Langes Überlegen oder nachgrübeln, um ein Highlight herauszugreifen, gab es 2014 nicht. Es ist einfach nur sonnenklar für mich: Die unglaubliche Wiederauferstehung des Felipe Massa bei Williams. Viele hatten große Zweifel - ich nehme mich selbst nicht einmal aus. Fünf magere Punkte holte Williams 2013, die Chance auf ein strahlendes Karriereende in Grove standen für den Brasilianer eher mau.

Mit Williams auf dem Karriereabstellgleis, Karriere-Aus am Ende des Feldes, finaler Kampf mit Caterham und Marussia. So oder so ähnlich waren die Reaktionen, als Massa nach der Ferrari-Kündigung für die Saison 2014 bei Williams unterschrieben hatte. Zweifelsohne ein riesengroßer Rückschritt nach acht Jahren bei Ferrari. Von wegen! Das Team, aber vor allem der abgeschriebene Brasilianer straften alle Kritiker lügen.

Mit 1:33.258 Minuten setzte Massa in Bahrain nicht nur die schnellste Runde der Testfahrten, sondern schürte gleichzeitig hohe Erwartungen für die Saison. Auf dem Red Bull Ring folgte die Pole Position - das gelang zuvor mit Ferrari fünf Jahre nicht. Richtig blühte Massa aber erst zum Saisonende auf. Sicher eine besondere Genugtuung, als er in Monza auf Platz drei landete - mit einem kleinen Gruß an Ferrari, die mit Kimi Räikkönen den starken neunten Platz einfuhren. Gefolgt von seinem Podest in Brasilien, das ein ganzes Land verzückte und der grandiosen Hatz um den Sieg in Abu Dhabi.

Felipe Massa vor seinem Heimpublikum auf dem Podest, Foto: Sutton
Felipe Massa vor seinem Heimpublikum auf dem Podest, Foto: Sutton

"Heute haben wir - nicht zum ersten Mal in dieser Saison - den besten Felipe gesehen. Er war absolut fehlerfrei. Das ist der beste Felipe und der Typ, den ich kenne und von dem ich weiß, dass er so fahren kann." Diese Aussage stammt von Williams-Performancechef Rob Smedley nach dem Abu Dhabi GP, nachdem Massa gegen Lewis Hamilton bis zur letzten Runde um den Sieg gekämpft hatte.

Massa hat 2014 eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er noch keinesfalls zum alten Eisen gehört. Der "Williams-Rückschritt" war für den Brasilianer wohl eine der besten Entscheidungen in der Formel-1-Karriere. Alle Kenner der Szene erlebten in dieser Saison einen entspannten, vom Druck befreiten und wiedererstarkten Vizeweltmeister von 2008. Vergessen die jahrelange Degradierung bei der Scuderia, vergessen die Anspannung, vergessen all die kritischen Stimmen, die ihn als einen Abklatsch seines einstigen Ichs beschrieben - Felipe Massa is back! In der abgelaufenen Saison musste Andrea Stella wohl mehrfach über Funk in Richtung Fernando Alonso funken: "Fernando, Felipe is faster than you."