Die Saison startete für Sebastian Vettel mit einem ganz klaren Ziel vor Augen: Titel fünf in Folge sollte spätestens in Abu Dhabi auf seinen Konto landen. Das Jahr 2014 sollte ihn eines Besseren belehren - bereits bei den Testfahrten. Immer wieder blieb sein RB10 liegen, anstatt Testkilometern gab es Schiebekilometer und sobald die Saison richtig begann, begannen die Probleme gleichermaßen. Immer wieder sah sich Vettel seinem besser qualifizierten oder platzierten Kollegen Daniel Ricciardo gegenüber. Eine Erklärung suchte der Heppenheimer oftmals vergebens.

Teamchef Christian Horner glaubt, die Antwort auf viele Fragen zu kennen. "Die Regeländerungen waren signifikant und die beiden Fahrer, die am meisten beeinträchtigt schienen, waren Seb und Kimi", erklärte Horner. "Ich denke, der Wegfall des Heckabtriebs war tatsächlich ein großer Faktor für Sebastian."

Vettel hätte seine Rundenzeiten in der Vergangenheit vor allem durch Nutzung des Hecks bei der Einfahrt in langsame Kurven gemacht. Der Wegfall dessen im Zusammenspiel mit dem Brake-by-Wire-System hätte Vettel viel von seinem so wichtigen Gefühl fürs Bremsen genommen. "Er ist ein Fahrer, dessen Gefühle beim Fahren sehr wichtig sind und einiges von diesem Gefühl wurde gedämpft und das hat seine Performance teilweise heruntergeschraubt."

Bereits zu Saisonbeginn war sich Vettel dieses Problems bewusst. Horner verriet, dass der vierfache Weltmeister die neue Formel 1 nicht mochte und mit seiner Meinung zu den Motoren, dem Lärm und dem Gefühl im Auto auch nicht hinter dem Berg hielt. "Er war zu Beginn sehr verärgert, aber sobald er realisierte, dass es sich nicht wieder ändern würde, begann er sich Gedanken zu machen. Er arbeitete sehr hart, wie er es immer tat", schilderte der Red-Bull-Teamchef bei der BBC. "Aber er wurde sehr frustriert, weil das Auto nicht tat, was er von ihm wollte und natürlich verschlimmerte sich das, als sein Teamkollege ein paar Rennen gewann und auf dem Level performte, auf dem er zuvor war."

Monza als Knackpunkt

Sebastian Vettel hatte in Monza Probleme, Foto: Red Bull
Sebastian Vettel hatte in Monza Probleme, Foto: Red Bull

Horner ist überzeugt, dass Ricciardos Leistungen einen Anteil an Vettels Entscheidung hatten, Red Bull zu verlassen und ab 2015 bei Ferrari zu starten. "Ich denke, Ferrari hat ihn recht vehement umgarnt und rund um Spa und Monza traf er die Entscheidung, im kommenden Jahr etwas anderes zu tun", schilderte Horner.

Ein Knackpunkt war Ricciardos Überholmanöver an Vettel in Monza. Als der Australier vor der zweiten Schikane zuerst außen antäuschte und den vierfachen Weltmeister schließlich innen überholte, sei das laut Horner ein prägender Moment für Vettel gewesen. "Er war nach diesem Grand Prix enorm frustriert." Die Umgarnung von Ferrari kam zu diesem Zeitpunkt sicher nicht ungelegen.

Somit kam es für Horner nicht überraschend, als Vettel ihm schließlich seinen Abschied verkündete. Die Anzeichen waren bereits zuvor zu sehen. "Als er nach Singapur kam, konnte man sehen, dass er ein anderer Mensch war", erinnerte sich der Red-Bull-Teamchef. "Er war entspannter und man konnte sehen, dass er sich entschieden hatte, aber es musste sich alles noch durch Fernandos Weggang von Ferrari entwickeln. Aber es war für mich am Ende keine große Überraschung."