Die Rallye-WM gilt als härteste Meisterschaft der Welt. Nichtdestotrotz hat es 2014 in der vermeintlich perfekt abgesicherten Welt der Straßenrennen die schlimmsten Unfälle gegeben - in der Formel 1 fuhr Jules Bianchi beim Japan GP in einen Bergungskran, Kevin Ward junior wurde in der NASCAR-Serie von einem Konkurrenten tot gefahren.

"Wir sind alle Menschen, die Fehler machen können", betont Sebastien Ogier. "Wir Rallye-Fahrer haben in den vergangenen Jahren einfach Glück gehabt. Glück, mehr nicht, davon bin ich überzeugt. Es gibt im Motorsport keine absolute Sicherheit, wird es auch nie geben. Es ist wie im echten Leben, denken Sie an Michael Schumacher. Der fährt sein Leben lang Autorennen und dann verunglückt er beim Skifahren."

Vor allem der Horrorunfall seines Landsmannes hat Ogier schwer getroffen. "Ich weiß noch genau, wo ich von Bianchis Unfall gehört habe. Wir waren bei der Frankreich-Rallye, als mich Sonntagmorgen die Nachricht erreichte. Ich hatte noch keine Bilder gesehen, aber etwas in mir wusste sofort, dass es schlimm sein musste. Es war schrecklich", erzählte der Franzose gegenüber der Welt am Sonntag. Kurz darauf musste er selbst wieder ins Auto steigen.

Sebastien Ogier ist sich der Risiken bewusst, Foto: Volkswagen Motorsport
Sebastien Ogier ist sich der Risiken bewusst, Foto: Volkswagen Motorsport

Rennfahren ist mein Job

"Es war nicht einfach, wieder loszufahren. Ich kannte das Gefühl vom tödlichen Unfall von Sean Edwards von 2013. Wir waren gute Freunde gewesen. Ich erfuhr von seinem Tod während Testfahrten in Spanien. Ich bin gefahren, aber mir sind jeweils tausend andere Gedanken durch den Kopf gerast. Da habe ich gemerkt, dass ich mich nicht mehr konzentrieren konnte, und dadurch plötzlich selbst in Gefahr war. Aber ich musste fahren, es ist schließlich mein Job", erklärte Ogier.

An solchen Tagen verfluche er die Tatsache, ein Rennprofi zu sein. "Es hat Wochen gedauert, bis ich gelernt habe, damit umzugehen", sagte der Franzose. "Es ist heute noch komisch. Einerseits bin ich natürlich traurig über das, was Jules und Sean geschehen ist. Andererseits freue ich mich dann, dass es mir so viel besser geht, ich gesund bin. Es klingt makaber, aber diese schrecklichen Ereignisse führen mir vor Augen, wie wichtig es ist, das Leben zu genießen."