Die Umstrukturierungen sind bei Ferrari in vollem Gange - da kann man den Überblick schon mal verlieren. Neue Personen, neue Posten, neue Zuständigkeitsbereiche. Dabei ist jedes moderne Formel-1-Team - nicht nur Ferrari - äußerst komplex aufgebaut. Motorsport-Magazin.com bringt Licht ins Dunkle und erklärt, wer in Maranello was macht.

Der Präsident: Sergio Marchionne

Der Präsident muss sich nicht nur um Ferrari kümmern, Foto: Sutton
Der Präsident muss sich nicht nur um Ferrari kümmern, Foto: Sutton

Der spektakulärste Wechsel bei Ferrari war nicht Fernando Alonso gegen Sebastian Vettel, sondern Luca di Montezemolo gegen Sergio Marchionne. 23 Jahre war Montezemolo der mächtigste Mann in Maranello, jetzt ist es Marchionne. Der Präsident trifft übergeordnete Entscheidungen, hat keinen direkten Einfluss auf die Sportabteilung. Er kümmert sich um den gesamten FIAT-Chrysler-Konzern und gehört deshalb eigentlich nicht in das Organigramm der Gestione Sportiva. Geht es um Politik in der Formel 1, mischt Marchionne aber mit.

Das Team-Management

Arrivabene muss an Präsident Marchionne berichten, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com
Arrivabene muss an Präsident Marchionne berichten, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com

Chef der Formel-1-Abteilung ist seit einigen Wochen Maurizio Arrivabene. Er kümmert sich als Teamchef um das große Ganze. Er ist für die Umstrukturierungen zuständig, er muss die richtigen Leute an die richtigen Plätze setzen. Wenn Marchionne nicht vor Ort ist, muss er für die richtige Politik sorgen. Um die sportlichen Abläufe an einem Rennwochenende muss sich der Teamchef aber keine Gedanken machen. Dafür hat Arrivabene Massimo Rivola an seiner Seite. Der Italiener bekleidete dieses Amt schon vor seinem Wechsel 2009 zu Ferrari bei Minardi und später Toro Rosso. Auf der anderen Seite ist Luca Baldisserri für den operativen Bereich zuständig und leitet nebenbei noch die Ferrari Driver Academy - der Dr. Helmut Marko von Ferrari.

Die Technik-Abteilung

Oben steht James Allison, Foto: Sutton/Ferrari
Oben steht James Allison, Foto: Sutton/Ferrari

Hier wird es schnell unübersichtlich. Aber mit James Allison gibt es jetzt einen eindeutigen Gesamtverantwortlichen. Er überblickt die komplette technische Entwicklung des Autos und gibt die Marschroute vor. Allison ist auch die Schnittstelle zwischen Motor und Chassis. Er ist der Vermittler. Die Motor-Ingenieure wollen immer möglichst viel Kühlung, die Ingenieure genau das Gegenteil. Was Allison sagt, wird gemacht.

Die Aerodynamik-Abteilung wackelt, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com
Die Aerodynamik-Abteilung wackelt, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com

Simone Resta hat erst kürzlich die Aufgabe des Chefdesigners von Nikolas Tombazis übernommen. Er muss dafür sorgen, dass es auf Chassis-Seite keine Probleme gibt. Und das Chassis ist ein weitläufiges Gebiet: Vom Monocoque, bis hin zur Radaufhängung und der Aerodynamik läuft alles bei ihm zusammen. Resta berichtet dann übergeordnet an Allison.

Die wichtigste Abteilung innerhalb Restas Zuständigkeitsbereichs ist sicherlich die Aerodynamik. Einen einzelnen Verantwortlichen gibt es bei Ferrari hier im Moment nicht, aber Änderungen sind keineswegs ausgeschlossen. Derzeit sind Loic Bigios und Dirk de Beer für den Luftfluss zuständig und berichten an Resta.

Zwei starke Männer für den Antrieb, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com
Zwei starke Männer für den Antrieb, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com

Die Power-Unit-Abteilung wurde erst während der Saison umgebaut. Motorenchef Luca Marmorini musste gehen. Die hohe Komplexität der Power Units spielt sich nun auch im Organigram wieder, mit Mattina Binotto und Lorenzo Sassi gibt es nun zwei Hauptverantwortliche. Binotto überblickt die gesamte Abteilung, während Sassi als Chefdesigner federführend ist. Binotto berichtet direkt an Allison.

Renningenieure

An der Strecke geht es nicht mehr um die Entwicklung des Autos, sondern darum, das meiste aus den Begebenheiten herauszuholen. Es geht darum, das Fahrzeug perfekt abzustimmen, die Streckenentwicklung zu antizipieren und herauszufinden, wie der Fahrer möglichst reifenschonend und benzinsparend fahren kann. Der Fahrer ist darauf angewiesen, dass seine subjektiven Eindrücke von der Strecke in messbare Ergebnisse übersetzt werden. Die Ingenieure an der Strecke sind quasi Dolmetscher zwischen Fahrer und der Technik.

Hier könnte kein Stein auf dem anderen bleiben, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com
Hier könnte kein Stein auf dem anderen bleiben, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com

In den letzten Jahren hat sich bei immer mehr Teams ein übergeordneter Renningenieur eingebürgert, der beide Fahrzeuge überblickt. Bei Ferrari war das bislang Pat Fry, der nun allerdings seinen Hut nehmen musste. Einen Ersatz gibt es offiziell noch nicht, deshalb soll Allison diese Aufgabe interimsmäßig übernehmen. Die Spatzen pfeifen allerdings schon von de Dächer, dass Jock Clear diese Position übernehmen wird. Mercedes hat seinen Abschied inzwischen bestätigt.

Der übergeordnete Performance Ingenieur arbeitet in erster Linie mit den beiden Renningenieuren der Fahrer zusammen. 2014 arbeitete Kimi Räikkönen mit Antonio Spagnolo zusammen. Allerdings ist der Italiener nicht unumstritten. Ihm wurde schon in der abgelaufenen David Lloyd an die Seite gestellt. Auch David Greenwood, der erst kürzlich von Marussia kam, wird als Renningenieur für den Iceman gehandelt.

Andrea Stella, Renningenieur von Fernando Alonso, wird wohl mit dem Spanier zu McLaren gehen. Offiziell hat das aber noch kein Team bestätigt. Als Sebastian Vettels Renningenieur wird derzeit Riccardo Adami hoch gehandelt. Mit ihm arbeitete Vettel bereits bei Toro Rosso zusammen.