Ist es der nächste Wunder-Bolide aus den Weltmeister-Schmieden in Brackley, Brixworth und Stuttgart? Mit dem F1 W06 hat Mercedes heute sein neues Auto für die Formel-1-Saison 2015 vorgestellt. In Jerez enthüllten Nico Rosberg und Lewis Hamilton den Silberpfeil, mit dem sie sich erneut ein packendes Duell um den Titel liefern wollen. Bei den ab heute anstehenden Testfahrten soll der W06 nun wie schon im Vorjahr ein frühes Ausrufezeichen setzen.

Das neue Auto

Der W06, Foto: Mercedes-Benz
Der W06, Foto: Mercedes-Benz

Anders als in der vergangenen Saison ist der W06 mehr Evolution als Revolution. Das hat vor allem zwei Gründe. Erstens bleibt das technische Reglement weitestgehend stabil. Zweitens muss Mercedes keine großen Risiken eingehen. Immerhin war die Basis mehr als perfekt. Der letztjährige Bolide gehörte zu den überlegensten Autos der Formel-1-Geschichte. Trotzdem arbeitete Mercedes im Winter akribisch. "Der Moment, an dem man sich ausruht, ist der Moment, an dem man zu verlieren beginnt", erklärt Toto Wolff. Der größte Unterschied zum Vorgänger ist damit die reglementbedingt neu geformte Nase.

Plötzliche Probleme bei den Testfahrten sind also weniger zu erwarten, zumal Mercedes einen Shakedown in Silverstone am Donnerstag ohne Probleme über die Bühne brachte. Genau das war bereits vor Jahresfrist Mercedes' Trumpfass. Während die Konkurrenz an Kinderkrankheiten laborierte und mit der Zuverlässigkeit kämpfte, feilte Mercedes bereits ausgiebig an der Performance.

Beim Shakedown in Silverstone lief der W06 problemfrei, Foto: Mercedes-Benz
Beim Shakedown in Silverstone lief der W06 problemfrei, Foto: Mercedes-Benz

Vor allem auf Motorenseite dürfte der neue Silberpfeil erneut unschlagbar sein. Zwar war es den Teams im Winter gestattet bei gut der Hälfte aller Bauteile nachzurüsten. Doch galt das selbstverständlich auch für Mercedes. Mancher fürchtet gar einen noch größeren Leistungsvorteil für die Weltmeister. "Wenn man den kursierenden Zahlen Glauben schenkt, könnte der Abstand eher wachsen als sich verringern", sagt etwa Christian Horner.

Und optisch? Da ist der neue Renner wieder ein wahrer Augenöffner - elegant, aber aggressiv!

Der Vorgänger

Das war der F1 W05, Foto: Mercedes
Das war der F1 W05, Foto: Mercedes

Bei der Vorbereitung auf die Saison 2014 hat Mercedes den mit Abstand besten Job gemacht. Das muss man neidlos anerkennen. Kein Team begegnete der einschneidenden Reglementänderung samt Hybrid-Revolution auch nur annähernd so souverän wie Mercedes. So entwickelte sich der W05 zum absoluten Über-Auto. Nicht nur aufgrund des überlegenen Motors. Auch wegen einer ausgefeilten Aerodynamik und des Chassis wie Paddy Lowe betont. Elf Doppelsiege sprechen für sich. Ein neuer Rekord.

Die Fahrer

Nico Rosberg und Lewis Hamilton. Das Erfolgsgespann der Weltmeister-Saison steigt auch 2015 für Mercedes hinters Lenkrad. Muss man noch mehr sagen? Eigentlich nicht. An der fahrerischen Extraklasse der Teamkollegen besteht kein ein Zweifel. Im Gegenteil: Sie dürften gar noch stärker auftreten als 2014.

"Ich sehe Nico künftig stärker als bisher, da er jetzt die Erfahrung hat, um einen WM-Titel zu kämpfen", sagt David Coulthard stellvertretend für eine ganze Phalanx an Experten. Hamilton sei indessen ohnehin perfekt: "Ich sehe keine Möglichkeit, wie er noch besser werden kann, weil er schon auf einem solch unglaublich hohen Niveau ist", sagt DC.

Foto: Mercedes AMG
Foto: Mercedes AMG

Die Techniker

Das eingespielte Weltmeister-Team bleibt weitestgehend erhalten. Sowohl Aero-Guru Paddy Lowe als auch Powertrain-Experte Andy Cowell feilen nach wie vor eifrig in den Top-Fabriken von Mercedes. Dasselbe gilt für die Chefingenieure Geoffrey Willis und Aldo Costa. Einzig der langjährige Top-Ingenieur Jock Clear wanderte Richtung Ferrari ab. Clear hatte zuvor als Performance-Ingenieur für Michael Schumacher und Lewis Hamilton gearbeitet.

Die Ziele

Genau zwei: beide Titel verteidigen! So schnell wie möglich!