Am Donnerstag hatte Bernie Ecclestone in seinem jährlichen Weihnachtsgruß noch den Prozess gegen ihn im Bestechungs-Skandal vor dem Münchner Landgericht auf die Schippe genommen. Nur einen Tag später erhielt der 84-Jährige selbst Post aus der bayerischen Hauptstadt. Die Bayerische Landesbank verklagte Ecclestone beim Münchner Landgericht zu einer Zahlung von 345 Millionen Euro plus Zinsen, wie am Freitag bekannt wurde. Damit flattert dem Formel-1-Zampano kurz vor Weihnachten die nächste Klage ins Haus.

Dabei war der strafrechtliche Prozess gegen Ecclestone erst Mitte August gegen eine Zahlung von 100 Millionen Dollar an die bayerische Staatskasse eingestellt worden. Die BayernLB wirft Ecclestone seit längerer Zeit vor, dass dieser beim damaligen Verkauf der F1-Rechte dafür gesorgt habe, dass die Beteiligung der Bank unter Wert verkauft worden sei. Die nun eingereichte Klage belegt, dass Gespräche zwischen Ecclestone und der BayernLB offenbar gescheitert sind. Er hatte vor einigen Monaten eine Zahlung von 25 Millionen Dollar angeboten, die Bank lehnte allerdings ab.

Bernies Weihnachtskarte als Antwort auf den Münchner Prozess, Foto: Bernie Ecclestone
Bernies Weihnachtskarte als Antwort auf den Münchner Prozess, Foto: Bernie Ecclestone

400 statt 25 Millionen

Ecclestone war in der Folge darum bemüht, nicht den Eindruck zu erwecken, er wolle sich in dem langwierigen Prozess freikaufen. "Die 25 Millionen habe ich übrigens auf Anraten des Gerichtes in München der Bank angeboten", erklärte er vor wenigen Monaten. Schon zum damaligen Zeitpunkt war die BayernLB mit der Höhe der Summe nicht einverstanden, angeblich standen Forderungen von 400 Millionen Dollar im Raum. Dieser Verdacht bestätigte sich nun mit der eingereichten Klage.

Laut einem Sprecher der BayernLB richte sich die Klage auch gegen Ecclestones Familienstiftung Bambino-Holding und weitere Beteiligte wie einen langjährigen Anwalt der Bambino. Die Bank fühlt sich benachteiligt, aus ihrer Sicht sei der frühere Banker Gerhard Gribkowksy von Ecclestone bestochen worden - dafür fordert die BayernLB nun eine Kompensation. "Der Kaufvertrag wurde aus diesem Grund nicht verhandelt, sondern zu Bedingungen abgeschlossen, die von Herrn Ecclestone vorgegeben wurden und für die Bank nachteilig waren", argumentierte die BayernLB.

Bernie Ecclestone hangelt sich von Klage zu Klage, Foto: Sutton
Bernie Ecclestone hangelt sich von Klage zu Klage, Foto: Sutton

Ecclestone klagt selbst

Die eingereichte Klage könnte eine Reaktion auf Ecclestone sein, der seinerseits am Donnerstag in London gegen die BayernLB eine Klage angekündigt hatte. Damit will er möglicherweise belegen, dass er der Bank nichts schuldet, nachdem deren Formel-1-Anteile an den heutigen Rechtehalter CVC verkauft worden waren. Die BayernLB hatte schon vor mehr als einem Jahr angekündigt, Ecclestone finanziell belangen zu wollen. Die schier unendliche Gerichts-Saga mit Ecclestone in der Hauptrolle geht also in die nächste Runde.

Ecclestone im Visier des Münchner Landgericht, Foto: Sutton
Ecclestone im Visier des Münchner Landgericht, Foto: Sutton

Ecclestone bleibt Oberhaupt der F1

Am Donnerstag war der umtriebige Brite noch von CVC in seinem Amt als Geschäftsführer der Formula One Group bestätigt worden. Ecclestone hatte das Amt seit dem Beginn der Gerichtsverfahren Anfang Januar zumindest offiziell ruhen lassen. Außerdem berief CVC zwei bekannte Gesichter in den Aufsichtsrat der Formula One Group: Ferraris früheren Präsidenten Luca di Montezemolo und den britischen Unternehmer Paul Walsh. Beide treten den Posten offiziell ab dem 1. Januar 2015 an.