Ferrari-Chef Sergio Marchionne und Neo-Teamchef Maurizio Arrivabene sprachen während des traditionellen Medientreffens vor Weihnachten offen über Fehler, verschenktes Potential und Experimente. "Wir haben zu viele Fehler gemacht", räumte Marchionne ein. "Zum Beispiel ist das unser dritter Teamchef in diesem Jahr", meinte er in Bezug auf Arrivabene, der Marco Mattiacci ablöste, der wiederum auf Stefano Domenicali gefolgt war.

Die Scuderia sei nicht einfach zu managen, aber er habe in seinem Leben schon recht komplexe Organisationen verwaltet. "Wir müssen ein Zugehörigkeitsgefühl haben und glauben, dass wir uns 2015 gut schlagen können", forderte er. "Wir hatten 2014 viel ungenutztes Potential, daher wird die große Herausforderung 2015 sein, die Rekonstruierung des ganzen Teams zu zeigen."

Ferrari hat in den vergangenen Wochen durch seine zahlreichen Entlassungen von Schlüsselpersonen für Kopfschütteln gesorgt. Die Frage, die sich alle stellen, ist: wer muss als nächstes seine Koffer packen? Marchionne rechtfertigt den Radikalschnitt damit, dass es einem Unternehmen sehr helfen kann, die Führungspositionen neu zu besetzen. "Aber dies ist ein großes Experiment in unserem 'Kontinuitätskonzept'", räumte er ein.

Arrivabene ist sich genau bewusst, was Ferrari nun erwartet und ist sich sicher, dass ihm seine Erfahrungen bei Philip Morris dabei helfen werden. "In meinen vorherigen Positionen war es so, dass am Ende des Jahres 50 Prozent meiner Leistung danach beurteilt wurden, wie es mir gelungen ist, Talente auszumachen, zu entwickeln und dafür zu sorgen, dass sie wachsen", meinte er. "Daran muss ich jetzt anknüpfen."

Keine Wunder erwarten

Nichtsdestotrotz stellten Arrivabene sowie Marchionne klar, dass man von Ferrari 2015 keine Wunder erwarten dürfe. "Ich habe viel mit Toto Wolff und Dieter Zetsche über die Dinge gesprochen, die dazu geführt haben, dass Mercedes 2014 so dominant war. Es waren Entscheidungen, die einige Jahre zuvor getroffen wurden. Ferrari könnte bis Ende 2016 dort sein, wo Mercedes jetzt ist", erklärte Marchionne.

Die Verantwortlichen bei Ferrari sind überzeugt, dass die Scuderia an ihre alten Erfolge anknüpfen kann. Gleichzeitige betonte Arrivabene, dass er den Erfolg nicht von heute auf Morgen herbei zaubern kann - schon gar nicht allein. "Ich bin kein Zauberer, es wird keine Wunder geben. Wir müssen als Team zusammenarbeiten, denn allein schafft man diesen Erfolg nicht. Dazu braucht es ein Team", meinte Arrivabene. Doch selbst das beste Team kann den Abstand auf Mercedes nicht verringern, wenn das Motorenreglement nicht gelockert wird.

"Bis jetzt gibt es noch kein grünes Licht für mögliche Änderungen", kritisierte der Neo-Teamchef. Dabei sei das nicht nur für die Mercedes-Jäger wichtig, sondern auch für die Fans. "Die aktuellen Regeln sind ein Labyrinth. Man würde meinen, dass das Reglement von betrunkenen Leuten in einer Bar geschrieben wurde. Die Regeln müssen vereinfacht werden, damit auch der normale Fan sie versteht", sagte Arrivabene.