Zu feiern hatte Mercedes 2014 mehr als genug. Die große Sternen-Dominanz war für alle Welt unübersehbar. Den meisten Ruhm heimste dabei eindeutig Brixworth ein: Die dominante Power Unit mit einem Leistungsvorteil von etwa 50 PS gegenüber den anderen Aggregaten wurde in der Öffentlichkeit zum entscheidenden Erfolgsgaranten erklärt. Während die Euphorie mittlerweile der nüchternen Vorbereitung auf die neue Saison gewachsen ist, meldet nun Paddy Lowe an, doch bitte den Anteil seiner Aerodynamik-Abteilung in Brackley ein bisschen mehr zu würdigen.

Während die Motoren weiter für große Diskussionen sorgen, sieht Lowe die Formel 1 weiter als Aerodynamik-Formel: "Es wurde viel über die Motoren geredet, aber in Wirklichkeit ist die Aerodynamik wichtiger denn je", sagte der Technische Direktor von Mercedes gegenüber Autocourse. Wichtiger als je zuvor sei es, die Power Unit im Auto unterzubringen, ohne Abstriche bei der Aerodynamik machen zu müssen.

Dies gilt insbesondere für die Kühlung des V6-Aggregats mit all seinen Turbo- und Hybridkomponenten: "Einen großen Anteil an der [Erfolgs-] Geschichte war die Effizienz bei der Kühlung, die uns gelungen ist", führte Lowe aus. "Wir sind Schritt für Schritt vorgegangen und haben die Effizienz jedes einzelnen am Kühlkreislauf beteiligten Teils vorangebracht. So verringert man die Größe der Komponenten. Der erste Anlauf ist nie so gut wie der 27." Während zu Beginn der Saison die Kühlung das gesamte Design des Fahrzeugs vorgegeben hatte, konnte im Laufe des Jahres der Platzverbrauch der vielen Kühlkomponenten auf das Niveau von 2013 reduziert werden. "Das war schon ein klasse Gefühl", gestand der 52-Jährige.

Mercedes führte ein revolitionäres Design des unteren Querlenkers an der Vorderradaufhängung ein, Foto: Sutton
Mercedes führte ein revolitionäres Design des unteren Querlenkers an der Vorderradaufhängung ein, Foto: Sutton

Revolutionäre Vorderradaufhängung als weiteres Erfolgsgeheimnis

Als mindestens genauso wichtig schätzt Lowe ein weiteres Teil am W05 ein, denn hier beschritt man völliges Neuland: "Die Vorderradaufhängung hat eine große Rolle in der aerodynamischen Performance gespielt. Das Projekt hat bereits im Juni/Juli 2013 begonnen." Der untere Doppelquerlenker wurde dabei gabelförmig gestaltet und nicht mehr V-förmig wie bis dato. Das ergab einen großen Vorteil in der Anströmung der Side Pods und verbesserte auch die Effizienz des Frontflügels.

"Diese Konstruktion strukturell zum Arbeiten zu bringen war richtig schwierig", erläuterte Lowe. "Allerdings konnten wir sehr schnell erkennen, dass es sich lohnt. Deshalb haben wir dieses Konzept weiter verfolgt und haben die Strukturabteilung den Rest erledigen lassen." Letztlich machte Mercedes die Aufhängung auch strukturell salonfähig. Doch derartige Innovationen sind jedoch für die Öffentlichkeit weniger leicht verständlich als ein überlegener Motor. Aber der Saisonverlauf gibt Lowe Recht: Schließlich war das Mercedes-Werksteam nicht das einzige Team, das Mercedes-Motoren verwendet hat.