Sie lieben und sie hassen sie: Kommentatoren. Jeder Formel-1-Fan kommt unweigerlich mit den Formel-1-Kommentatoren in Berührung. Deutschsprachige Fans haben eine große Auswahl: Insgesamt vier Sender übertragen die Königsklasse des Motorsports. Motorsport-Magazin.com traf sich mit allen vier deutschsprachigen Kommentatoren. Heute stellen wir Ihnen Ernst Hausleitner vom ORF vor.

180 Mal vor Ort, 3 Mal aus Wien

Ernst Hausleitner ist seit 2004 für den ORF an den Rennstrecken dieser Welt. Zunächst war der Oberösterreicher allerdings nicht als Kommentator im Einsatz. Der 46-Jährige begann seine Formel-1-Karriere beim Monza GP 2004 als Interviewer. Seit 2006 leitet er als Moderator durch die Formel-1-Sendungen und seit 2009 ist er Moderator und Kommentator in Doppelfunktion.

"In diesen zehn Jahren habe ich als Kommentator genau drei Rennen nicht vor Ort kommentiert", gesteht Hausleitner. "Weil ich zweimal operiert wurde und einmal krank war. Da konnte ich nicht fliegen." Verzichten mussten die Zuschauer deshalb aber nicht auf ihren unterhaltsamen Kommentator. Hausleitner kommentierte das Geschehen aus Wien.

Wie einige Kollegen hat auch Hausleitner nicht von Anfang an Richtung Journalismus hingearbeitet. Dem Lockruf der Kronen Zeitung konnte er aber nicht widerstehen, weshalb das BWL-Studium ad acta gelegt wurde. 1997 macht er seine ersten Gehversuche beim Fernsehen und übernahm das Sportressort bei OÖ Vision. Nach einer kurzen Zwischenstation bei Premiere kam er 2000 zum ORF.

Traumjob Formel-1-Kommentator

Hausleitner ist quasi immer auf der Piste: 8 Monate mit der Formel 1, in der Winterpause kümmert er sich um die österreichische Volkssportart: Skifahren. Die Leidenschaft gehört dem Motorsport. "Mit dem Kommentieren der Formel 1 habe ich meinen absoluten Traumjob gefunden. Ich wüsste nicht, was ich lieber kommentieren würde, ich wüsste auch generell nicht, was ich im Leben arbeitstechnisch lieber machen würde, als Formel-1-Rennen zu kommentieren. Da bin ich absolut wunschlos glücklich."

Hausleitner folgte direkt auf Reporter-Legende Heinz Prüller, Foto: Sutton
Hausleitner folgte direkt auf Reporter-Legende Heinz Prüller, Foto: Sutton

Hausleiter hat das Erbe von Kommentatorenlegende Heinz Prüller übernommen. "Die Art des Kommentierens ist anders. Wir sind zwei komplett verschiedene Kommentatoren. Deswegen ist die Art des Kommentars auch von Grund unterschiedlich", stellt Hausleiter klar. Geschichten vom Frühstück mit Kimi Räikkönen, Mittagessen mit Nico Rosberg oder Abendessen mit Jenson Button gibt es also nicht von Hausleitner.

"Am Anfang war es in Österreich eine große Geschichte", erinnert sich Hausleitner an den Kommentatorenwechsel zurück. "Es wurde in vielen Medien darüber berichtet und gab große Aufregung. Eine größere, als für mich persönlich. Ich bin relativ gelassen an die Sache herangegangen." Mit Erfolg.

"Die Resonanz der Zuschauer liest man am besten in der Quote ab - und die ist nicht schlechter geworden", gibt sich Hausleitner bescheiden. "Das heißt, das Publikum hat das angenommen." Anfang 2014 wurde Hausleitner gemeinsam mit Experte Alexander Wurz sogar mit dem österreichischen Fernsehpreis Romy ausgezeichnet. "Das ist ein Publikumspreis und deshalb glaube ich, dass sie es nicht ganz so schlecht finden."

