Die Saison 2014 brachte mit der Einführung des neuen technischen Reglements eine Neuordnung der Kraftverhältnisse in der Formel 1. Gab Renault in den Jahren vor der Regelrevolution ganz klar den Ton an und stellte im Verbund mit Red Bull vier Mal sowohl den Fahrer- als auch den Konstrukteursweltmeister, kam diese Rolle in der letzten Saison Mercedes zu.

Während Renault in Person von Daniel Ricciardo nur drei Rennsiege feierte, eilten die Mercedes-Piloten von Erfolg zu Erfolg und stellten einen Rekord nach dem anderen auf. Auch 2015 gilt Mercedes als der Topfavorit auf den Titelgewinn, doch im Hause Renault ist man fest entschlossen, in der bevorstehenden Saison einen markanten Schritt nach vorne zu machen.

"Wir schätzen, dass unser Abstand zu Mercedes am Ende der Saison 2014 rund 60 PS betragen hat", erklärte Cyril Abiteboul, Geschäftsführer von Renault Sport F1, gegenüber dem französischen Fernsehsender Canal+. Dieses Defizit soll über den Winter deutlich verringert werden. "Wir hoffen, den Rückstand bis zum Start der Saison in Melbourne um die Hälfte zu reduzieren", so der Franzose weiter, der festhielt, dass Renault in Australien definitiv mit der neuen Power Unit am Start sein wird.

Zwei Drittel der Token verwendet

Eigentlich hätten die Motorenhersteller ihre Aggregate am 28. Februar einfrieren müssen, ein Schlupfloch im Regelwerk erlaubt es ihnen nun aber doch, während der gesamten Saison Weiterentwicklung zu betreiben. Ein Motor setzt sich aus insgesamt 66 Bestandteilen, sogenannten Token, zusammen, 32 davon dürfen 2015 verändert werden.

"Zum aktuellen Zeitpunkt haben wir rund zwei Drittel der erlaubten Token verwendet, um unseren Motor für dieses Jahr zu verändern", verriet Abiteboul, wie weit man mit der Entwicklung in Viry-Châtillon derzeit ist.

Rüstete Renault in der vergangenen Saison neben Red Bull auch noch Toro Rosso, Lotus und Caterham mit Motoren aus, hat sich der Kundenstamm 2015 deutlich verkleinert. Lotus bezieht seine Triebwerke ab sofort von Mercedes, während es fraglich ist, ob das insolvente Caterham einen Investor findet, der Voraussetzung für den Fortbestand des Teams ist.

Demnach kann sich Renault zur Gänze auf Red Bull konzentrieren, dem man ohnehin Werksstatus zuerkennen wollte, um mit vereinten Kräften den Weg zurück in die Erfolgsspur zu finden. Die Ziele sind jedenfalls klar definiert. "Mein Ziel ist, mindestens fünf Saisonsiege zu feiern", gab Abiteboul selbstbewusst zu Protokoll.

Solche Szenen solchen sich 2015 nicht wiederholen, Foto: Red Bull
Solche Szenen solchen sich 2015 nicht wiederholen, Foto: Red Bull

Mehr Power eine attraktive Idee

Neben den Vorbereitungen auf die neue Saison beschäftigte sich Abiteboul zuletzt aber auch mit einer anderen Thematik. Um die Formel 1 wieder spektakulärer zu machen, sollen die Motoren wesentlich kräftiger werden und Leistungen jenseits der Marke von 1.000 PS liefern können. Ein Plan, dem man im Renault-Lager durchaus aufgeschlossen gegenübersteht.

"Renault wird sich der Idee von Bernie Ecclestone, die Motoren leistungsstärker und lauter zu machen, nicht in den Weg stellen", betonte Abiteboul. Einzige Bedingung: Die Kosten müssen unter Kontrolle bleiben. "Die Idee ist attraktiv, aber es scheint als wäre es bereits zu spät für 2016", meinte der Franzose. "2017 wäre allerdings ein ideales Timing."