Der Krieg der Sterne ist entschieden. Lewis Hamilton hat ihn gewonnen. Im teaminternen Duell bei Mercedes setzte sich der Brite im letzten Rennen der Formel-1-Saison 2014 gegen Nico Rosberg durch. Sein zweiter WM-Titel war für Hamilton eine besondere Genugtuung. Immerhin erstritt er ihn in einem engen Duell mit einem starken Widersacher Rosberg. Ein Selbstläufer war es nicht.

Rosberg hat die Niederlage schnell verdaut, Foto: Mercedes AMG
Rosberg hat die Niederlage schnell verdaut, Foto: Mercedes AMG

"Lewis ist verdient Weltmeister geworden", sagte der geschlagene Sportsmann Rosberg unmittelbar nach der Entscheidung. Wohl wissend, dass er eine Chance bekommen wird zurückzuschlagen - wahrscheinlich schon 2015. Eine Chance, keine Garantie. Und so spricht eine ganze Reihe von Gründen für eine Neuauflage des superengen Nervenkitzel-Duells bei Mercedes.

Rosberg stärker denn je

Zunächst die Mercedes-Identität, die zweierlei umfasst. Erstens absolute Gleichbehandlung der Fahrer. Zweites eine langfristige Perspektive: "Unsere Priorität wird sein, dass wir beiden ein Auto geben, mit dem sie weiterhin Weltmeisterschaften gewinnen können", sagt Toto Wolff, Motorsportchef bei Mercedes.

Dann der Faktor Augenhöhe. "Ich sehe Nico künftig stärker als bisher, da er jetzt die Erfahrung hat, um einen WM-Titel zu kämpfen", sagt David Coulthard. "Es war das erste Mal, dass er wirklich im Rampenlicht stand. Viele Fahrer denken, dass es leicht sei, zu gewinnen, wenn man in einem siegfähigen Auto sitzt, so erging es auch mir. Aber selbst in einem Siegfahrzeug ist es schwierig zu gewinnen", sagt der 246-malige Grand-Prix-Starter. 2015 könnte es also noch knapper zugehen.

"Nico wird wie die Hölle pushen", ergänzt der viermalige Formel1-Champion Alain Prost gegenüber Motorsport-Magazin.com. Bei Hamilton hingegen sieht wiederum Coulthard kaum noch Steigerungspotenzial. "Ich sehe keine Möglichkeit, wie er noch besser werden kann, weil er schon auf einem solch unglaublich hohen Niveau ist", sagt der Schotte. Auch das spricht für ein noch ausgeglicheneres Duell als 2014.

Immer schön locker bleiben, Foto: Youtube/Mercedes
Immer schön locker bleiben, Foto: Youtube/Mercedes

Hoffnung und Gelassenheit

Schließlich gesellt sich noch ein weiterer Faktor hinzu: Hamilton gehört seit dem 7. Januar der Generation Ü30 an - woraus Rosberg sofort Hoffnung schöpfte. Zum Geburtstag gratulierte er seinem Teamkollegen jedenfalls per Tweet: "Ein guter Tag für mich. Du bist jetzt alt, hoffentlich wird es damit für mich einfacher in diesem Jahr." Auch einen Hund legte sich der Deutsche (nach Vorbild Hamiltons) zu. Ob all das hilft? Natürlich nicht! Rosberg genießt nicht urplötzlich einen Herrchen- oder Altersvorteil, zumal er selbst im Juni in den Ü30-Club eintreten wird. Trotzdem steckt in diesen Episoden mehr als nur Augenzwinkern. Was genau?

Unbekümmertheit! Rosberg hätte an seiner Niederlage gegen Hamilton genauso gut verzweifeln können. "Man kann an so etwas zerbrechen", sagt Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner. Es sei keine Verständlichkeit, dass "der Verlierer charakterlich stark genug ist, um mit so einer Niederlage fertig zu werden." Rosberg ist es. Das zeigen seine Reaktionen nach dem WM-Triumph Hamiltons. Und das ist seine Stärke.

Der Deutsche vertraut weiter voll auf sich, seine Fähig- und Möglichkeiten - völlig zu Recht, bleibt man im Bild des "Kriegs der Sterne". Denn so lautete der Titel der ersten Star-Wars-Episode nur ursprünglich. Inzwischen heißt sie "Eine neue Hoffnung" - ein gutes Rosberg-Motto für die kommende F1-Saison! Doch lauert eine Gefahr ...

Beweist sich Rosberg 2015 auch im Rennen, Foto: Mercedes AMG
Beweist sich Rosberg 2015 auch im Rennen, Foto: Mercedes AMG

Greifen die Verfolger ein?

Der Angriff der Klonkrieger! Zu Deutsch: der Konkurrenz. Gelingt es Red Bull, Ferrari, Williams oder gar McLaren-Honda das Erfolgsrezept von Mercedes zu entschlüsseln und aufzuschließen, könnte sich das auf den teaminternen Kampf bei den Silberpfeilen durchschlagen. "Wenn die Dominanz kleiner ausfällt, müssen sie sich irgendwann im Verlauf der Saison entscheiden, wer die Nummer 1 ist. Sonst laufen sie Gefahr, die Weltmeisterschaft zu verlieren", warnt Alain Prost. Zur Vorbereitung auf diesen Fall gilt es also für jeden der beiden Kontrahenten, möglichst früh diesen Nummer-1-Status im Team zu beanspruchen.

Dass es tatsächlich zu diesem Szenario kommt, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Zwar bleibt das Reglement zur neuen Saison weitestgehend stabil, was den anderen Teams ermöglichen sollte aufzuholen. Allerdings schläft auch Mercedes nicht und feilt an weiteren Performance-Sprüngen. Von einem neuerlichen Leistungsvorteil von rund 50 PS ist zurzeit die Rede. Zudem will auf Fahrerseite nicht nur Nico Rosberg nachlegen. Während sich dieser vor allem in den Rennen verbessern muss und möchte, fokussiert Hamilton das Qualifying.

Papa Hamilton: Lewis schon zur Halbzeit Champion!

Anthony traut Lewis absolute Dominanz zu, Foto: Sutton
Anthony traut Lewis absolute Dominanz zu, Foto: Sutton

Entgegen der Einschätzung Coulthards besteht hier noch Nachholbedarf für den Weltmeister. 2014 waren seine Qualifyings von starken Leistungen, wie sieben Poles belegen, aber auch von Fehlern geprägt. "Meine Qualifying-Form war in den vergangenen zwei Jahren stets besser. Das ist eine gute Basis für das nächste Jahr", sagt Rosberg.

Letztlich zählen jedoch die Rennen. Rosberg will die "Nuancen", die es bei ihm zu verbessern gelte, zwar erkannt haben. Dennoch geht Hamiltons Vater Anthony ob der puren Rennspeed seines Sohnes davon aus, dass er Rosberg gar noch mehr dominieren kann - wenn die Technik mitspielt. "Wenn er gut in die Saison startet, ein zuverlässiges und schnelles Auto hat, dann sollte Lewis den Titel holen und zwar schon zu Saisonmitte!" Und das obwohl Rosberg 2015 sicherlich 150 Prozent geben werde. Möge der nächste Psycho-Poker beginnen!