren-Boss zumindest sicher sein. Alonso schwärmte schon mehrfach in höchsten Tönen von der neuen Herausforderung - bei der Autovorstellung legte der zweifache Weltmeister noch einmal nach. "Ich möchte dabei helfen, ein neues Kapitel in der Geschichte von McLaren-Honda zu schreiben", sagte Alonso. "Ich bin jetzt genauso motiviert wie bei meiner allerersten Gelegenheit, ein Formel-1-Auto zu fahren. Wir sind bereit für eine neue Ära."

Teamkollege Button steht mit Alonso eine neue Herausforderung bevor, die es in sich hat. Dank der geballten F1-Erfahrung beider Piloten erhoffte sich der Brite einen positiven Effekt für die Entwicklung des MP4-30. Button: "Ich bin zuversichtlich, dass sich die gemeinsame Erfahrung beim Entwicklungrennen des Autos auszahlen wird, um unser Team wieder an die Spitze zu führen. Ich bin absolut motiviert, eine weitere Geschichte in dieser neuen Ära von McLaren-Honda zu schreiben."

Diese beiden sollen es richten: Fernando Alonso und Jenson Button, Foto: McLaren
Diese beiden sollen es richten: Fernando Alonso und Jenson Button, Foto: McLaren

1. Blick: Die Technik des McLaren MP4-30

Optisch fällt neben der neuen Farbgebung zuerst natürlich die Nase ins Auge. Wie Lotus verzichtet auch McLaren beim MP4-30 auf einen hässlichen Auswuchs. In der Draufsicht fällt auf, dass die Nase sehr weit vorne über den Frontflügel ragt. Das ist dem neuen Reglement geschuldet, das vorschreibt, dass sich der vorderste Punkt der Nase mindestens 850 Millimeter vor der Vorderachse befinden muss.

Bei der Draufsicht fällt auch ein weiteres Detail auf: Unmittelbar hinter den Kameragehäusen hinter der Nase ist eine halbkreisförmige Kante zu sehen. Gut möglich, dass nun auch McLaren auf einen sogenannten S-Schacht setzt. Vorne an der Nase wird Luft gesammelt, die über einen Schacht an die Oberseite des Chassis gelangt und dort ausgeblasen wird. Somit lassen sich die Strömungen über dem Chassis besser kontrollieren, bei geschickter Führung sogar der Luftwiderstand reduzieren.

Neue Seitenkästen für den Chrompfeil

Weiter hinten fallen die neu gestalteten Seitenkästen auf. Sie wirken vorne etwas bauchiger mit größeren Einlässen, dafür ist der Heckbereich - vor allem im Bereich des Getriebes - deutlich schmaler gestaltet. In der Mitte ist in der Seitenansicht eine kleine Delle zu erkennen.

An der Vorderachse vertraut McLaren weiterhin auf Durckstreben, an der Hinterachse kommen wie bei allen anderen Teams Zugstreben zum Einsatz. Auffällig sind erneut die hinteren Querlenker. Im vergangenen Jahr überraschte der MP4-29 mit Querlenkern in Form eines Beamwings. Das Konzept haben die Briten nicht verworfen. Die Spreizung des dritten Querlenker-Elements in Form des Flügels ist nun deutlich größer und wirkt aerodynamisch ausgefeilter - allerdings gibt es noch keine Bilder von der Heckansicht.

Geändert wurde auch die Befestigung des Heckflügels. Während beim MP4-29 der Flügel mit einer zentralen Strebe, die sich um den Auspuff herum aufteilte, befestigt war, gibt es beim neuen Boliden keine Streben mehr. Der Flügel ist nun direkt über die Endplatten mit dem Heck verbunden.