Das neue Superlizenz-System der FIA schlägt bereits kurz nach Veröffentlichung der Details hohe Wellen. Während Renault einen politischen Schlag des Motorsport-Weltverbandes gegen die eigenen Nachwuchsserien Formel Renault 3.5 und Formel Renault 2.0 beklagt, glaubt Ex-Pilot David Coulthard, dass die Regularien aktuell wenig Sinn machen.

Der 13-fache Grand-Prix-Sieger in der Motorsport-Königsklasse fordert daher, die Vorgaben der FIA keinesfalls als unumstößlich anzusehen und bei sinnvollen Ideen Änderungen durch- und umzusetzen. "Ich will keinen Rundumschlag starten, jedoch denke ich, dass wir das System nicht als endgültig verabschieden und permanent über Änderungen und Verbesserungen nachdenken."

DC: Angriff auf 'Fiktion' Formel 2

Auf der Motorshow in Birmingham prangerte DC gleich mehrere Punkte des neuen Reglements an: "Die meisten Punkte für den Sieg in einer Nachwuchsserie gibt es nun in der Formel 2, dabei existiert dieses Format noch nicht einmal. Viele der traditionellen und bereits bestehenden Serien werden gegenüber einer Fiktion abgewertet, und das ist nicht okay."

David Coulthard hat eine klare Meinung zum neuen Lizenzsystem der FIA, Foto: Sutton
David Coulthard hat eine klare Meinung zum neuen Lizenzsystem der FIA, Foto: Sutton

Auch die zwei Jahre Formelerfahrung eines Nachwuchsfahrers will Coulthard nicht per se als fixe Voraussetzung für den Erwerb der Superlizenz stehen lassen: "Wenn wir ein Ausnahmetalent haben, bei dem sich viele Experten einig sind, dass er schon bereit ist für die Formel 1 ist – warum sollten wir dann warten, bis er strikt alle Vorgaben erfüllt hat? Es sollte weiterhin die Chance geben, vorzeitig aufzusteigen, wenn Talent und Reife vorhanden sind."

Basis okay, Feinschliff erforderlich

"Ebenfalls gibt Coulthard zu bedenken, dass nicht immer der beste Fahrer eine Meisterschaft gewinnt, und somit talentiertere Piloten aufgrund fehlender Lizenzpunkte an einem Aufstieg in die Formel 1 scheitern könnten: "Es kam schon oft vor, dass Fahrer nicht eine ganze Saison absolviert haben. Aber nun könnte es einigen Ausnahmepiloten gar möglicherweise die verdiente Chance auf die Formel 1 kosten. Das ist inakzeptabel", erklärte der Schotte.

Wie auch Renault zweifelt Coulthard zudem die korrekte Einstufung der Wertigkeiten des Serien-Katalogs an. "Natürlich kann man nie jeden zufriedenstellen, aber die aktuelle Regelung offenbart für mich einfach offensichtliche Schwachpunkte, die leicht zu modifizieren wären. Mit der Basis des neuen Konzepts bin ich durchaus einverstanden, aber wir sollten tunlichst dafür sorgen, dass dieses nicht unumstößlich als fixes Regelwerk verwendet wird."