Neun Podestplätze in Folge und vier Siege - das F1-Debüt von Lewis Hamilton im Jahr 2007 brachte sämtliche Experten zum Staunen. Laut Anthony Hamilton streben viele junge Talente die gleiche Karriere an, lassen sich dabei aber nicht genug Zeit, um an den Herausforderungen zu wachsen. "Ein Grund, warum ich mich heutzutage selten mit jungen Fahrern und deren Eltern abgebe, ist, dass keiner tun will, was wir getan haben. Keiner ist bereit hart zu arbeiten. Jeder will nur schnell Erfolge feiern", kritisierte Anthony Hamilton.

In dieser Saison sitzt mit Max Verstappen ein 17-Jähriger hinter dem Steuer eines F1-Boliden - ein Trend, den der Brite nicht gut heißt. Dabei will er Verstappen & Co. keinesfalls das Talent absprechen. "Wenn man sich die aktuelle Motorsportszene ansieht, dann absolvieren die jungen Talente maximal ein Jahr in einer Kategorie ehe sie genug davon haben und in eine andere Kategorie einsteigen. Und kurz darauf sitzen sie in einem F1-Auto oder erwarten ein F1-Cockpit zu bekommen. Ohne Frage gibt es da draußen eine Menge talentierter Fahrer. Das Problem ist, dass all diese Talente nicht warten wollen", erklärte Anthony Hamilton.

Hamilton gewann 2014 zum zweiten Mal den WM-Titel, Foto: Mercedes AMG
Hamilton gewann 2014 zum zweiten Mal den WM-Titel, Foto: Mercedes AMG

Wichtiger Lernprozess

Die Karriere von Lewis begann im Kart. Jeweils im zweiten Anlauf gewann er 2003 die britische Formel Renault sowie 2005 die Formel-3-Euroserie. Ein Jahr später holte er sich den Titel in der GP2 ehe er 2007 in die Formel 1 aufstieg. "Als Lewis das F1-Cockpit erhielt, hatte er bereits sehr viel Erfahrung gesammelt und Wertschätzung erhalten. Aber all das wäre nicht möglich gewesen ohne die Zeit im Kart und dem darauffolgenden Lernprozess in den verschiedenen Rennserien", betonte Anthony Hamilton, der zu Beginn als Manager seines Sohnes fungierte.

Bevor ein Fahrer in die Königsklasse stößt, müsse er wissen, wer er ist und für was er steht. Wobei sich auch die Väter bzw. Manager der Piloten an die eigene Nase fassen müssten. So gestand der Brite, dass er in der McLaren-Zeit unrealistische Erwartungen an seinen Sohn gestellt hatte. "Ich bin durch den Prozess, den wir durchgemacht haben, weiser und klüger geworden", räumte Anthony Hamilton ein. Vielen Vätern würde diese Einsicht fehlen - das behauptet Terry Fullerton. Der Brite besiegte in seiner Kart-Zeit niemand geringeren als Ayrton Senna.

"Es gab immer schon reiche Kids, die ihr Ziel dank Geld erreichten. Aber neu sind die Väter, die bis zum Äußersten entschlossen sind", so Fullerton. Als Senna 1984 sein Formel-1-Debüt mit Toleman gab, hängte Fuller seinen Rennhelm an den Nagel und arbeitete als Coach. In seiner Karriere arbeitete er unter anderem mit Anthony Davidson, Gary Paffett, Dan Wheldon und Allan McNish.