Als Ferrari am Montag twitterte, dass Esteban Gutierrez Test- und Ersatzfahrer wird, dachte vielleicht der ein oder andere, dass Ferraris Twitter-Account gehackt wurde. Doch kurz darauf kam die Bestätigung samt schönen Zitaten der Beteiligten und Erinnerungen an die Rodriguez-Brüder per Mail in das Redaktionspostfach.

Einige scherzten schon: Braucht Ferrari jetzt auch Paydriver? Dass Gutierrez bei Sauber nicht nur wegen seines Talents zwei Jahre Formel 1 fahren durfte, ist kein Geheimnis. Das Gesamtpaket muss stimmen, sagte Teamchefin Monisha Kaltenborn stets.

Sieht der Ferrari bald aus wie der Sauber?, Foto: Sutton
Sieht der Ferrari bald aus wie der Sauber?, Foto: Sutton

Nun ist es auch traurige(?) Gewissheit, dass Gutierrez dieses 'Gesamtpaket' dazu verholfen hat, dritter, vierter, fünfter oder vielleicht sechster Fahrer bei Ferrari zu werden. Denn nur seine Erfahrung mit der neuen Generation der Ferrari Power Units qualifiziert ihn offenbar nicht dafür. Nur einen Tag nach der Gutierrez-Pressemitteilung flatterte das nächste Mal Post von Ferrari ins Haus.

Ferrari freut sich über einen neuen Sponsor. Zufällig kommt der aus Mexiko. Es handelt sich um die America Movil Gruppe. Noch nie davon gehört? Für Formel-1-Fans eher unwahrscheinlich. Denn die drei Hauptmarken der Gruppe heißen Telmex, Telcel und Claro. In den letzten zwei Jahren zierten diese Logos noch die Sauber-Boliden und die Teamkleidung der Schweizer.

2015 sind die Logos auf den Roten Göttinnen zu sehen. Und natürlich auf den Overalls von Sebastian Vettel, Kimi Räikkönen und Esteban Gutierrez. Braucht Ferrari inzwischen also wirklich Paydriver? Natürlich passiert es, dass immer wieder große Unterstützer mit ihren Sportlern Teams wechseln. Das war auch bei Fernando Alonso nicht anders. Aber für einen Test- und Ersatzfahrer bei Ferrari?

Ferrari schwimmt eigentlich im Geld. Aber mit dem neuen Präsidenten Sergio Marchionne weht ein anderer Wind. Die erste Schlagzeile, die unter Marchionne die Runde machte war der Börsengang von Ferrari. Ferrari braucht zwar kein Geld, aber die FIAT-Chrysler-Gruppe. Die Ferrari-Gewinne sollen nicht irgendwo in die Formel 1 fließen, sondern auch FIAT-Chrysler finanzieren.

Die neue Traumfabrik, Foto: Ferrari
Die neue Traumfabrik, Foto: Ferrari

Und die Formel 1 wird in den kommenden Jahren nicht gerade billig für Ferrari. Um aus dem Mittelfeld wieder an die Spitze zu kommen, sind immense Investitionen nötig. Der Windkanal ist zwar inzwischen rundum erneuert, es wartet aber ein neues Formel-1-Gebäude, das demnächst bezogen werden soll. Die Power-Unit-Abteilung wird wohl auch den ein oder anderen Euro in die Hand nehmen müssen, um mit Mercedes mitgehen zu können.

Und Sebastian Vettel will auch noch bezahlt werden. Auch die Ingenieure, die Ferrari nach und nach aussortiert, kosten Geld. Gleichzeitig muss die Scuderia neue Hochkaräter holen. Und auch ein kleiner Obolus für Fernando Alonso könnte drinnen sein, um seinen Vertrag vorzeitig auflösen zu können. Da können ein paar Gutierrez-Pesos nicht schaden.