Spaß in der Kommentatoren-Kabine

Die große Beliebtheit beim Publikum ist wohl auch der witzigen Art geschuldet, mit der Hausleitner und Wurz kommentieren. Manchmal ein bisschen zu witzig, wie vielleicht der ein oder andere finden mag. Hausleitner erinnert sich: "Als Hamilton in seinem ersten Mercedes-Jahr beim Malaysia GP in die McLaren-Box abgebogen ist, da haben wir uns gekugelt vor Lachen. Wir haben den gleichen Humor, da sind wir beide gleich kindisch gestrickt. Wir sind uns in den Armen gelegen und haben Tränen gelacht. Da denken sich vielleicht einige Leser bei euch: Die haben nicht alle Latten am Zaun! Aber das war wirklich ein Spaß. Da gibt es oftmals solche Situationen, bei denen wir uns königlich amüsieren können."

Im Gegensatz zu vielen anderen Kommentatoren-Duos gibt es bei den Österreichern keine klare Rollenverteilung. "Ich halte auch nichts von einer strikten Rollentrennung in der Kommentatorenkabine." Die einfache Devise lautet: Jeder darf das sagen, was er weiß und das, was am Ende rauskommt, ist hoffentlich gut."

Aber nicht immer kann sich das 'kindische' Duo gemeinsam amüsieren. Weil Wurz' Renneinsätze in der WEC oftmals mit dem Formel-1-Kalender kollidieren, hat Hausleitner wohl den größten Experten-Verschleiß der deutschsprachigen Kommentatoren. Die erste Altarnative ist Karl Wendlinger, oder 'Karli', wie ihn Hausleitner nennt. Auch mit Susie Wolff, Giedo van der Garde oder Christian Klien hat er schon gemeinsam kommentiert. Die Zuschauer nehmen den Mix gut an. Das Erfolgsgeheimnis: "Für mich ist es ein Prinzip, dass man Atmosphäre in der Kabine schafft, damit ein sehr freundschaftliches Miteinander herrscht."

Immer gut gelaunt: Ernst Hausleitner, Foto: Sutton
Immer gut gelaunt: Ernst Hausleitner, Foto: Sutton

Das Highlight seiner 10-jährigen Formel-1-Karriere erlebte Hausleitner im Jahr 2014. Ausgerechnet 2004, als Hausleitner mit der Formel 1 begann, verschwand der Österreich GP aus dem Rennkalender. 2014 kehrte er wieder zurück. "Da wurde mir nicht langweilig", erinnert er sich. Es war das schönste, aber auch das anstrengendste Wochenende. Normalerweise überträgt der ORF nur das zweite Freie Training, Qualifying und Rennen. In Spielberg wurde aber fast rund um die Uhr vom Red Bull Ring gesendet.

VIP-Experte Hausleitner

Schon am Donnerstag gab es die ersten Live-Berichte, am Freitag ging es dann richtig los. "Da spürt man schon, dass man in der Doppelrolle als Kommentator und Moderator unterwegs ist. Das heißt: Ich moderiere den Vorlauf, sprinte dann in der Werbepause rauf in die Kommentatorenkabine und rede dann weiter. Wenn du das über drei Tage permanent machst, dann bist du am Sonntagabend gut erschöpft."

Hausleitner kennt sich übrigens nicht nur in der Welt des Motorsports aus, auch wenn er das selbst nicht so zugeben will. Bei einem Sponsorenevent mussten die anwesenden Journalisten Fragen über Patrick Dempsey beantworten. "Davon will ich ja gar keine Ahnung haben", sagte er noch beim Ausfüllen des Quiz-Zettels. Und wer hat am Ende das Fahrertraining im Porsche Cup Fahrzeug gewonnen? Wir nehmen ihm den Gewinn übrigens noch heute übel. Wir glauben weiterhin, dass es nur eine richtige Lösung auf die Frage, wie viele professionelle Rennen Patrick Dempsey schon bestritten hat, geben kann. Und die Antwort muss ganz klar "weniger als Rubens Barrichello" lauten. Wir fühlen uns um den Gewinn betrogen.

Am Montag stellen wir Ihnen Heiko Wasser von RTL vor.