Nach der ersten sieglosen Saison seit 21 Jahren wird bei Ferrari hart durchgegriffen. Die desaströse Saison kostete in diesem Jahr bereits Stefano Domenicali, Luca Marmorini und selbst Firmenpatron Luca di Montezemolo den Kopf. Am Dienstag bestätigte Ferrari schließlich den Abgang von Nikolas Tombazis und Pat Fry. Ein Schritt, den Alain Prost begrüßt. "Ich denke, dass es auch für Ferrari nicht schlecht ist, manchmal ein paar Dinge zu ändern. Das ist jetzt wie ein Neustart", erklärte der vierfache F1-Champion gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Zu besagten Neustart gehört auch Sebastian Vettel, der es als Schumacher-Erbe besser machen soll als Fernando Alonso, der in fünf Jahren keinen Titel gewinnen konnte. Wobei laut Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner die Fahrer nicht das Problem waren. "Alonso und Räikkönen waren sicher nicht das Problem. Es muss der Rest sein. Das lässt sich aufteilen in Technik, Struktur, Abläufe, Politik, etc. Da muss viel passieren. Es braucht ein paar andere, die den Teamfaktor, den Motorenfaktor, den technischen Faktor, den politischen Faktor abdecken", stellte Danner klar.

Und tatsächlich blieb in diesen Bereichen kein Stein auf dem anderen. Um den weit enteilten Weltmeister Mercedes einzuholen, holte Fiat-Boss und Neo-Ferrari-Präsident Sergio Marchionne mit Maurizio Arrivabene einen neuen Teamchef ins Boot. "Ich habe volles Vertrauen in Maurizio. Er kennt diese Welt bereits eine lange Zeit und er kann die Scuderia in dieser schwierigen Zeit für sie und die gesamte Formel 1 steuern", sagte Marchionne. Zudem sind laut italienischen Medien mehr als 60 neue Ingenieure nach Maranello gekommen. Sie sowie die Ferrari-Eigengewächse Simone Resta und Lorenzo Sassi unterstehen dem neuen Technikdirektor James Allison.

Bei Ferrari wurde eine neue Ära eingeläutet, Foto: Ferrari
Bei Ferrari wurde eine neue Ära eingeläutet, Foto: Ferrari

Keine Wunder erwarten

Seine Aufgabe ist es unter anderem ein effizienteres Aufhängungskonzept zu konstruieren, damit die Abstimmung des neuen Boliden nicht zur 'Unendlichen Geschichte' wie im Fall des F14T wird. Damit sich der 2015er Bolide auch in Sachen PS mit dem Silberpfeil messen kann, soll sich die Motorenabteilung Gerüchten zufolge sehr stark an die Anordnung des Turboladers von Mercedes-Benz orientieren. Ob die Kopie dem Original gefährlich werden kann, bleibt abzuwarten. Laut Gerhard Berger dürfen die Tifosi keine Wunder erwarten. "Zu erwarten, dass es bei Ferrari gleich nach vorne geht, wäre falsch", betonte der Österreicher gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Auch Prost drückt auf die Euphoriebremse. "Ich wäre sehr überrascht, wenn Ferrari nächstes Jahr sehr konkurrenzfähig sein würde. Sie müssen das Team erst langsam wieder aufbauen. Es braucht drei bis sechs Monate bis das Team zusammenarbeitet", so Prost. Die Chefetage gab auf jeden Fall die Richtung vor. "Habt keine Angst vor Veränderungen. Seid produktiv und habt den Mut, neue Ideen einzubringen", forderte Marchionne von der gesamten Mannschaft bedingungslosen Einsatz und vor allem den klaren Blick nach vorne. "Ich weiß, dass ihr das könnt und genau das braucht Ferrari."