Am Sonntag heulen im spanischen Jerez die F1-Motoren auf. Doch wie Christian Horner verriet, ist der RB11 fünf Tage vor Testbeginn noch nicht komplett fertiggestellt. "Wir sind im Moment dabei das Auto fertigzustellen", sagte der Red Bull-Teamchef abseits eines PR-Events in Milton Keynes. Bis zum Sonntag gäbe es in der Fabrik noch eine Menge zu tun.

"Das ist vermutlich die kürzeste Produktions- und Montagezeit in den vergangenen zehn Jahren. Es ist unglaublich, was die Jungs in der Fabrik bis dato geleistet haben", erzählte Horner. Das Team ist zuversichtlich, dass der neue Renner rechtzeitig zum Testauftakt fertig wird. Wobei laut Horner die diesjährigen Wintertests nicht schlechter laufen können als 2014. "Wenn ich mich richtig erinnere sind wir in den ersten vier Tagen drei oder vier Runden gefahren. Dazwischen rollte das Auto auf der Strecke aus oder ging in Flammen auf", erinnert sich Horner mit Schrecken zurück.

Gerüchten zufolge wird Daniel Ricciardo am Sonntag und Dienstag im Cockpit Platz nehmen ehe am Montag und Mittwoch Neo-Teamkollege Daniil Kvyat das Steuer übernimmt. Eine offizielle Bestätigung seitens Red Bull steht noch aus.

Evolution des RB10

Zumindest verriet Horner einige Details zum RB11. So ist das Chassis eine Evolution des Vorjahresmodell. "Unser Fokus lag hauptsächlich auf dem Motor. In Bezug auf das neue Reglement und die Tokens, die über das Jahr hinweg erlaubt sind, muss man strategisch vorgehen. Man muss genau planen, welche Updates man in welche Motoren packt", so Horner, der sich auf die Tatsache bezieht, dass die Hersteller über die Saison hinweg entwickeln dürfen, allerdings keine zusätzlichen Tokens bekommen.

Der Großteil an Weiterentwicklungen wird wohl zu Saisonbeginn kommen. Der Rest kann zwischen Australien und Abu Dhabi frei verbraten werden. Allerdings immer nur dann, wenn auch ein neuer Motor zum Einsatz kommt - und davon gibt es dann nur drei weitere. Je später die Entwicklungsstufen kommen, umso mehr Zeit hatten die Ingenieure, zu entwickeln. Hier gilt es abzuwägen. Auch wenn ein Hersteller bis zum Saisonstart alle 32 Token verpulvern wollte, macht es unter Umstände Sinn, noch ein paar zurückzuhalten, um gegebenenfalls nachziehen zu können.

Auf der Jagd nach Mercedes

Bei Red Bull ist man sich dieser Taktikspielchen bewusst. "Dieses Jahr kann man die Power Units strategisch updaten. Das heißt, wir müssen uns entscheiden, wann wir die Tokens in den jeweiligen vier Motoren nutzen. Auf jeden Fall hat Renault diese Saison einen aggressiven Entwicklungsplan", betonte Horner. Ob das reicht, um Mercedes 2015 einzuholen, bleibt abzuwarten. "Wir wissen, wo wir stehen. Die Frage ist, was Mercedes über den Winter gemacht hat und welchen Job der Rest erledigt hat", erklärte der Brite.

Erst nach nach drei, vier Rennen werde man sehen wie die Rangordnung tatsächlich aussieht. Im Vorjahr konnte Ricciardo Mercedes drei Mal vom Siegerpodest verdrängen und der Australier ist zuversichtlich, dass er dieses Jahr noch mehr Siege einfahren kann. "Ich glaube, dass Red Bull die Lücke zu Mercedes schließen und vielleicht sogar um den Titel mitkämpfen kann", meinte der Red Bull-Pilot. Die Daten aus dem Windkanal sehen laut Angaben von Red Bull schon einmal vielversprechend aus.

"Renault hat eine aggressive Herangehensweise bei der Entwicklung gewählt", verriet Horner. Was der Red Bull Teamchef mit 'aggressiv' genau meint, ist aber fraglich. Es wird jedoch bereits gemunkelt, dass Renault zu Beginn eher mehr Tokens einsetzt, als die Konkurrenz. Somit bleiben für den Rest der Saison weniger Tokens übrig.